Pirmasens Pirmasens: Crêpes-Bude bewegt die Gemüter

Der Stadtverwaltung ist der Crêpes-Stand ein Dorn im Auge. Im Bild Gastronomin Heike Kölsch mit Tochter Stefanie und Kunstgenuss
Der Stadtverwaltung ist der Crêpes-Stand ein Dorn im Auge. Im Bild Gastronomin Heike Kölsch mit Tochter Stefanie und Kunstgenuss-Betreiber Olaf Mäckler.

Seit zwei Wochen haben die neuen Pächter des Cafés Kunstgenuss einen zwei auf zwei Meter großen Verkaufsstand auf ihrer Freifläche in der Fußgängerzone platziert. Ohne dafür eine Extra-Genehmigung eingeholt zu haben. Jetzt soll das Ding weg. Gastronomin Heike Kölsch versteht die Welt nicht mehr.

„Wir wollten mal etwas Neues anbieten, schnell, frisch, gut“, sagt Heike Kölsch. Zusammen mit ihrem Mann Thomas hat sie Anfang Juni die Gastronomie im Café Kunstgenuss übernommen. Und für 8000 Euro einen Crêpes-Stand angeschafft. Was sie nicht hätte tun dürfen, ohne die Stadtverwaltung einzuschalten. „Die wollen, dass der Stand wegkommt“, klagt Kölsch, die das kein bisschen nachvollziehen kann. Zumal von der Bude keine Geruchsbelästigung ausgehe. Sie und ihr Mann, die seit 30 Jahren in der Gastronomie tätig sind, zahlten Miete für den Außenbereich. Der Crêpes-Stand behindere niemand, im Gegenteil. Er stehe direkt an der Hauswand, drei Sitzgruppen seien weggekommen. Der Crêpesverkauf sei gut angelaufen. „Wir machen damit ein Drittel unseres Umsatzes“, sagt die Frau aus Thaleischweiler, die mit ihrem Mann zuletzt das Hotel auf dem Flughafen Zweibrücken betrieben hat. „Wir wollten den Cafébetrieb ankurbeln, der Crêpesverkauf ist ein Beitrag dazu, ebenso wie das tägliche Frühstücksbuffet.“ Sie könne kein bisschen verstehen, dass Ideen blockiert werden. Zumal die Baustelle das Geschäft derzeit in der Fußgängerzone nicht leichter macht.

Crêpes-Stand soll bis 25. Juli entfernt werden

Kunstgenuss-Betreiber Olaf Mäckler, der von Haus aus Immobilienkaufmann ist, hätte auch nicht gedacht, dass es für den Stand einer Extra-Erlaubnis bedarf. Zumal er für die Außenbestuhlung von August bis September 607,50 Euro an die Stadtverwaltung bezahlt. Er war einigermaßen irritiert, als ihm Mitte Juli ein Schreiben der Verwaltung ins Haus flatterte. Mit der unmissverständlichen Ansage: „Wir geben Ihnen Gelegenheit, den Verkaufswagen bis spätestens 25. Juli zu entfernen.“ Für den Verkaufswagen liege keine Sondernutzungserlaubnis vor. Eine solche könne auch nicht erteilt werden.

Betroffene wollen Kooperation mit der Stadt

Mäckler, der nicht gegen die Stadt schießen will, wie er sagt, sondern auf Kooperation aus ist, will jetzt nochmal einen Antrag bei der Stadtverwaltung auf Sondernutzung stellen. Bislang habe er nur mit einer netten Dame vom Ordnungsamt gesprochen, die ihm erklärt habe, es könne nunmal nicht jeder machen, was er will. Man wolle keinen Wildwuchs. Dafür habe er durchaus Verständnis, sagt der Wahl-Pirmasenser. Er erwarte aber auch, dass Dinge nicht grundsätzlich abgelehnt werden, sondern individuell geprüft werde, was geht. „Man sollte da Zugeständnisse machen.“ Die Fußgängerzone brauche mehr Frequenz. Deshalb wünschte sich Mäckler, dass neue Ideen nicht von vornherein abgeschmettert werden. Er und Kunstgenuss-Mitstreiter Sven Bischof beispielsweise hätten schon vor zwei Jahren bei der Stadt die Idee vorgetragen, eine Terrasse bauen zu wollen, damit man gerade sitzen kann, „mit Zäunchen und Blumen“, wie man das aus Porto und Wien kennt. „Wir haben sogar Fotos vorgelegt, aber bislang gibt es keine Entscheidung dazu aus dem Rathaus.“ Wichtig sei es, die Leute mit Neuem in die Stadt zu locken. „Am verkaufsoffenen Sonntag hatten wir Live-Musik vor der Tür, da sind die Leute stehengeblieben, wir hatten die Bude voll“, freut sich Mäckler. Vermutlich hätte er dafür auch eine Sondergenehmigung einholen müssen. Auf den Crêpesstand der neuen Pächter lässt Mäckler nichts kommen. „Der ist toll“, er denke auch über ein Flammkuchen-Fest nach.

Betreiber hoffen auf mehr Gäste von außerhalb

Das Kunstgenuss betreibt Mäckler nach wie vor mit Bischof, nur die Gastronomie hat er verpachtet. Die Ateliers im Obergeschoss seien allesamt vermietet, auch der Seminarraum werde regelmäßig gebucht. Was das wechselnde Angebot im Laden angeht, ist Mäckler zufrieden. „Wir kriegen Anfragen von Auswärtigen.“ Derzeit habe er 30 Anbieter, die Renner seien Skulpturen für den Garten, Bilder und alles Kulinarische, von Gewürzen über Honig bis zum Kaffee aus der Rösterei Pauli Michels. Einen Wunsch für die Zukunft hat er trotzdem: „Es müssten noch mehr Leute von außerhalb kommen. Das Kunstgenuss ist in seiner Konzeption schließlich nach wie vor einmalig im Land.“

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