Pirmasens „Mit dem Horn ist viel möglich“

Ist stolz, in Pirmasens zu spielen: Christoph Eß.
Ist stolz, in Pirmasens zu spielen: Christoph Eß.

Am Mittwoch und Donnerstag, 21., 22., und am Sonntag, 25. Juni, wird das Horn-Ensemble „German Hornsound“ die ersten drei von vier Konzerte des 1. Pirmasenser Hornfestivals in der Alten Post und auf dem Joseph-Krekeler-Platz bestreiten. Unser Mitarbeiter Fred G. Schütz unterhielt sich mit Christoph Eß von „German Hornsound“ darüber, wie es zu diesem Engagement kam, was das Ensemble mit Pirmasens verbindet und warum dieses Festival für die vier Musiker etwas ganz Besonderes ist.

Wie ist ihr Engagement beim Pirmasenser Hornfestival zustande gekommen?

Sonja Mäß vom Kulturamt kam schon einmal vor ein paar Jahren wegen eines Konzertes auf mich zu, ebenfalls für das Forum Alte Post, für das sie unser Programm „Pictures“ haben wollte. Das klappte aber zeitlich überhaupt nicht und es hat sich gut ein Jahr dahingezogen. Dann kam schließlich der Anruf, sie wolle es jetzt unbedingt machen, und sie hatte den Vorschlag, eine Art Festival daraus zu machen. Dann haben wir einen Termin gesucht, so dass sich das dann super ergeben hat. Für uns ist das natürlich toll, weil wir uns mit der ganzen Bandbreite zeigen können. Das Angebot haben wir dann natürlich gerne angenommen. Versteht sich „German Hornsound“ als Band oder eher als Orchester? Wir sehen uns als Kammermusik-Ensemble, nicht als Orchester. Im Orchester zu spielen, ist ja eigentlich unser Hauptjob, jeder in seinem eigenen. In unserem Ensemble versuchen wir zwar, einen orchestralen Klang mit vier Hörnern zu erzeugen, vor allem aber auch einen kammermusikalischen Klang. Sie sind eine ziemlich atmende Band – mal mit vier Musikern in der Stammbesetzung, dann wieder mit acht…? Das Konzert mit den acht Hörnern ist einfach ein Sonderprojekt von uns. Normalerweise sind wir vier und es gibt ein Projekt, bei dem wir zu acht sind, das ist das „Pictures“-Programm, das wir am Donnerstagabend spielen. Wir machen auch manchmal Programme mit einem Schauspieler oder ein paar Sängern, da haben wir ein befreundetes Ensemble. Die Horn-Literatur im Original ist ja sehr begrenzt, so dass wir sowieso darauf angewiesen sind, ganz viele eigene Arrangements und Stücke zu schreiben oder mit Original-Literatur mit anderen zusammengehen. Ansonsten wäre das relativ langweilig. Wie kommt man eigentlich aufs Horn? Sie sagten ja selbst, es gibt relativ wenig Solo-Literatur. Haben Sie in einem normalen Blas-Orchester begonnen? Manche von uns ja, im Musikverein oder im Posaunenchor, wo es hieß, ein Horn fehlt noch, mach mal. Einer von uns hat erst Trompete gespielt und sattelte mit 15 aufs Horn um. Bei mir war es spezieller. Meine Eltern hatten mit Musik beruflich überhaupt nichts zu tun. Die haben gerne Musik gehört und schenkten mir irgendwann die Kassette mit „Peter und der Wolf“. Ich war wohl so fasziniert von dem Horn, dass ich schon mit drei Jahren gesagt habe, das will ich lernen. Ich habe denen so lange in den Ohren gelegen, bis wir, da war ich so sechs Jahre alt, zur Musikschule am Tag der offenen Tür gegangen sind. Wir hatten in Tübingen eine sehr gute Musikschule mit guten Lehrern, so dass ich schon sehr früh zum Horn gekommen bin, ohne den Umweg über die Kapelle zu gehen. Sind Sie der sogenannten klassischen Musik verhaftet, oder haben Sie auch Berührungspunkte mit Jazz? Wir sind natürlich komplett ausgebildet in der Klassik, aber mit dem Ensemble versuchen wir auch ein bisschen was Richtung Jazz zu machen oder gehen in die Moderne. Wir probieren auch gerne neue Spieltechniken, da ist mit dem Horn schon viel möglich. Wir haben auch mal Pop-Songs arrangiert, was gut ankam. Was auch immer gut klingt sind Piazzolla-Tangos, was dazu führt, dass wir durchaus im 20. Jahrhundert unseren Unfug treiben. Hinzu kommt, dass wir schon mal Stücke für uns schreiben lassen, und das geht dann schon mal in den Jazz-Bereich oder in die zeitgenössische E-Musik. Ist es bei der derzeitigen Situation nicht schwierig, mit einem Exoten-Instrument wie dem Horn auskömmliche Engagements zu bekommen? Das ist bei uns ein bisschen anders, weil wir alle vier ja zum Glück unsere Orchesterstellen haben. Was wir mit dem Quartett machen, ist für uns alle ein Luxus, wir müssen davon nicht leben. Mit dem Quartett können wir sozusagen ein bisschen risikoreicher investieren. Wir machen viele CD-Produktionen, die das Ensemble relativ viel Geld kosten, so dass man daran nichts verdient. Im Prinzip dient eine CD heutzutage nur noch als Demo und wenn es gut läuft, ist es ein Null-Geschäft. Und mit dem exotischen Instrument: Wenn man das gut vermarktet, ist das sogar eher ein Vorteil. Streichquartette gibt es enorm viele und wir sind da schon ein bisschen spezieller und vielleicht dadurch auch einzigartiger. Deswegen können wir mit den Gagen ganz gut mithalten. Das spricht sich jetzt rum, wir geben mit dem Quartett mittlerweile fast 30 Konzerte im Jahr, da haben wir uns echt schon einen Namen gemacht. Wenn es uns musikalisch keinen Spaß machen würde, würden wir das vielleicht lassen. Das schöne bei dem Ensemble ist, dass wir alles machen können, weil es uns Freude macht, auch weil wir vier uns super verstehen – schon vom Studium her. Aus der Freundschaft ist das Quartett erst entstanden. Was hat Sie an Pirmasens gereizt? Pirmasens kennen wir alle so ein bisschen. Da gibt es ja die Musikerfamilie Steckel. Drei von uns haben bei deren Euroclassic Festivalorchester gespielt zusammen mit Julian Steckel. Und natürlich ist es für ein Ensemble wie unseres wahnsinnig toll, eine Anfrage für mehrere Konzerte zu bekommen. Das ist für Frau Mäß toll und auch für uns, auch mal die ganze Bandbreite eines speziellen Instruments zu zeigen, was historisch auch gut zu der Alten Post passt. Das Format hat uns total gereizt. Natürlich waren wir auch stolz, dass wir angefragt wurden. Nennen Sie bitte drei Gründe, warum man die drei Konzerte von „German Hornsound“ besuchen sollte? Auf jeden Fall, um das Horn kennenzulernen, weil es ein ganz interessantes und vielseitiges Instrument ist. Natürlich auch, um „German Hornsound“ kennenzulernen, weil wir uns ein bisschen von dem ganz spröden Klassik-Mainstream absetzen. Das Dritte ist, weil das Horn und die Alte Post eine super Kombination sind. Infos Der Eintritt kostet 20 (ermäßigt 15) Euro. Infos und Karten gibt es im Pirmasenser Kulturamt, Telefon 06331/842352, und per Mail an kartenverkauf@pirmasens.de.

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