Pirmasens Ein Treffpunkt für die Branche

Zu den Ausstellungsstücken der Fachmesse ISA/ISL gehört auch eine Lederstempelmaschine der Firma PMF, Schweix.
Zu den Ausstellungsstücken der Fachmesse ISA/ISL gehört auch eine Lederstempelmaschine der Firma PMF, Schweix.

Was als Hausmesse beim Maschinenbauer Ring begann, hat sich einen festen Platz in Kalendern von Automobilzulieferern gesichert. Und auch wenn die inzwischen achte Fachmesse ISA/ISL, die gestern in der Messe begann, etwas kleiner geworden ist, sind die Veranstalter gut gestimmt. Denn ihre Branche boomt.

Mit 20 Ausstellern ist die Fachmesse ISA/ISL mit dem Schwerpunkt automobile Innenausstattung und dem weiteren Thema Schuh- und Ledertechnik in diesem Jahr kleiner ausgefallen als bei der letzten Auflage vor zwei Jahren. Doch den Organisatoren von den Maschinenbauunternehmen Ring (Pirmasens) und PMF (Schweix) stößt dies nicht auf. Denn die Verkleinerung der Fläche sei auch darauf zurückzuführen, erklärt Ring-Geschäftsführer Andreas Ring, dass die Unternehmen derzeit gut zu tun hätten und deswegen kaum Luft für Messeauftritte und Maschinenpräsentationen hätten. „In der Branche läuft’s.“

"Wir sind super zufrieden"

Das kann PMF-Chef Tilo Ullmer nur bestätigen. Auch sie hätten ursprünglich mehr Maschinen zeigen wollen, doch die seien ihnen sozusagen „unter der Hand weggekauft“ worden. Für die PMF mit etwa 40 Mitarbeitern erwartet Ullmer, der die Geschäftsführung im Laufe des nächsten Jahres an seine Söhne Marc und Dennis übergeben will, daher auch ein Umsatzwachstum. Ebenso wie Andreas Ring für die Ring-Gruppe mit fast 300 Mitarbeitern. Sie rechneten für 2017 mit einem Umsatzzuwachs von etwa zehn Prozent. „Wir sind super zufrieden“, bekräftigt Ring. Und: Er mache sich schon fast Gedanken wegen des Booms, der bereits acht Jahre anhalte. Die weltpolitische Lage sei schließlich durch Krisen geprägt. Die derzeit gute Entwicklung ist übrigens ein weiterer Grund dafür, dass die Ausstellungsfläche etwas kleiner ausfällt. Denn auch Ring als größter Aussteller hat etwas „abgespeckt“. Der Grund: Ein Teil des Programms, vor allem eine Weltneuheit im Perforierbereich, wird am gerade erweiterten Standort in der Blocksbergstraße präsentiert, wohin Kunden per Shuttle gebracht werden. Premiere auf der Messe hatte dagegen gestern die neue Tochter Ring-Engraving zur Herstellung von Walzen und Platten für Lederprägung; sie dürfte, hofft Vertriebsleiter Michael Boss, bald von vier auf zehn Mitarbeiter wachsen.

Auch Elektroautos sollen wohnlich gestaltet werden

Anzeichen dafür, dass der Boom bald abreißen sollte, gibt es derzeit nicht. Daran dürften nach Einschätzung von Ring und Ullmer auch die aktuellen Umbrüche in der Automobilindustrie nichts ändern. Vom Thema Elektroauto seien sie nicht betroffen, versichert Ullmer: Auch in solchen Autos werde künftig der Innenraum möglichst wohnlich gestaltet. Eine Botschaft, die auch OB Bernhard Matheis gerne vernahm, der zur Eröffnung der dreitägigen Messe ebenfalls gekommen war und den Veranstaltern zum Erfolg der Eigeninitiative gratulierte. Wozu die Maschinen, Produkte und Leistungen, die derzeit in der unteren Messehalle gezeigt werden, dienen, kann übrigens jeder Autofahrer am eigenen Vehikel nachvollziehen. Ring zum Beispiel stellt unter anderem für Automobilzulieferer Perforiermaschinen her, mit denen Sitzbezüge bearbeitet werden können. Dafür, dass Kennzeichnungen im Auto dauerhaft bleiben, sorgen hingegen Maschinen von PMF aus Schweix für Transfer-Applikationen – beim Waren-Label auf der Sonnenblende ebenso wie beim Airbag-Logo oder der Isofix-Kennzeichnung für den Kindersitz. Und dies für mehrere Marken. Es gebe, stellen dort Dennis Ullmer und Bernd Baur fest, kaum einen Automobilzulieferer oder -hersteller, der nicht zu ihrem Kundenkreis gehöre.

Naht als Zierde

Auch bei den Nähmaschinenherstellern Pfaff (Kaiserslautern) mit Schwerpunkt Schuhindustrie und Dürkopp-Adler (Bielefeld) spielt das Auto eine Rolle. Mit deren Nähmaschinen werden etwa Sitzbezüge oder Cabriodächer genäht. Damit hat die Naht freilich nicht ausgedient. Denn auch am Armaturenbrett und in der Innenverkleidung finden sich heutzutage Nähte, wie die Damen am Stand erläutern. Sogar auf speziellen Kunststofffolien, die eigentlich gar nicht genäht werden. Denn hier dient die Naht als Zierde – womit das Ganze einen besonderen Anstrich erhält. Einen anderen Bezug zum Auto hat die Firma Veit aus Landsberg/Lech: Sie präsentiert hier eine große Laminiermaschine, mit der Oberstoff und Einlage, also etwa Leder und Vlies, großflächig verklebt werden. Sie seien seit Jahren bei der ISA-Messe dabei, sagt Vertriebs-Regionalleiter Mario Holtfoth – weil sie dort auch große Kunden träfen, die von der zeitgleich stattfindenden Frankfurter Automesse IAA einen Abstecher nach Pirmasens machten. Das kann der Kollege am Nachbarstand, der Vertriebsbeauftragte Neil Geburtig vom Schneidsystemhersteller Expert Systemtechnik GmbH (Bielefeld), nur bestätigen: Es sei eine gute Gelegenheit, um mit Großkunden länger sprechen zu können, als es bei großen Messen möglich sei. Pirmasens sei zwar klein, aber fein, meint er. Denn wer in der Branche tätig sei, kenne diese Messe.

Schuhmaschinen made in Pirmasens

Dies gilt übrigens nicht nur für den Bereich Automobil. Denn auch die Schuhbranche hat bei der ISA/ISL ihren Auftritt. Allein 16 Schuhmaschinen, darunter Neuheiten, präsentiert dort Willibald Kiefer (ehemals Leibrock) für die Ring-Gruppe. Und die Nachfrage sei gut, stellt er fest. Sogar in die USA werde geliefert: Schuhmaschinen made in Pirmasens werden etwa auch in den neuen „Speed Factories“ von Adidas eingesetzt.

x