Pirmasens Pirmasenser FWB Kunststofftechnik GmbH unter den 100 innovativsten Mittelständlern

Etwa acht Millionen Gehäuse für Funkklappschlüssel in der VW-Gruppe fertigt FWB jährlich in Serie, Tendenz steigend, wie die Ges
Etwa acht Millionen Gehäuse für Funkklappschlüssel in der VW-Gruppe fertigt FWB jährlich in Serie, Tendenz steigend, wie die Geschäftsführer Frank Schmidt (rechts) und Athanasios Valous erklären.

Sie haben einen Hang zum Tüfteln und nehmen dafür immer wieder Geld in die Hand: Chef und Mitarbeiter der FWB Kunststofftechnik GmbH sind ständig Neuem auf der Spur. Gestern Abend ist der Pirmasenser Spezialist für Kunststoff-Spritzguss in Essen dafür ausgezeichnet worden: Offiziell zählt er zu den 100 innovativsten Mittelständlern.

Die Innovationskraft bildlich darzustellen, ist hier kein einfaches Unterfangen. Ein Produktionsverfahren, mit dem sich drei Komponenten zeit- und geldsparend in einem Zyklus herstellen lassen, lässt sich nur schwer auf einen fotografischen Blick erfassen. Und das kleine Kunststoffteil, das im Motorraum eines Autos für die Elektronik unverzichtbar ist, darf noch nicht gezeigt werden – Geheimhaltungsabkommen mit dem Kunden. Das sei ihr Problem, stellt Frank Schmidt lachend fest: Sie hätten viele Neuheiten, aber sprechen darüber dürften sie meist erst zwei, drei Jahre später. Wer mit dem geschäftsführenden FWB-Gesellschafter durch die Produktion läuft, erfährt viel darüber, was Kern dieser Unternehmung ist: FWB entwickelt und fertigt nicht einfach Kunststoffkomponenten vor allem für die Automobilindustrie, sondern tüftelt seit jeher ständig an Neuheiten. Ob an Kunststofflinsen für LED-Fahrradleuchten und (neu) Autoleuchten, an transparenten Bauteilen oder in einem Verbundprojekt im Bereich polymerer Fasern, die in der digitalen Datenkommunikation eingesetzt werden. „Wir sind aufgeschlossen gegenüber Neuem“, sagt Schmidt: Wenn sie etwas hörten über Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten oder aus anderen Kreisen, schauten sie sich das erst mal an – „lass’ uns mal gucken“, heißt es dann für Frank Schmidt und den weiteren Geschäftsführer Athanasios Valous, der zugleich Leiter der Vorserie ist, also etwa für Entwicklung und Verfahren bis zum Serienstart zuständig ist. Bereitschaft und Fähigkeit zur Innovation spielen eine große Rolle dabei, dass FWB sich nun als einer der „Top 100“ bezeichnen darf – vorgeschlagen wurde das Unternehmen übrigens von der Wirtschaftsförderung der Stadt Pirmasens. Kriterien bei der Bewertung sind aber nicht nur Innovationsprozesse und Förderung durchs Management, sondern auch das Innovationsklima im Unternehmen selbst. In einer Atmosphäre wie auf einer Galeere, merkt Schmidt an, sei das kaum möglich. Aber auch nicht ohne ein gutes Miteinander der derzeit 175 Mitarbeiter. Das sei Teil der Unternehmensphilosophie, meint er – „wenn wir langfristig am Standort Deutschland bestehen wollen, müssen wir technologisch ganz vorne dabei sein“. Die Mitarbeiter kommen aus einem Radius von etwa 100 Kilometern, auch aus Frankreich. Entweder sind sie selbst ausgebildet – derzeit sind es zehn Azubis – oder überregional rekrutiert, wobei Schmidt ein starkes Interesse an Bewerbern aus der Region hat. Um technologisch mithalten zu können, wird bei FWB stetig investiert. Allein in den letzten fünf Jahren flossen etwa zehn Millionen in den Standort: in Weiterbildung, Entwicklung, Anlagen und den Bau zweier Hallen. Im Jahresdurchschnitt also zwei Millionen Euro, von denen über ein halbe Million Euro der Innovationstätigkeit zugerechnet werden können. Das Bemühen spiegelt sich wider im Umsatz: Die Hälfte ihres Erlöses aus dem Jahr 2015 (21 Millionen Euro) sei durch Neuheiten entstanden, sagt Schmidt. Zum Vergleich: Die insgesamt 262 ausgezeichneten Top-100-Unternehmen 2017 erzielten laut Wettbewerbsveranstalter zuletzt im Schnitt 38 Prozent ihres Umsatzes mit Marktneuheiten und innovativen Verbesserungen. Kerngeschäft für FWB ist die Entwicklung und Fertigung von Kunststoffteilen im Spritzguss; etwa 100 Millionen Bauteile im Jahr entstehen in Pirmasens, die meisten für einen Einsatz im Elektrobereich, so Valous. Produziert wird vor allem für die Automobilindustrie, etwa Gaspedale und VW-Funkklappschlüssel, aber zunehmend auch für andere Branchen, beispielsweise Ladestationen für Telefone. Zirka 60 Prozent aller Teile sind reine Kunststoffteile – derzeit. Denn auf dem Vormarsch sind Hybridteile, also Bauteile aus unterschiedlichen Materialien, hier Kunststoff und Metall; in Autos etwa nimmt die Elektronik immer weiter zu. Damit werde zugleich die Funktionalität einzelner Bauteile erhöht, erklärt Schmidt. Das hat bei FWB auch zu Verfahrensneuerungen geführt: Komponenten aus beiden Materialien können nun vollautomatisch in einer Maschine hergestellt werden. Von Vorteil erweist sich hier das Zusammenspiel mit dem baden-württembergischen Metallspezialisten Massopust, an dem FWB seit September 2016 mit 50 Prozent beteiligt ist. Ein ganz neues Feld für FWB ist die Medizintechnik. Hier seien sie dabei, mit einem Partner ein eigenes Produkt zu entwickeln und zu vermarkten, kündigt Schmidt an: eine Vorrichtung für Gewebebiopsie im Labor. Mehr verrät er nicht. Schon klar, warum – Geheimhaltung eben.

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