Kreis Südwestpfalz Schiefes Bild von Pirmasens

Es ist wieder passiert! Erneut war ein überregionales Journalisten-Team in Pirmasens, um die Klischees von der Stadt mit den vielen Arbeitslosen und Hartz-IV-Empfängern, den hohen Schulden, den armen Kindern und den zahlreichen Leerständen zu bedienen und bundesweit über den Bildschirm in die Wohnzimmer zu transportieren. Was Spiegel TV am Sonntagabend ausstrahlte, das war in höchstem Maße unseriös, weil die Sendung allenfalls die halbe Wahrheit zeigte, weil nur die schlechte Seite der Stadt präsentiert wurde – eine Seite übrigens, die jeder, der sucht, auch in anderen Städten finden wird. „Im Westen nichts Schönes“, so leitete die Moderatorin den Beitrag ein. Er schilderte am Beispiel der alleinerziehenden Mutter Diana Zwally und ihrer vier Kinder die soziale Not in der Stadt, zeigte Aufnahmen von der Essensausgabe bei der Tafel oder Kameraschwenks über leerstehende Geschäfte und verfallende Häuser. „Wer kann, der geht, wer bleibt, der hat verloren“, spotten die Journalisten. Ein Satz, der die Intention des Spiegel-TV-Teams entlarvt: Man wollte skandalisieren, um eine Stadt in Misskredit zu bringen. Kein Wort davon, dass Pirmasens fast 20 000 Arbeitsplätze anbietet, seit Jahren enorme Summen in Kinder-, Jugend- und Sozialarbeit steckt, den preisgekrönten Pakt für Pirmasens ins Leben gerufen hat. Kein Wort über das attraktive Pirmasens, das Kulturforum Alte Post, den Strecktalpark, das Dynamikum, das Plub, den Eisweiher. Kein Wort über die Perspektiven, die die Jugendherberge eröffnet oder die Hochschule auf der Husterhöhe oder die geplanten Wohnparks. Auf dieses andere Pirmasens hätte die Stadtspitze hinweisen können, aber sie hatte, so hieß es in der Sendung, für eine Stellungnahme keine Zeit. Einem Mitarbeiter des Jugendamtes sei ein Maulkorb verpasst worden. Wenigstens gelang es Peter Schiel, früherer Schulleiter und CDU-Kommunalpolitiker, den schiefen Eindruck, den der Bericht hinterlassen hat, etwas gerade zu biegen. Dass es Menschen gibt, die sich von Berufswegen als Sozialhilfeempfänger verstehen, und Menschen, die sich um nichts kümmern, schon gar nicht um ihre Kinder, das sei kein Pirmasenser Spezifikum, die gebe es auch anderswo, betonte Schiel. Wenigstens für ein paar Sekunden gab es dann doch das andere, bessere Pirmasens zu sehen, als Bernd Hummel zu Wort kam und sein „Neuffer“ von den Fernsehleuten als „eines der wenigen Vorzeigeprojekte“ gepriesen wurde. Aber das vermochte aus dem Spiegel-TV-Beitrag auch keine Sternstunde des Journalismus mehr zu machen. Die Macher des Films sehen das naturgemäß anders. Vanessa Schlesier von Spiegel TV teilte am Montag auf Anfrage der RHEINPFALZ mit, „dass sich unser Beitrag explizit um das Thema Armut/Kinderarmut gedreht hat und nicht um Pirmasens und seine Gründer oder die vereinzelten Vorzeigeprojekte der Stadt. Zumal uns da wenig Kooperation vonseiten der Stadt entgegengebracht wurde.“ |Archivfotos: mar (3), bcr

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