Pirmasens Musikalische Meister im Gespräch

Der Schauspieler Martin Neubauer und „German Hornsound“ in der Pirmasenser Alten Post.
Der Schauspieler Martin Neubauer und »German Hornsound« in der Pirmasenser Alten Post.

Das 1. Pirmasenser Hornfestival in der Alten Post ist eröffnet. Die Musiker von „German Hornsound“ werden dort in den nächsten Tagen die ganze Bandbreite ihres Könnens zeigen. Am Mittwoch war eine Mixtur aus Verdi und Wagner angesagt. Etwa 100 Musikliebhaber stellten sich gerne als Versuchskaninchen zur Verfügung, wie Oberbürgermeister Bernhard Matheis es formulierte, denn die Stadt probiert gerade eine neue Konzertreihe im Sommer zu etablieren, die außergewöhnliche Instrumente in den Mittelpunkt stellt.

Teodoro, seit 35 Jahren Oberkellner im legendären Café Florian auf dem Markusplatz in Venedig, war dabei, als Richard Wagner sich mit Giuseppe Verdi traf. Drei Mal sollen sich die weltbekannten und obendrein gleichaltrigen Musiker im Café Florian getroffen haben, um über Musik zu fachsimpeln und über Gott und die Welt zu reden. Jedenfalls behaupten das der Schriftsteller Herbert Rosendorfer und Karl Dietrich Gräwe, Musikjournalist und langjähriger Chefdramaturg der Deutschen Oper Berlin, in ihrem Opernfragment in drei Akten „Siegfried & Violetta – oder List, Last, Lust und Lunge“. „Buonasera! Wie geht es der Mamma?“. Mit diesen Worten eilt Schauspieler Martin Neubauer auf die Bühne, der in die Haut von Oberkellner Teodoro schlüpft, um die Begegnungen zwischen Wagner und Verdi auf der Bühne heraufzubeschwören, die ganz unterschiedliche Opern-Konzepte verfolgen, sozusagen Gegenspieler sind. Mit hellem Gehrock, Seidenschal und Sonnenbrille sieht Neubauer nicht so aus, wie man sich einen Oberkellner vorstellt: elegant und quasi unsichtbar im Einsatz. Doch auch ein Kellner hat mal Pause. Teodoro sitzt am Kaffeehaustisch, seine Aufzeichnungen vor der Nase, die er immer wieder mit Bleistift korrigiert. Wenn man den Gedanken weiterspinnen möchte, kommt man an den Punkt: ja, so könnte sie gewesen sein, die Geschichte, oder eben auch anders... Bleistiftschrift kann man ausradieren. Leider verliert Martin Neubauer streckenweise den italienischen Akzent und auch sein Temperament, dabei hatte er beides selbst eingeführt. Dann wird er richtig ernst, dabei war dem Publikum ein humoristisch-sarkastisches Gespräch versprochen. Zwischen den Anekdoten, in denen stets auch Wagners Liebesleben wichtig ist, spielt „German Hornsound“ Stücke aus dessen „Der fliegende Holländer“, „Tannhäuser“, und aus dem „Lohengrin“, den Rainer Schottstädt kühn mit Verdis „La Traviata“ gemixt und für vier Hörner arrangiert hat. Die beiden Opern stehen im Mittelpunkt des ersten fiktiven Komponistentreffens, das 1858 im „Sala Orientale“ des Café Florian stattgefunden haben soll. Drei Treffen gibt es insgesamt, verpackt in drei Akte: die zweite Verabredung wird 1880 im chinesischem Saal des Café Florian behauptet, die dritte und letzte soll 1883 stattgefunden haben, dem Jahr, in dem Wagner tatsächlich in Venedig stirbt. Ein gelungener Auftakt für das Hornfestival. Dennoch: Es wird jetzt nicht jedes Jahr ein Hornfestival geben. Das Horn nehme Bezug auf die Alte Post als ehemaliges Königlich-Bayerisches Postamt, erklärte der Oberbürgermeister. Deswegen fand die Premiere der Sommerkonzerte mit den Blechbläsern statt. Angedacht seien auch Saxofon und Klarinette. Um ein Festival einzuführen, brauche es einen langen Atem, so Matheis weiter. Auch das „Euroclassic Festival“ habe eine Weile gebraucht, um sich zu etablieren. Mit „German Hornsound“, das sind Christoph Eß, Sebastian Schorr, Stephan Schottstädt und Timo Steininger, stehen wahre Meister auf der Bühne. Das Hornquintett gründeten die ehemaligen Studenten der Hornklasse von Christian Lampert an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bereits 2009. Am Mittwoch überraschten die Musiker ihr Publikum mit einem ungewöhnlichen, kurzweiligen Konzert mit bekannten Stücken aus der Opernwelt, aber dennoch mit einem neuen Konzept: Opernmusik gemixt mit Schauspiel. Die Pirmasenser dankten für das bereitete Vergnügen mit langem Applaus, der die Akteure immer wieder auf die Bühne holte – bis sie eine Zugabe zugestanden.

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