Pirmasens Erst Flugfische, jetzt Dreschflegel

Kulturamtsleiter Rolf Schlicher (rechts) in der neuen Ausstellung „Was sich abzeichnet“ zusammen mit Künstler Christoph Medicus.
Kulturamtsleiter Rolf Schlicher (rechts) in der neuen Ausstellung »Was sich abzeichnet« zusammen mit Künstler Christoph Medicus.

Das Pirmasenser Kulturforum Alte Post setzt seine Kooperation mit dem Künstlerhaus Balmoral fort und zeigt ab Sonntag die Stipendiatenausstellung „Was sich abzeichnet“. 16 Stipendiaten des Landes zeigen Arbeiten, die allerdings nur in Einzelfällen auch wirklich im klassischen Sinne gezeichnet wurden. Die jungen Künstler haben vielmehr den Begriff des Zeichnens oder Abzeichnens erweitert.

Kulturamtsleiter Rolf Schlicher war gestern bei der Präsentation der Ausstellung ganz begeistert von der Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen von Schloss Balmoral und der Unterstützung des Landes in Form dieser Ausstellungen. Im vergangenen Jahr war bereits mit der Dada-Ausstellung „Seepferdchen und Flugfische“ eine Ausstellung mit Arbeiten von Balmoral-Stipendiaten in der Alten Post. „Wir sind sehr froh über diesen erstklassigen Partner“, schwärmte Schlicher von der hohen Qualität der zu sehenden Arbeiten, auch wenn diese nicht immer einfach seien. Das sind sie auch wirklich nicht. Da wäre beispielsweise ein Künstler, der sich in Videoinstallationen mit einer Körperintegrationsstörung beschäftigt. „Kunst muss nicht immer schön sein“, meinte Alte-Post-Kuratorin Cecile Prinz dazu. Der in Berlin lebende Künstler Jonas Weber Herrera zeigt unter anderem Menschen, die an solch einer Störung leiden und sich Körperteile abbinden, um sich besser zu fühlen. Mit dem eigenen Körper hat Anna Maria Tekampe gearbeitet und sich nackt auf Transparentpapier abzeichnen lassen. Eine andere Künstlerin hat sich mit der Menstruation befasst. „Das ist ein Tabuthema“, meinte Prinz. Und ein weiterer Berliner, Christoph Medicus, zeichnet gewissermaßen mit der Drechselbank, auf der Holzstangen in einer Art Gegenfrottage mit Farbe beschichtet werden. Baseballschläger, Keulen, Sportgeräte, ein Dreschflegel oder ein Nun-Chako wurden mit dieser Technik in kunterbunten Regenbogenfarben eingefärbt. Einer der wenigen Künstler, die wirklich noch zeichnen, ist der ebenfalls in Berlin lebende Christian Pilz. Auf rund 200 Blättern hat er aus einem Loch heraus eine sich immer weiter ausdehnende Struktur geschaffen, die eine ganze Wand ausfüllen wird und den Besucher regelrecht reinziehen soll. Wie in der Alten Post üblich, soll die Ausstellung „Was sich abzeichnet“ mit einer Vielzahl an Workshops und Spezialführungen kombiniert werden, wie die Museumspädagogin Denise Kamm ankündigte. Und die seien nicht nur für Kinder geeignet, so Kamm. Da wird dann zusammen mit den Künstlern gefilmt und gebastelt. Der Pirmasenser Künstler Matthias Strugalla bietet in der Alten Post aber auch einen ganz klassischen Zeichenkurs an. Vernissage Die Ausstellung „Was sich abzeichnet“ wird am kommenden Sonntag, 11 Uhr, eröffnet. In die Ausstellung führt die Kuratorin von Schloss Balmoral, Regine Ehleiter ein.

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