Pirmasens Lust auf Banane

Traumpaar: Franziska Engel auf KD Whizzoffthefuture bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Givrins, wo sie Rang sechs erreichten.
Traumpaar: Franziska Engel auf KD Whizzoffthefuture bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Givrins, wo sie Rang sechs erreichten.

«HAUENSTEIN.» Kaum von der Junioren-Weltmeisterschaft im schweizerischen Givrins zu Hause, richtet sich der Blick der Hauensteiner Westernreiterin Franziska Engel schon nach vorne. Sie will – wie 2016 – Deutsche Juniorenmeisterin in der Disziplin FN-Reining werden.

.„Ich hoffe, dass ich meinen Titel verteidigen kann“, sagt die 16-Jährige, die im September eine Ausbildung zur Hotelfachfrau im elterlichen Landgasthof „Zum Ochsen" beginnen wird. „Ich muss mich aber erst dafür qualifizieren“, fügt sie an. An diesem Wochenende geht es für Franziska Engel in Erbach im Odenwald um das Ticket zu den German Open, die vom 16. bis 23. September in Kreuth ausgetragen werden. Dass sie gerade die beste deutsche Juniorin bei der Junioren-Weltmeisterschaft auf der Anlage von Corinna Schumacher in Givrins war, spielt da keine Rolle. Wenn die junge Hauensteinerin von den tollen Tagen in der Schweiz erzählt, leuchten ihre Augen. Dass es mit der erhofften Medaille im Team nicht geklappt hat, bedauert sie, doch das trübt die positiven Erinnerungen nicht. Ihren Beitrag zum Erfolg hatte sie geleistet. Bei zwei Null-Scores im Team war aber mehr als Rang fünf nicht drin. Mit ihrem Ergebnis aus dem Teamwettbewerb hatte sie sich für die Einzel-WM qualifiziert, wo sie am Ende Rang sechs belegte (wir berichteten am Montag). Ein bisschen stolz ist sich schon, dass sie vor den favorisierten US-Amerikanern lag. Gegen die starke Konkurrenz aus Italien und Frankreich kam sie nicht an. Mit dem Score von 213,5 schöpfte sie mit KD Whizoffthefuture ihre Möglichkeiten aus. Vor zwei Jahren, als sie im Stechen der Junioren-DM Silber erkämpfte, erhielt sie mit 215,5 ihren bisherigen Top-Score. Dass sie zum ersten Mal bei einem internationalen Championat starten durfte, liegt natürlich an KD Whizoffthefuture, ihrem neunjährigen Quarterhorse, den sie alle nur „Grey“, den Grauen, nennen. Die Geschichte, wie Franziska Engel zu ihrem Pferd kam, könnte aus seinem Pferderoman für Teenager stammen. Die Familie war auf der Suche nach einem Pferd, sah sich in den Niederlanden eigentlich ein anderes an. „Grey hat in seiner Box gestanden, aus dem Fenster geguckt. Ich hab’ ihn gerufen, er hat geschaut. Ich durfte ihn dann zum ersten Mal reiten“, erzählt sie. Zum Verkauf stand „Grey“ nicht. „Es hat ein Dreivierteljahr gedauert, dann hat die Besitzerin angerufen und gesagt, dass sie ihn uns verkaufen wird", berichtet sie vom Happy End. „Der Schimmel hat das Kind gesehen und Franziska den Schimmel. Das war wie die erste große Liebe. Die haben sich gesucht und gefunden“, ergänzt Mama Heidi Engel. Im Februar 2015 zog „Grey“ nach Hauenstein um. Es war die Initialzündung für die sportliche Karriere von Franziska Engel. „Grey ist mein Traumpferd“, betont sie. Noch zwei oder drei Jahre wird sie mit ihm auf diesem hohen Niveau reiten können. Die noch 16-Jährige investiert viel Zeit in ihren Sport. Viel Zeit für andere Hobbys bleiben dem Teenager nicht. „Ich bin mit Freunden unterwegs, gehe ins Kino oder zum Schwimmen oder auf Feste. Zuletzt hab` ich eine Mopedtour unternommen", berichtet sie. „Wenn gutes Wetter ist, reite ich, so oft ich Zeit hab’“, berichtet sie. Zweimal die Woche geht es zum Training bei Steffen Breng und Mona Dörr nach Reichweiler bei Kusel, dort sitzt Engel bis zu anderthalb Stunden im Sattel. „Sie macht mit ihrem Pferd alles selbst, kennt ihr Pferd in- und auswendig“, bemerkt Heidi Engel. „Seit zwei Jahren hat kein Trainer mehr draufgesessen", ergänzt Franziska Engel. Im Juniorenbereich ist es durchaus üblich, dass zwischen den Turnieren professionelle Trainer die Pferde Korrektur reiten. Der neunjährige Schimmel steht gerne im Rampenlicht. Dass es beim Reining durch die Anfeuerung der Zuschauer sehr laut ist, stört ihn nicht. „Er genießt das Bad in der Menge, ist gelassen und menschenbezogen“, charakterisiert ihn Heidi Engel. Franziska kämpft dagegen mit ihrer Nervosität vor dem Start. „Die endet, wenn das erste Manöver geklappt hat“, erzählt sie lachend. In Erbach sollten die Manöver, die Spins, Circles, Rollbacks und Sliding Stops klappen, wenn sie das Ticket zur DM lösen will. Darüber würde sich auch „Grey" freuen. Der hat eine Schwäche für Bananen. Vor dem Abreiten gibt es eine; wenn er seine Sache gut gemacht habe, bekommt er eine weitere als Belohnung. Am Wochenende kann er sich ein paar Bananen verdienen.

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