Pirmasens Internationale Gäste aus der halben Welt

Schulleiter Jörg Altpeter: Das hohe Niveau der Deutschen Schuhfachschule erkennt man erst im weltweiten Vergleich.
Schulleiter Jörg Altpeter: Das hohe Niveau der Deutschen Schuhfachschule erkennt man erst im weltweiten Vergleich.

Krönung der Feierlichkeiten zum 90. Geburtstag der Deutschen Schuhfachschule war die Große Jubiläumsgala am Samstagabend in der Pirmasenser Festhalle. 200 Gäste aus der halben Welt waren angereist, aus den USA, Norwegen, Portugal und den Anrainerländern sowieso. Alle Generationen waren vertreten, von den Absolventen der letzten Jahrgänge bis hin zu einem 80-jährigen Schuhmodelleur im Ruhestand, der aus den USA anreiste.

Eröffnet wurde der Abend mit Festreden vom Schulleiter der Berufsbildenden Schule Pirmasens, Jörg Altpeter, Oberbürgermeister Bernhard Matheis und dem Geschäftsführer des Bundesverbands der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDSL), Manfred Junkert. Je mehr Zeit mit Festansprachen verging, um so mehr Probleme hatten die Redner auf dem Podium, sich Gehör zu verschaffen, denn immer wieder gab es ein großes „Hallo“ im Parkett von immer noch ankommenden Gästen. Nicht umsonst wurde die Feier von der Alten Post in die Pirmasenser Festhalle verlegt. Großen Anklang fand hingegen die sehr kurze Ansprache von Schuhprinzessin Annika I., die begeisterten Applaus erntete. Zwei ihrer Vorgängerinnen – sie hatten zwischenzeitlich die Schuhfachschule absolviert – waren ebenfalls unter den Gästen. Man erkenne das hohe Niveau der Deutschen Schuhfachschule erst im weltweiten Vergleich, betonte Altpeter. Dessen wurde er sich bewusst, als er mit dem Leiter der Deutschen Schuhfachschule, Stephan Seidenschnur, und Martin Thorenz, Fachlehrer für Schuhtechnik und -design, im portugiesischen Porto war, um ein europäisches Bildungsprojekt im Rahmen von Erasmus Plus zu besuchen. Richtiggehend hofiert wurde die Delegation und schnell stellte sich heraus warum. Weil das deutsche Ausbildungsniveau weit über dem der übrigen Länder liegt. Haben Schulen in Rumänien, Italien und Spanien als Grundlage der Ausbildung lediglich das Niveau einer reinen Helfertätigkeit (Niveau EQR2), sei die Latte in Deutschland bei EQR6 mit Bachelor-Niveau sehr hoch gelegt. Für Oberbürgermeister Matheis liegt das Besondere der Deutschen Schuhfachschule in Pirmasens darin, dass sie für junge Menschen, aber auch für die Region und die Stadt eine großartige Perspektive schaffe. „Wir verbinden große Namen der Schuhindustrie mit Menschen, die ihr Handwerk in Pirmasens gelernt haben“, unterstreicht Matheis, der sich besonders über die Wandlungsfähigkeit der Schuhfachschule freut. Zwei schwierige Punkte in der Geschichte der Schule seien überwunden worden: Dass sie heute noch da ist, obwohl sie durch den Strukturwandel und der Schließung vieler Schuhfabriken selbst von der Schließung bedroht war. Dass es zudem gelungen sei, die Schuhfachschule mit dem Prüf- und Forschungsinstitut (PFI) am Standort Husterhöhe zu verbinden, sei ein richtungsweisendes Signal auch für die Zukunft. Am Ende seiner Rede übergab Matheis einen gedrechselten Stab als Symbol der Internationalität der Deutschen Schuhfachschule. Insgesamt drei davon habe er zwei Jahre nach seiner Amtseinführung von einem Absolventen aus Zentralafrika bekommen, der sich eines Tages ohne Anmeldung in seinem Büro präsentierte. Draußen sei ein Neger. So habe seine damalige Vorzimmerdame den Besuch angekündigt, erzählte Matheis amüsiert. Manfred Junkert hob hervor, dass die Deutsche Schuhfachschule zum Synonym für das Wissen um die Herstellung und Vermarktung von Schuhen geworden sei. Dies sei dem Standort auf der Husterhöhe zu verdanken, dem Umzug ins ISC, der einer der modernsten überhaupt sei. Doch entscheidend in der Branche seien letztendlich folgende Punkte: Starke Markenbindung, kurze Wege in der Logistik und eine schnelle Lieferfähigkeit, aber hauptsächlich gute Mitarbeiter seien das Erfolgsgeheimnis überhaupt. Aus diesem Grund möchte der Bundesverband der Schuh- und Lederindustrie sich intensiv dafür einsetzen, das Image der Branche weiterhin zu verbessern und für junge Menschen noch attraktiver zu machen. Was alle Redner gleichermaßen faszinierte war die Verbundenheit, ja Freundschaft der Absolventen untereinander und mit der Schule, die die Gäste mit enormer Feierlaune nach Pirmasens zog. Für Seidenschnur waren es wiederum die kleinen Begebenheiten am Rande, die diese Tage zu etwas Besonderem machten. Ein Anrufer zum Beispiel übergab ihm Unterlagen der Eltern, die 1933 Schüler der Schule beherbergt hatten, als sie noch am Standort Kaiserstraße war. Ein alter Stadtplan sei dabei gewesen, sogar eine Festschrift von damals. Eines wurde am Wochenende offenbar: Aus der einstigen Schuhmetropole Pirmasens ist heute das Deutsche Schuhkompetenzzentrum geworden.

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