Pirmasens Mit Buntstiften die Musik in Bilder übertragen

Von Sebastian Schorr, einem Musiker von „German Hornsound“, stammen die über die Bühne projizierten Bilder.
Von Sebastian Schorr, einem Musiker von »German Hornsound«, stammen die über die Bühne projizierten Bilder.

„German Hornsound“ stand am Donnerstag mit Verstärkung auf der Bühne. Spielte das Ensemble zum Auftakt des 1. Pirmasenser Hornfestivals am Vorabend als Quartett plus einem Schauspieler, waren die Gruppe am zweiten Festivalabend acht Mann stark. Ihr Programm „Pictures“ zog weniger Publikum in den Kuppelsaal der Alten Post, doch die Musikliebhaber kamen auch am zweiten Abend der neu eingeführten Sommerkonzert-Reihe, bei der wiederum das Waldhorn im Mittelpunkt stand, voll auf ihre Kosten.

„German Hornsound“ begab sich auf die Spuren der russischen Komponisten rund um Modest Mussorgski und seinem Werk „Bilder einer Ausstellung“. Doch die Bilder, die lieferten die Musiker selbst. Genauer gesagt, einer ihrer Musiker: Sebastian Schorr, erster Solohornist an der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, ist nicht nur passionierter Musiker, sondern zeichnet auch mit Leidenschaft. Mit Bleistift und Buntstiften erarbeitete er 20 Bilder in weiß, schwarz und blau, zu denen die Musiker die passende Musik aussuchten. Im Mittelpunkt der Musikauswahl stand Modest Mussorgski (1839-1881), der als einer der eigenständigsten Komponisten seiner Zeit gilt. Er starb schon mit 42 Jahren. Dennoch komponierte er fünf Opern und unzählige Liederzyklen. „Kunst ist ein Mittel der Kommunikation, nicht ein Ziel in sich selbst“, soll er gesagt haben. Das nahmen die Hornisten ernst und traten in den Dialog: sie ließen seine Kompositionen erklingen und kombinierten sie mit Bildern. Besonders begeistert waren die Pirmasenser Zuhörer von der Musik von Dmitri Schostakovich, von dem sie die Stücke „Waltz 2“ und „Dance 1“ zu hören bekamen. Das disziplinierte Publikum ließ sich hier sogar zu Pfiffen und kurzen Rufen hinreisen, um ihr Wohlgefallen auszudrücken. Ja, man kann schon sagen: die beiden Stücke waren die Favoriten. Kombiniert war die Musik mit einer Zeichnung Schorrs: tanzende Silhouetten in Grau und Schwarz, ein blauer Balletttänzer mittendrin und Schuhe: ein Pumps kombiniert mit einem schwarzen Herrenschuh, die gelbe Vögel und blaue Blumen zieren. Die blaue Blume taucht oft auf in Schorrs Werken, verfließt immer wieder mit anderen Assoziationen: einmal gleichen sie einem Himmel, ein andermal scheinen sie in einen Herrenbart überzugehen, aber immer ist es die blaue Blume der Sehnsucht, die der Romantik zum Zeichen wird. Das gewisse Etwas zum Konzert kam von Christoph Ess, der das Programm publikumsnah moderierte. Das Besondere am Waldhorn sei, dass man mit dem Instrument fünf Oktaven spielen kann, erklärte der Profi. Deswegen spezialisieren sich die Musiker auf hohe oder tiefe Töne, häufig im Duo, um in verschiedenen Oktaven das gleiche Motiv zu spielen. Das Klangfarbenspektrum werde zusätzlich durch Dämpfer erweitert, hölzerne Kegel, die die Musiker ins Horn einfügen, verrät Stephan Schottstädt dazu in der Pause. Der Donnerstagabend bot in der Alten Post außerdem eine Besonderheit in der Besetzung. Denn mit sieben hochklassigen Musikern stand auch ihr Professor mit auf der Bühne, der vom Lehrer längst zum Freund geworden ist. Christian Lampert, Professor und als Solohornist ständiges Mitglied der Bayreuther Festspiele, würde viel zu selten auf der Bühne stehen, befand Christoph Ess von „German Hornsound“ und freute sich umso mehr, ihn in den Reihen zu haben. Natürlich gab es auch ausgewählte Stücke der Ballett-Klassiker „Romeo und Julia“ von Sergey Prokofiev: „Montagues and Capulets“, „Tybalt’s Death“ und „Julia’s Death“, deren Hornversionen von Stephan Schottstädt exzellent arrangiert wurden. Und auch Peter Tschaikowsky stand auf dem Programm. Die Hornisten spielten die Stücke „Miniature Overture“, „Coffee (Arabian Dance)“ und den „Blumenwalzer“, arrangiert von Ralph Ficker. Das „Pictures“-Programm der acht Hornisten war eine musikalische Ausstellung, eine Reise durch Russland: mal erhebend, mal beschwingt, mal melancholisch, aber immer wunderschön und virtuos. Der zweite Festivalabend war ruhig, aber musikalisch brillant. Kein Wunder, dass das Publikum die Chance nutzte, eine Zugabe zu erhaschen. Und so spielte nach dem Applaus „German Hornsound“ noch den russischen Tanz aus der „Nussknacker-Suite“. Infos —„Gesprächskonzert Waldhorn“ heißt der programmatische Titel des dritten Konzertes des Pirmasenser Hornfestivals am Sonntag, 25. Juni, ab 11 Uhr (Einlass ab 10 Uhr) mit dem Ensemble „German Hornsound“ unter freiem Himmel auf dem Joseph-Krekeler-Platz vor der Alten Post. Elf Musiker von „German Hornsound“ laden ein zur musikalischen Zeitreise durch die Welt der Hörner mit unterschiedlichen Themen wie Barock, Jagd und Wald. Auf dem Programm stehen Werke von Georg Friedrich Händel, Constantin Homilius, Anton Bruckner, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Carl Maria von Weber, Giuseppe Verdi, Astor Piazzolla, Kerry Turner und Lowell Shaw. Alle Werke wurden von Musikern von „German Hornsound“ arrangiert. Die Veranstaltung ist um ein kulinarisches Angebot erweitert. Bei schlechtem Wetter findet die Veranstaltung im Forum Alte Post statt. Der Eintritt kostet (inklusive Gourmet-Teller) 35 (ermäßigt 30) Euro. Karten gibt es im Pirmasenser Kulturamt Pirmasens, Telefon 06331/842352, E-Mail kartenverkauf@pirmasens.de. —Im Anschluss der Open-Air-Matinee des Hornfestivals am Sonntag haben Interessierte die Möglichkeit, den Konzertbesuchern das Blechblasinstrument mit eigenen Darbietungen vorzustellen. Angesprochen sind Hornisten und Waldhornbläser. Solisten und Gruppen können sich direkt am Sonntagmorgen an der Tagekasse auf dem Joseph-Krekeler-Platz melden.

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