Pirmasens Im besten Alter

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PIRMASENS. Ungewöhnliche Sportarten, exotische Wettkampforte und viele bekannte Gesichter – der Pirmasenser Sport und die Geschichten des Jahres 2016 standen gestern Abend im Mittelpunkt der Sportlerwahl der RHEINPFALZ. Im VIP-Raum des FK Pirmasens im Stadion Husterhöhe wurden die Einzelsportler und die Mannschaft des Jahres gekürt.

Ein Blick in die Siegerliste der Sportlerwahl der Pirmasenser Ausgabe der RHEINPFALZ zeigt: die Sieger 2016 sind Wiederholungstäter. Speerwerferin Christin Hussong aus Herschberg eroberte bereits zum achten Mal in Folge die Gunst der RHEINPFALZ-Leser, Leichtathlet Nico Fremgen aus Petersberg liegt zum vierten Mal in Serie vorne. Die Turnerschaft Rodalben stellt bei der zwölften Sportlerwahl der RHEINPFALZ zum neunten Mal die Mannschaft des Jahres. „Deutsche Meisterin, Zwölfte bei meinen ersten olympischen Spielen, da bin ich zufrieden“, sagt Christin Hussong, die 2016 das beste Jahr ihrer Karriere erlebte. Und das mit erst 22 Jahren. „Speerwerferinnen sind mit 30, 32 Jahren am besten“, bemerkte sie. Die Europameisterschaft 2016 in Amsterdam fiel aus dem Rahmen. Auf dem Museumplein vor traumhafter Kulisse scheiterte sie an den schwierigen Windverhältnissen. „Die Idee ist cool. Aber die Umsetzung? Hauptsache war, das Bild war schön“, bemerkt sie mit Blick auf den ungewöhnlichen Wettkampfort. „Eine Negativerfahrung bringt einen genauso weiter“, sagt sie heute. Heuer möchte sie möglichst schnell die Norm für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in London erfüllen, 61,40 Meter sind aufgerufen. „Es wäre schön, wenn es schon beim Winterwurf-Europacup auf Gran Canaria klappen würde“, erzählt sie. Ein Wiedersehen bei der Sportlerwahl 2017 ist da durchaus möglich. Nach dem Abitur verfolgt Nico Fremgen kleinere Ziele. Schweren Herzens hat er den American Football bei den Saarland Hurricanes aufgegeben. „Ich strebe eine Karriere bei der Bundeswehr an, da ist ungewiss, wo ich lande“, erzählt er. Die Bundeswehr lässt sich leichter mit der Leichtathletik vereinbaren. Zumal er im Stabhochsprung mit seinem neuen Trainer Alexander Gakstädter Fortschritte erzielt hat. „Ich würde jetzt schon gerne die fünf Meter springen“, sagt er. Im Training hat er die Höhe drauf, im Wettkampf ist noch zu häufig bei 4,50, 4,60 Meter Schluss. „Ich groove mich so langsam ein“, bemerkt er. Zum ersten Mal nominiert, schaffte Motorsportlerin Angelique Germann auf Anhieb den Sprung auf Platz zwei der Sportlerwahl. In der Formel 3 setzte sie sich im Jahr 2016 gegen ausschließlich männliche Konkurrenz durch. „Ich hätte damit nicht gerechnet“, sagt sie und geht die Saison, die im April auf dem Hockenheimring beginnt, zurückhaltend an: „Ich mach mir keinen Stress, dass ich unbedingt meinen Titel verteidigen muss.“. Zumal Germann einen anderen sportlichen Ausgleich hat: das Springreiten. „Ab April will ich wieder Turniere reiten“, sagt sie. Luna Neef feiert in zwei Sportarten Erfolge: im Springreiten und in der Leichtathletik. „Leichtathletik ist mehr der Ausgleich, Reiten macht extrem viel Spaß“, erzählt die Drittplatzierte der Sportlerwahl und schätzt „die Arbeit mit einem Lebewesen.“ Seit sie 2012 den Tschechenwallach Waldemar – wie Luna Neef 16 Jahre alt – bekommen hat, ist ihre Karriere in Fahrt gekommen. „Vorher bin ich Schulpferde geritten“, sagt die Reiterin des RFV Pirmasens-Winzeln. Bis Ende des Jahres will sie den Sprung in die mittelschwere Klasse schaffen. Kurt Schröder aus Münchweiler ist ein rastloser Sportler. 1967 begann er intensiv Judo zu betreiben, 1983 hörte er damit auf. Es folgten andere Kampfsportarten, er lief, fuhr Rennrad und Mountainbike. Bis er wieder zum Judo zurückkehrte. Der Mittsechziger ist ungebrochen ehrgeizig und erfolgshungrig. Genau wie Claus Schäfer. Der Sportschütze aus Rodalben landete auf Platz zwei und bereitet sich derzeit akribisch auf die Europameisterschaftsqualifikation vor – außer montags, „da ist Ruhetag“. Auf dem Sprung war gestern Rennreiterin Larissa Bieß. Die Münchweilerin fliegt heute nach Doha, wo sie morgen ein Rennen reitet. Nächste Woche startet sie in Chile. Die 25-Jährige kommt rum. „Das geht aber nur, weil ich keinen Referendariatsplatz bekommen habe“, erzählt Bieß. Die vierjährige Trixi Krämer kann einmal in Mama Tanjas Fußstapfen als erfolgreiche Tischtennisspielerin treten. „Wir haben einen kleinen Tisch für sie machen lassen, den sie aber nicht so oft benutzt“, erzählt die Merzalberin. „Im Tischtennis wird man heute nur noch gut, wenn man einen Privattrainer hat“, sagt Tanja Krämer. „Wir wollen es schon probieren“, sagt sie mit Blick auf die Förderung ihrer Tochter. „Ich habe mit zehn Jahren angefangen“, erinnert sich die Mama. Vielleicht ist Trixi Krämer dann eine Kandidatin für die Sportlerwahl 2028, wenn sie 15 Jahre alt und erfolgreiche Tischtennisspielerin ist. Da wäre Christin Hussong im besten Speerwerferinnen-Alter.

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