Pirmasens Pirmasens: Baubranche droht Fachkräftemangel

Markus Andler
Markus Andler

Der Fachkräftemangel könnte den Bauboom in Pirmasens und im Landkreis bremsen, sagt Markus Andler, stellvertretender Regionalleiter der IG Bau.

Die IG Bau ist nicht gerade die dominierende Gewerkschaft in der Südwestpfalz, ebenso wenig wie die IG Metall. Den Kopf vorn hat in der Region mit ihrer chemischen Industrie naturgemäß die IG Bergbau, Chemie, Energie. Aber die IG Bau brauche sich nicht zu verstecken, „wir sind in allen Firmen drin“, sagt Andler. Will heißen: In allen Betrieben des Baugewerbes gibt es Mitglieder der Gewerkschaft. In Pirmasens hat die IG Bau rund 350 Mitglieder. „Mit Betriebsräten sind wir hier allerdings nicht so gesegnet“, sagt Andler. Im Moment gebe es nur bei Theisinger & Probst – das Pirmasenser Unternehmen gehört zum saarländischen Bauriesen Peter Gross – einen Betriebsrat. Gerade in kleineren, familiengeführten Betrieben der Baubranche gehöre schon Mut dazu, dem Chef zu sagen, dass man einen Betriebsrat gründen will, sagt Andler.

Zoll-Mitarbeiter sollen aufgestockt werden

Also versucht die IG Bau die Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten. Zum Beispiel bei der Einhaltung des Mindestlohns. Der liegt im Bauhauptgewerbe bei 11,30 Euro (zum Vergleich: der gesetzliche Mindestlohn beträgt 8,84 Euro), ist aber nur die unterste Stufe „für Leute, die noch nie auf dem Bau gearbeitet haben“, sagt Andler. Es gebe darüber hinaus einen zweiten Mindestlohn von 14,70 Euro, den auch Facharbeiter erhalten. Weil die Gewerkschaft nicht selbst auf den Baustellen kontrollieren darf, ob die Mindestlöhne eingehalten werden, „arbeiten wir eng mit dem Zoll zusammen“. Damit das Risiko, erwischt zu werden, für schummelnde Arbeitgeber steigt, fordert Andler, die Zahl der Zoll-Mitarbeiter bundesweit auf 10.000 (von jetzt rund 7600) aufzustocken.

Fachkräftemangel

Noch ein anderes Thema treibt die IG Bau um: der drohende Facharbeitermangel. Dabei biete die Baubranche in Pirmasens gute Verdienstmöglichkeiten und eine lange „Karriere-Leiter“. Per Aufstiegsfortbildung könne man es bis zum geprüften Polier oder Bauleiter bringen – und dann sogar mehr verdienen als viele Architekten. Nach Angaben der Sozialkassen der Bauwirtschaft waren im vergangenen Oktober 26 Bau-Azubis in der Stadt gemeldet. „Damit steht der Bau besser da als viele andere Handwerksbereiche. Trotzdem: Jeder zusätzliche Azubi wird gebraucht“, sagt der Chef des IG Bau-Bezirksverbands Süd-West-Pfalz mit Sitz in Kaiserslautern, Berthold Clemenz. Ein wichtiges Argument, eine Bau-Ausbildung zu machen, sei nach wie vor die Bezahlung, sagen Andler und Clemenz. Die Verdienste der Auszubildenden lägen meist sogar über denen der Industrie. Im ersten Lehrjahr geht ein angehender Maurer oder Straßenbauer mit 755 Euro pro Monat nach Hause. Im dritten Ausbildungsjahr sind es sogar 1400 Euro. Damit seien Bau-Azubis im Schnitt die Bestverdiener unter allen Auszubildenden. „Wer aber Fachkräfte in der Branche halten will, muss auch im Anschluss etwas tun. Der Einkommensabstand zwischen Industrie und Handwerk vergrößert sich seit Jahrzehnten“, sagt Clemenz. Wobei die Facharbeiter und Ingenieure am Bau wegen der starken Nachfrage mittlerweile in einer starken Position sind: „Sie brauchen sich nicht mehr unter Wert zu verkaufen“, sagt Andler. Im Moment würden „ganze Kolonnen“ zu Betrieben wechseln, die anständig bezahlen. „Die guten Leute kommen alle unter“, sagt er.

Imagewandel

Vor diesem Hintergrund bedauert Andler, dass die Zahl der Ausbildungsbetriebe zurückgeht. Mehr Schulabgänger werde man nur gewinnen, wenn sich auch die Arbeitsbedingungen und das Image der Branche verbesserten, ist die IG Bau überzeugt. Hier seien vor allem die Arbeitgeber gefordert. „Beim Bau denken viele an extremes Malochen. Doch in den letzten Jahren hat sich viel getan. Maschinen und digitale Technik erleichtern das Arbeiten“, so die Gewerkschafter.

Maschinen und digitale Technik erleichtern das Arbeiten am Bau.
Maschinen und digitale Technik erleichtern das Arbeiten am Bau.
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