Pirmasens Pirmasens: Rede und Antwort bei Ortsbeirat

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Das Müllheizkraftwerk und die Klärschlammtrocknungsanlage waren Thema in der Sitzung der Ortsbeiräte von Fehrbach und Hengsberg.

Eine kontinuierliche Messung von Quecksilber im Rauchgas der MVA wird es wohl auch in Zukunft nicht geben. Es sei denn, der Zweckverband Abfallverwertung Südwestpfalz (ZAS) würde sich für ein solches Vorhaben aussprechen. Bei der Klärschlammtrocknungsanlage wird eine Ammoniakstrippinganlage nachgerüstet. Rede und Antwort standen der Betriebsleiter des Müllheizkraftwerks, Michael Höling, und der Betreiber der Klärschlammtrocknungsanlage, Manfred Schenk, den Ortsbeiräten von Fehrbach und Hengsberg bei einer gemeinsamen Sitzung am Dienstagabend. Eine Menge Bürger aus beiden Ortsbezirken waren gespannt auf die Informationen zu den beiden Themen, die derzeit die Fehrbacher und Hengsberger umtreiben. Höling wies anhand von diskontinuierlichen Messungen nach, dass es in der Vergangenheit keinen einzigen Störfall wegen überhöhter Quecksilberemissionen gegeben habe. Die Zahlen seit 2013 zeigen bei den zwei Linien minimalste Emissionswerte, im Durchschnitt 0,0004 Milligramm pro Kubikmeter. Der gesetzliche Grenzwert beläuft sich auf 0,03 Milligramm/Kubikmeter. „Die Werte stellen sich so dar, dass aus gesetzlicher und auch aus technischer Sicht kein Bedarf besteht, kontinuierlich zu messen“, sagte Höling. Quecksilberhaltige Abfälle würden gar nicht erst angenommen, versicherte der Betriebsleiter. Die Abfallfracht der Transporter aus dem ZAS-Gebiet werde durch Schlüsselnummern und Begleitscheine dokumentiert. Es gebe außerdem Sichtkontrollen und „wir haben eine Hochleistungskamera, die jeden Kippvorgang aufzeichnet“, erläuterte Höling. „Was wir nicht sehen, ist die Energiesparlampe, alte Quecksilberthermometer oder Schalter.“ Höling führt dies auf Fehlwürfe zurück. Aber dies seien Größenordnungen, die für die Anlage kein Problem darstellen.“ Schließlich habe der ZAS, dem die Anlage gehört, von Anfang bei der Rauchgasreinigungsanlage Wert auf „das Beste vom Besten“ gelegt. 179 Millionen Euro wurden alleine in die mehrstufige Rauchgasreinigung gesteckt, zwei Drittel des gesamten Investitionsvolumens. „Diese Anlage kann auch heute noch mit neuen Anlagen mehr als konkurrieren“, sagte Höling. Oberbürgermeister Bernhard Matheis wies auf die Folgen einer kontinuierlichen Messung hin. „Welche Kosten für diese Analyseverfahren anfallen würden, kann ich nicht sagen. Aber wenn das gewünscht wird, diskutieren wir darüber und lassen im ZAS abstimmen. Diese zusätzliche Sicherheit muss dann aber auch bezahlt werden.“ Unausgesprochen, weil logisch, ließ der OB, dass dies wohl über höhere Müllgebühren erfolgen würde. 181.717 Tonnen Abfall wurden 2016 angeliefert, im Jahr zuvor waren es 177.738 Tonnen. „Dieses Jahr werden wir wohl auch auf rund 180.000 Tonen oder etwas darüber kommen“, sagte Höling. Damit sei die Anlage voll ausgelastet. Betrieben wird die MVA von der Firma „Energy from Waste“ (eew) im Auftrag des Zweckverbands. Die Energie aus dem Müllheizkraftwerk lässt sich an konkreten Zahlen ablesen: 82.363 (79.003) Megawattstunden Stromabgabe im Jahr 2016 (2015 zum Vergleich); Fernwärmeabgabe 27.721 (23.034) Megawattstunden, was jeweils der Versorgung von zirka 23.400 Haushalten (Strom) oder der Versorgung von rund 1400 Haushalten mit Fernwärme entspricht. Bei der Klärschlammtrocknungsanlage, die Fehrbacher und teilweise auch Hengsberger Bürger in der jüngsten Vergangenheit mit Geruchsbelästigungen gequält hat, wird technisch nachgerüstet. Zusammen mit Investor Manfred Schenk führte der geschäftsführende Gesellschafter des Ingenieurbüros IBV-Ingenieure GmbH, Christian Burgbacher, aus, dass derzeit ein Genehmigungsverfahren für eine Ammoniak-Strippinganlage bei der SGD laufe. „Wir haben eine solche Anlage in Bayern schon gebaut, die sehr gut funktioniert“, so Burgbacher. Der Vorteil sei, dass man durch das „Stripping“ als „Nebenprodukt“ Ammoniumsulfat-Dünger herstellen kann, ein sehr hochwertiger Dünger, der auch marktfähig sei. Zuvor war das bei dem Trocknungsprozess entstandene Abwasser „ungefiltert“ in den Kanal gelaufen und hatte zu Geruchsbelästigungen geführt. Ein weiteres Problem stellte sich durch die Transportluft in der Anlage. Die UV-Oxidation zur Abluftreinigung habe „nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben“, meinte Burgbacher. Das habe in der Öffentlichkeit natürlich auch Nasenrümpfen ausgelöst. Deshalb sei ein Heizkessel so umgerüstet worden, dass die Geruchsstoffe jetzt abgesaugt und bei einer Temperatur von 850 Grad verbrannt werden, so dass keine Gerüche mehr auftreten, hofft Burgbacher. Für diese Maßnahmen hat Manfred Schenk zusätzlich eine Million Euro investiert. Der Geschäftsführer der Sludge Drying Südwest GmbH rechnet mit einer Wiederinbetriebnahme der Anlage im Spätherbst.

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