Pirmasens Frech und spritzig

Hätte mehr Zuhörer verdient: Florian Faber im Kunstgenuss.
Hätte mehr Zuhörer verdient: Florian Faber im Kunstgenuss.

Der Auftritt im Pirmasenser Kreativ-Café Kunstgenuss war das Abschlusskonzert von Florian Faber und der vierköpfigen Band „Wait For June“ im Rahmen ihrer „Faber & June-Tour 2017“. Die Zuhörer waren von dem Auftritt sehr angetan.

Florian Faber aus Gießen ist ein Singer/Songwriter der etwas anderen Art. Im Hauptberuf ist er Lehrer für Deutsch und Musik, mit einem großen Faible für das Gitarrenspiel und das Singen. Er drückt bei dem Spiel seine Gefühle aus, zupft und streichelt die Saiten förmlich, setzt Fingerpicking ein und phasenweise trommelt er auf dem Gitarrenkorpus als hätte er Bongos umhängen. Faber hatte sechs Eigenkompositionen und die Coversongs „Superstition“ der Soul-Ikone Stevie Wonder, welches er rein instrumental mit einem etwas veränderten Arrangement vortrug, sowie „Free Falling“ von Tom Petty auf seiner Setlist stehen. „Free Falling“ war der letzte Song seines etwa 40-minütigen Vortrags, und diesen spielte er zusammen mit „Wait For June“ in einer extrem spritzigen, frechen und Laune machenden Version. Das war klasse und die leider nur etwa zwei Dutzend Zuschauer applaudierten und johlten. Etliche Zentner Spielfreude hatte „Wait For June“ mitgebracht. Auch die selbst komponierten Lieder waren exzellent. Bis dato hat die Gruppe aus Werdorf die beiden Maxi-CDs „Prospects And Hope“ sowie „Coming Unstuck“ (2015) in Eigenregie veröffentlicht. Die Musiker haben ein immens großes Talent für das Songwriting und ein tolles Händchen für ohrwurmartige Refrains. Angefangen beim einschmeichelnden Opener „Maybe, Maybe Not“, der von Gitarrist Manuel Sohn rau und charismatisch gesungen wurde, über „Helsingborg“, bei welchem die Multiinstrumentalistin Jule Jochem (Piano, Banjo, Geige, Akkordeon und Gesang) ihre warme und ausdrucksstarke Stimme einsetzte, bis hin zu den mitreißenden Gute-Laune-Pop-Songs „Dance“ oder „Very Nice Day“ servierte „Wait For June“ dem beeindruckten Publikum ein Konzerterlebnis, das in dieser Qualität, Spielfreude und der stetigen Kommunikation mit den Zuhörern Maßstäbe im Kreativ-Café setzte. Was diese Band von ihren Kollegen im Segment Folk-Pop unterscheidet, sind zum einen die eigenen Lieder, die Tatsache, dass man in der Lage ist, auf zwei sehr gute Sänger zurückzugreifen, sprich das jeweilige Lied von dem Musiker singen zu lassen zu dem es einfach am besten passt. Zudem erschafft die Formation stets einen wohlklingenden dreistimmigen Background-Gesang und die kleinen, aber feinen Zutaten wie Xylofon, Geige, Akkordeon und Banjo sind letztendlich die Würze auf einem absolut faszinierenden Soundgefüge. Florian Müller (Bassgitarre & Gesang) sowie Dennis Nauheim (Schlagzeug, Percussion & Glockenspiel) legten hierfür ein grundsolides sowie stets songdienliches Rhythmusfundament. Dies sahen auch die Zuschauer so und applaudierten nach jedem Song lange. Ein weiterer Höhepunkt war die sich stetig steigernde und höchst abwechslungsreiche melancholische Komposition „River“. „Wait For June“ spielte das bis dato beste Konzert im Kreativ-Café.

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