Rheinpfalz Schweine, Schuhe und kotzende Milben

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Was haben das Lügenmuseum in Radebeul, das erste deutsche Bratwurstmuseum in Holzhausen und das Deutsche Schuhmuseum in Hauenstein gemeinsam? Sie alle finden sich im Museumsführer „Wenn die Milbe auf den Käse kotzt“ von Christian Ignatzi und Ben Schieler wieder. Schuld daran, dass es das Buch überhaupt gibt, ist Hauensteins Museumsleiter Willy Schächter. Irgendwie zumindest.

Ignatzi pendelt beruflich zwischen Stuttgart und Saarbrücken. Regelmäßig ist er also auf der B 10 unterwegs. Und da fiel ihm das braune Schild auf, das Vorbeifahrende auf das Schuhmuseum hinweist. Dass dieses Schild überhaupt dort steht, ist das Verdienst von Willy Schächter. Zehn Jahre hatte er dafür gekämpft. Und nur Schächters Hartnäckigkeit in Sachen Schild ist es zu verdanken, dass auch Ignatzi einen Abstecher nach Hauenstein machte. Beim Rundgang entstand die Idee eines Museumsführers der etwas anderen Art. Einer, der Museen in den Blick nimmt, die so gar nicht zum Klischee der staubtrockenen Kulturanstalt passen wollen. Zusammen mit Ben Schieler, mit dem Ignatzi gerade die Agentur Wortwunder gegründet hatte, ging er die Idee an. Herausgekommen sind Steckbriefe zu den vorgestellten Museen sowie eine Mischung von Reportagen der Museumsbesuche und Porträts der Leute, die dahinter stehen. „Das hat sich mit der Zeit so entwickelt. Denn von den Menschen, die sie betreiben, leben diesen kleinen Museen“, sagt Ignatzi. 33 kuriose Museen haben es schließlich in das Büchlein geschafft: beispielsweise das Schweinemuseum in Stuttgart, das Bananenmuseum in Sierksdorf (bei Lübeck) und das Gießkannenmuseum in – na, wo wohl? – in Gießen. Und natürlich das Milbenkäsemuseum in Würchwitz, das dem Buch seinen durchaus unappetitlichen Namen gibt. Milbenkäse – nie gehört? Damit sind Sie sicher nicht alleine. Helmut Pöschel, genannt Humus, präsentiert in seinem Museum so einiges rund um den Milbenkäse und stellt diese Delikatesse auch selbst her. Dazu packt er Quarkbollen für rund zwei Jahre in alte Munitionskisten und lässt 250 Millionen Milben darauf los. Die – daher der Name des Buches – spucken tatsächlich auf den Käse und geben ihm so den kräftigen Geschmack. „Das muss man erst mal auf sich wirken lassen“, meint Ignatzi lachend. Für ein Stück, kaum größer als eine Zwei-Euro-Münze, blättern Kenner übrigens 50 Euro hin, erfährt man im Buch. Ganz so ausgefallen sind die Exponate bei Willy Schächter in Hauenstein dann doch nicht – obwohl: Die Schuhe der Berühmtheiten haben den Autor schon fasziniert. Etwa die von Basketball-Spieler Shaquille O’Neal. „Das sind Schuhe, in die man kleine Kinder stecken könnte“, meint Ignatzi. Auch der Riesenschuh ist ihm im Gedächtnis geblieben. Dazu offensichtlich auch die Schuhmeile: „Wer durch die zwei roten Felsen nach Hauenstein einbiegt, die wie ein Tor zu einer anderen Welt anmuten, fährt plötzlich vorbei an einer Armada an Schuhgeschäften mit bunt leuchtenden Hinweisschildern – eines schriller als das andere, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Ein skurrilles Bild“, heißt es im Buch. Eine Rückkehr ist übrigens auch geplant: Ignatzi und Schieler touren auf Lesereise durch die Republik. Auch im Schuhmuseum würden sie gerne lesen. Einen Termin gibt es aber noch nicht. Wer die beiden dennoch hören möchte: Am 19. Juni, 19 Uhr, sind sie in der Baker Street in Saarbrücken. Der Eintritt kostet 15 Euro, ein Exemplar des Museumsführers ist inklusive. Lesezeichen Chris Ignatzi und Ben Schieler, „Wenn die Milbe auf den Käse kotzt – Die 33 verblüffendsten Museen Deutschlands“, Wortwunder GbR, 156 Seiten, ISBN 978-3-00-052684-8, 12,99 Euro. (clc)

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