Pirmasens Sanierung braucht ihre Zeit

Das frühere Königlich-Bayerische Amtsgericht in der Teichstraße wird restauriert.
Das frühere Königlich-Bayerische Amtsgericht in der Teichstraße wird restauriert.

Kulturdenkmäler: Nach dem Königlich-Bayerischen Postamt „Alte Post“ wird nun das frühere Königlich-Bayerische Amtsgericht in der Teichstraße restauriert. Bauherr Manfred Schenk hat begonnen, das schmucke Haus zu sanieren, in dem lange auch das Vermessungs- und Katasteramt residierte und sich später Rechtsanwälte, Architekten und Ingenieure niederließen.

Zügig voran geht die Sanierung nicht: Potentielle Interessenten müssen sich erst mal festlegen und sagen, was sie wollen, meint Bauherr Manfred Schenk. Dazu komme, dass die Untere Denkmalbehörde der Stadt die Bauarbeiten auf der Stelle unterbrechen ließ, gleich nach offiziellem Baubeginn im Oktober letzten Jahres. Warum, weiß Manfred Schenk nicht mehr genau. „Das hatte mit dem Aufzug zu tun“, vermutet er. Die Stadt selbst wollte sich dazu nicht äußern. „Es fehlten Genehmigungen. Deswegen mussten wir die Arbeiten sofort unterbrechen und erst einmal einen Maßnahmenkatalog erstellen und genau dokumentieren, was wir vorhaben“, erklärt Diplom-Ingenieur Reimund Holz, Bauleiter von Manfred Schenk, das von der Stadt auferlegte Prozedere. Diese bürokratische Reihenfolge findet er allerdings unsinnig, denn erst wenn man Hand anlege, stelle sich schließlich heraus, was genau im Argen liege. „Als wir die Decken aufgemacht haben, hat man erst mal gesehen, dass einige verfault waren“, berichtet Holz. Deswegen könne auch der feudale Stuck nicht durchgängig in allen Räumen erhalten werden. Zum Glück verfahre Monika Pleyer von der Unteren Denkmalschutzbehörde in Pirmasens nach der Devise: Was zu erhalten ist, soll erhalten werden. Was zu sehr angegriffen ist, kann durch moderne Elemente ersetzt werden. In erster Linie ginge es um die Bewahrung der historischen Bausubstanz, doch Verluste dürften durchaus sichtbar sein. Die bisher größte negative Überraschung sei die Dachsanierung gewesen, erzählt der Bauleiter. Allein die habe schätzungsweise 300.000 Euro gekostet. Die Kuppeln, die das Dach zieren, waren weitgehend zerstört: Der Sandstein wies starke Risse auf. Ein Steinmetz aus Zweibrücken habe sie aufwendig restauriert. „Auch die Sparren waren schadhaft, so dass viel vom Gebälk erneuert werden musste“, berichtet Bauleiter Holz. Den Schaden entdeckte man allerdings erst, als die Arbeiter auf dem Dach waren – von unten schien alles in Ordnung zu sein. „Mich regt das nicht besonders auf“, sagt Bauherr Schenk. Ihm gefalle das Geschichtsträchtige an dem Gebäude, in dem er selbst einmal ein Büro hatte. Deswegen ließ er sich darauf ein, das Prachtstück zu restaurieren, auch wenn es seit August 1986 unter Denkmalschutz steht. Und das, obwohl es keine Förderungen gebe, dafür um so mehr Auflagen von Seiten des Denkmalamtes. Seit 2008 gehört Manfred Schenk das Haus, das er seit 2010 aufwendig restauriert, umbaut und dort vier luxuriöse Stadtwohnungen realisieren will: mit circa 120 Quadratmeter Wohnfläche, behindertengerecht mit Aufzug und 25 Quadratmeter großen Balkons. Heizung, Installationen, Lüftung, Strom, Fenster mit Dreifachverglasung, alles werde nagelneu und hochmodern. Das Schöne an den Wohnungen ist, dass sie großzügig geschnitten sind, majestätische alte Flügeltüren haben und auch der originale Parkettboden noch teilweise erhalten ist. Der dreigeschossige Mansardendachbau habe so viele schöne Details: den prachtvollen Eingangsbereich, die Großzügigkeit der Wohnungen, die Stuckdecken und wunderbaren Flügeltüren mit bunten Bleiglasfenstern. „Im Eingangsbereich gibt es einen Terrazzoboden, der erhalten werden soll“, weist Ingenieur Holz auf den wunderschönen Hauseingang hin. Die vorhandenen Originalfarben im Inneren des Hauses, das nach Angaben des städtischen Presseamtes 1890 errichtet wurde, werden beibehalten. Das wolle nicht nur das Denkmalamt, sondern unbedingt auch er. Sein größter Wunsch ist es, dass nichts kaputt gemacht wird, was zu erhalten wäre. Vor dem Architekten und seinem Team liegt noch viel Arbeit. Die Wärmedämmung von innen soll mit Calcium-Silicatplatten vorgenommen werden, die dafür bekannt sind, dass sie keinen Schimmel bilden. Alles wird neu: Elektrik, sämtliche Rohre und die Fenster, die dreifachverglast sein sollen, denn das Haus befindet sich dort, wo die Gärtnerstraße auf die Teichstraße trifft, es ist dort nicht unbedingt verkehrsarm. Dafür bekommen die Bewohner einen Stadtplatz zur Rechten. Die Investitionssumme kalkuliert Schenk mit 1,2 Millionen Euro. Wie die Baumaßnahmen weiterlaufen sollen, ist noch nicht klar. Nicht zuletzt, weil noch nicht hundertprozentig entschieden ist, ob die Einheiten gewerblich oder privat vermietet werden oder ob sie als Eigentum angeboten werden sollen. Fest stehe, dass das Haus Ende nächsten Jahres fertiggestellt sein soll. „Wir haben keine Eile“, kommentiert Schenk die ruhenden Arbeiten. Es brauche eben alles seine Zeit.

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