Rheinpfalz Historisch wertvoll und amüsant

Stolz präsentiert Werner Dillenkofer den zweiten Teil der Ortschronik von Münchweiler.
Stolz präsentiert Werner Dillenkofer den zweiten Teil der Ortschronik von Münchweiler.

Zum dritten Mal wirft der Ortschronist Werner Dillenkofer einen intensiven Blick auf seine Heimatgemeinde. Nach der ersten Ausgabe der Ortschronik „Münchweiler an der Rodalb, eine Ortsgeschichte“ und dem Bildband „Ein fotografischer Rundgang durch 100 Jahre Dorfgeschichte“ folgt nun „Münchweiler a.d. Rodalb, Ortschronik Teil II“. Knapp sechs Jahre brauchte er, um das zu Papier zu bringen, was er seit 1990 zusammengetragen hat.

Bei der Buchvorstellung im Haus des Autors wird schnell klar, welch profunder Geschichtskenner Werner Dillenkofer ist. Kleine Anekdoten lockern auf und erhöhen die Vorfreude auf das Nachschlagewerk. „Niemand hatte bei der Herausgabe 1990 mit dem Gedanken gespielt, dass es eine Fortsetzung gibt“, erzählt Dillenkofer. Aber er habe so viele Unterlagen und Material vorliegen, dass es schlichtweg auf eine zweite Ortschronik hinauslief. Der Gedanke „jetzt sammele ich wieder“, habe sich irgendwann eingestellt. Aber, anders als bei der Erstausgabe, gibt es jetzt eine Chronologie. Das sensible Thema „Drittes Reich“ wird ebenfalls von ihm aufgearbeitet, obwohl er „ein Kind der Nachkriegszeit“ ist. Die Zeit des Nationalsozialismus sei ein ausgesprochen problematisches Thema gewesen. Beispielsweise seien in den vorgefundenen Protokollbüchern des Gemeinderates nahezu alle Seiten, die möglicherweise einzelne örtliche Funktionäre oder Amtsträger belastet hätten, mit einer Rasierklinge säuberlich herausgetrennt worden. Auch wären, so die Überlieferung, vor dem Eintreffen der US-Amerikaner im Hof des Rathauses unzählige Schriftstücke verbrannt worden. Die Recherche im Stadtarchiv von Pirmasens, wo das „Pirmasenser Tagesblatt“ auf Filmrollen im wahrsten Sinne des Wortes „aufgerollt“ werden könne, sei ein sehr hilfreiches Nachschlagewerk gerade für diese schwierige Zeit gewesen, so Dillenkofer. Beim zweiten Themenschwerpunkt geht es um das US-Hospital – von der Ansiedlung über den Abzug der Amerikaner 1993 bis zum Abriss im Dezember 1994. Hier kommt der Münchweilerer Kurt Ehrhard (1931-2008) zu Wort, der berichtet, dass vor dem Bau des Hospitals eine US-Einheit (ausnahmslos Farbige) auf freiem Gelände am Sauweiher lagerte. Dort verkaufte Ehrhard an die GIs Coca-Cola für fünf US-Cents. 1958 sprach man von „Little USA“ in Münchweiler. Auch die problematische Vermarktung eines riesigen Konversionsareals ist festgehalten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Niedergang der örtlichen Schuhindustrie, die um 1888 Einzug im Dorf gehalten hatte. 1900 waren bereits 300 Arbeiter in drei Schuhfabriken beschäftigt, bei einem Wochenlohn von durchschnittlich 20 Mark. Steigende Importe und überholte Produktionskonzepte hätten die deutsche Schuhindustrie und die damals vorherrschende Industrie im Ort in schwere Krise geraten lassen. Der endgültige Niedergang kam dann in den 1990er Jahren. „Dazu habe ich noch Themen und Ereignisse aufgegriffen, die im ersten Buch ebenfalls fehlten,“ erläutert der Autor. Etwa, wann die Polizeistation aufgelöst, wann die Schiller- zur Hauptschule wurde, wann die ersten Firmen im Industriegebiet ansiedelten oder Material über den Münchweilerer Fußball-Nationalspieler Seppl Pirrung. Trotz intensiver Recherchen gibt es auch „Mangeljahre“, also Jahre die scheinbar ereignislos verliefen oder sich niemand Zeit und Muße nahm, eventuelle Ereignisse schriftlich festzuhalten, bemerkt Dillenkofer. Dieter Herrmann aus Münchweiler hat immer wieder Korrektur gelesen, als Jurist habe er gerade zum heiklen Thema Drittes Reich das nötige Fachwissen mitgebracht, was man schreiben könne, unterrichtete Dillenkofer. Er habe sich über die Ehre, hier mitwirken zu dürfen, sehr gefreut, betonte Herrmann. Außerdem konnte er sich in der Zeit des Lesens darüber informieren, was in seiner Heimatgemeinde, die er aus beruflichen Gründen verlassen hatte, gelaufen ist. „So bin ich bestens informiert bis in den letzten Jahre,“ freute sich der Münchweilerer. Timo Bäuerle vom Kultur- und Verkehrsverein bedankte sich ausdrücklich bei Dillenkofer. „Das war sehr viel Arbeit. Ich zolle Werner höchsten Respekt für seine ehrenamtliche Tätigkeit.“ Er sei sehr froh, dass die Geschichte und das kulturelle Leben im Ort festgehalten werden: „Ich kann nur jedem empfehlen, beide Chroniken zu lesen. Der Leser wird sich wundern, welcher Fundus dahinter steht“, warb Bäuerle. Der örtliche Kultur-und Verkehrsverein hat die Erstellung der neuen Ortschronik II , eine Förderung gab es durch die Daniel-Theysohn-Stiftung. Info Das 500 Seiten dicke Buch kostet 25 Euro und ist bei Werner Dillenkofer, Telefon 06395/8746, E-Mail: werdillen@yahoo.de, oder bei Timo Bäuerle, Telefon 0179/2018490, E-Mail: mail@timobaeuerle.de, erhältlich.

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