Rheinpfalz Neue Arbeitsplätze in alter Schuhfabrik

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Wo bis vor vier Jahren noch Damenschuhe entstanden, werden nun Logos, Schriftzüge und Embleme vor allem für Berufsbekleidung hergestellt. Vor drei Monaten ist Marc Tretter mit seiner Treko GmbH aus Pirmasens nach Bruchweiler-Bärenbach umgezogen, wo er das Gebäude der einstigen Schuhfabrik Theresia Muck gekauft und renoviert hat. Denn das junge Unternehmen will sich vergrößern. 20 bis 30 Mitarbeiter wollten sie in den nächsten zwei, drei Jahren einstellen, kündigt Tretter an – die Suche läuft bereits.

Ein neuer Anstrich außen, komplett renovierte Räume innen, ein moderner Werbeauftritt: In der Fabrik, wo die inzwischen liquidierte Damenschuhfabrik Theresia Muck noch bis Mai 2013 Schuhe produzierte, ist neues Leben eingezogen. Statt bequemer Damenschuhe werden dort nun im Siebdruckverfahren Logos und Schriftzüge – so genannte Transfers – hergestellt, vor allem für Großhändler und Hersteller von Berufs- und Sportbekleidung, aber auch für Auftraggeber aus der Schuhindustrie, die ihr Logo auf Sohlen sehen wollen. Gekauft hat die 8000 Quadratmeter große Liegenschaft – etwa die Hälfte wird derzeit als Arbeitsfläche genutzt – der Unternehmer Marc Tretter mit seiner Treko GmbH, deren Sitz er von Pirmasens nach Bruchweiler-Bärenbach verlegt hat. Umgezogen ist er, weil Treko wachsen soll. Längerfristig sieht Tretter am neuen Standort, wo derzeit etwa 20 Leute arbeiten, Kapazitäten für ungefähr 200 Beschäftigte – die Branche habe sehr viel Potenzial, sagt der 30-Jährige. Das hat der Groß- und Außenhandelskaufmann bereits vor über fünf Jahren erkannt, als er für einen niederländischen Anbieter als Verkaufsleiter tätig war, und sich dann selbstständig gemacht. Erkannt hat er offenbar auch eine Marktlücke. Transfers habe es damals vor allem für zwei Stoff-Qualitäten gegeben, erklärt er, entweder für dehnbaren T-Shirt-Stoff oder aber für sehr waschbeständige Arbeitsbekleidung. Sie hätten daher mit ihrem neuen Unternehmen Produkte entwickelt, die beide Eigenschaften in sich vereinten und zudem flammenhemmend seien, so Tretter. Außerdem seien sie zertifiziert nach Öko-Tex – einem Label für schadstoffgeprüfte Textilien – und zwar der Klasse 1. Dies bedeute, dass ihre Produkte auch für Babybekleidung geeignet seien. Für Tretter Alleinstellungsmerkmale auf einem Markt, der mit geschätzten 100 Anbietern in Europa noch genügend Raum bietet. Gegründet wurde die Treko GmbH vor etwa fünf Jahren in Rodalben, wo Tretter damals wohnte. Produziert wurde zunächst nur in Großbritannien, Heimat des erfahrenen Produktionsleiters Mike Smith. Der von ihm aufgebaute Betrieb reichte jedoch schon bald nicht mehr aus; zusätzliche Kapazitäten am bisherigen Entwicklungs- und Handelsstandort Deutschland wurden daher aufgebaut – nun konzentriert und forciert in Bruchweiler. Dabei solle der britische Standort komplett erhalten bleiben, sagt Tretter. Dort arbeiten derzeit etwa 40 Leute und in Bruchweiler weitere 20, wobei Mitarbeiter zwischen beiden Standorten pendeln. 5000 Transfers im Monat hat das Unternehmen anfangs hergestellt, heute sind es etwa 500.000. Den Entwurf liefern in der Regel die Kunden – „wir beraten sie dann, wie es technisch umzusetzen ist“, sagt Tretter. Die Herstellung erfolgt vor allem per Siebdruckverfahren. Dabei wird das Motiv von Logo, Schriftzug oder Emblem – spiegelverkehrt – auf einen Polyesterträger aufgedruckt. Aufgetragen wird dann ein Hitzeschmelzkleber. Dieser ermöglicht es letztlich dem Kunden, Logos unter Hitze auf Textilien zu pressen – ähnlich wie beim „Bügelbildchen“, meint Tretter. Mit „Bügelbildchen“ für verschlissene Kinderhosen haben Tretters Produkte freilich weniger zu tun. Denn bei Treko bestellen Großhändler und Hersteller von Arbeitskleidung Textilveredelungsprodukte für ihre Kunden aus verschiedenen Branchen – vom Autohersteller bis zur Hilfsorganisation. Bei Arbeitskleidung zählten sie zu den weltweit führenden Unternehmen, sagt Tretter. Seit etwa einem halben Jahr bauten sie zusätzlich ein Standbein im Sportbereich auf; erste Erfolge gebe es bereits mit Logos von Fußball-Bundesligisten. Hauptmarkt ist Deutschland und der Benelux-Raum; doch auch die USA hat Tretter im Blick. Dort soll bald eine Niederlassung gegründet werden. Jeweils eine Niederlassung mit zwei bis drei Mitarbeitern gibt es bisher in den Niederlanden, in Italien, Dänemark und Spanien. In Bruchweiler wollten sie etwa 20 bis 30 neue Arbeitsplätze in den nächsten zwei, drei Jahren schaffen, sagt Tretter. Die Suche nach Personal mit Englischkenntnissen für Produktion und Verwaltung hat bereits begonnen: Erste Bewerber arbeiten zur Probe. Doch auch die Bürger im Ort sollen sich ein Bild davon machen können, was aus der einstigen Schuhfabrik geworden ist. Voraussichtlich im Sommer, meint Marc Tretter, werde es einen Tag der offenen Tür geben.

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