Kreis Südliche Weinstraße Blütenzauber für alle

Hat Grundstücke für die Allgemeinheit angekauft und bepflanzt: Kurt Halfmann.
Hat Grundstücke für die Allgemeinheit angekauft und bepflanzt: Kurt Halfmann.

«LEINSWEILER.» Der Vater von sechs erwachsenen Kinder, die ihm schon 15 Enkel und zwei Urenkel geschenkt haben, lebt zusammen mit seiner Lebensgefährtin seit 2011 im beschaulichen 400-Seelen-Ort. Ein ehemaliges Weingut in der Trifelsstraße, wie viele Gebäude im Ort aus roten Sandsteinen errichtet, ist zur neuen Heimat geworden. „Wir fühlen uns in Leinsweiler sehr wohl, auch wenn uns von unserem Haus aus gesehen der direkte Blick auf die Natur fehlt“, sagt der frühere Verwaltungsbeamte des Landes Rheinland-Pfalz, der seinen Mitmenschen die Schönheiten der Flora näherbringen will. „Viele Leute haben heute gar keine eigenen Gärten mehr oder ihnen fehlt einfach die Zeit, sich darum zu kümmern. Hier möchte ich Alternativen anbieten“, sagt der Rentner. Rund um Leinsweiler hat er ein paar Wiesen erworben, die viele Jahre brach lagen, und diese Stück für Stück zu ansehnlichen natürlichen Kleinoden gemacht. Dabei nahm er sich auch zahlreicher Bäume an, die zum Teil umgefallen oder abgebrochen waren. Durch gezielte Schnitte konnte er viele davon zu neuem Leben erwecken. Aber auch morsche Hölzer haben für ihn noch Nutzen, gedeihen doch darauf Moose und Farne. Damit das Ganze aber nicht nur im einfachen Waldesgrün bleibt, rodete er die Wiesen, fräste kräftig durch und setzte dabei sogar einen Kleinbagger ein, um letztlich das Feld zu bereiten um verschiedenste Streublumenmischungen auszubringen, die zum Teil mehrjährig ihre Blüten hervorbringen. Zuletzt hat Halfmann 700 Blumenzwiebeln von Osterglocken in die Erde gebracht. Vorher waren es schon 300 Gladiolen. Dazu kommen unter anderem noch Dahlien, Mai- und Schneeglöckchen oder auch Tagetes. Auch wenn eine Rotte Wildschweine ihr Unwesen treibt und es aussieht, als wäre frisch umgepflügt worden, lässt er sich nicht unterkriegen. Dann greift er zu Spaten, Rechen und Hacke und bringt alles wieder ins Lot. Was trieb ihn um, in Richtung Blumenwiese tätig zu werden? „Beim Rundgang durch die an das Dorf angrenzenden Wiesen und den Wald kam ich an den brachliegenden Grundstücken vorbei und dachte mir, dass man hier etwas tun sollte. So kam ich zu meinem neuen Hobby.“ Dazu weckte ein Vortrag zum Thema Biodiversität, also biologische Vielfalt, unter dem Thema „Herxheim blüht auf“ sein Interesse. Letzter Auslöser war dann vor vier Jahren eine Anzeige, in der es hieß „Wald- und Wiesengrundstücke zu verkaufen!“ Von den knapp 20 in seinem Besitz befindlichen Flächen unterschiedlichster Größe hat er mittlerweile vier mit einem Gesamtareal von 5000 Quadratmetern zu begehbaren Blumenwiesen gemacht, wie Halfmann berichtet. Um dorthin zu gelangen, geht es vorbei an der kleinen Wassertretanlage, ganz nach Dr. Sebastian Kneipps Vorbild, in der Verlängerung der Trifelsstraße in Richtung des alten Ilbesheimer Wasserhäuschens – und schon stößt man auf Halfmanns grünende Areale. „Wer Lust hat, soll durch meine Gärten wandeln.“ Deshalb wird er seine Stücke auch nicht einzäunen. „Der Ortsbürgermeister hat mich aber darauf hingewiesen, dass ich Schilder aufstellen soll, dass das Betreten auf eigene Gefahr erfolgt.“ Eigentlich widerstrebt ihm das, aber es müsse eben sein, sonst müsste er für eventuell eintretende Schäden aufkommen. Wenn es ums Widerstreben geht, gibt es noch einen Dorn im Auge. „Es ist einfach furchtbar für mich, dass der Birnbach, der ja an meinen Grundstücken vorbeiführte, vollkommen ausgetrocknet ist. Dabei würde ein fließendes Gewässer so wunderbar in diese Landschaft passen“, sagt er. Ursächlich für die Trockenheit sei das direkt angrenzende Gebiet, wo sich das Schilfrohr großflächig ausgebreitet hat und den Wasserlauf des Bachs stoppt. So muss er, wenn es um die Wasserversorgung seiner Wiesen geht, der Natur vertrauen, sprich immer mal wieder auf Regen hoffen. Die Arbeit auf den Wiesen ist auch Ausgleich, kümmert er sich doch um seine pflegebedürftige Lebensgefährtin, der er täglich einen Strauß von selbstgepflückten Blumen aus eigener „Züchtung“ mitbringt. Da er immer auf der Suche nach Pflanzen ist, aber nicht gerne als Bittsteller verschrien sein möchte, lässt er seine Partnerin sprechen, die sagt: „Er war in der Vergangenheit für jede Staude dankbar die man ihm brachte, und dies wird natürlich auch künftig so sein.“ Halfmann hat aber noch andere Qualitäten. In Leinsweiler organisierte er vor zwei Jahren ein Fest des Café Asyl für Flüchtlinge und Einheimische, wo er nicht zuletzt für die Ausgabe von 300 Mahlzeiten verantwortlich zeichnete. In einem Nebengebäude seines Anwesens wohnen zurzeit drei Flüchtlinge. Die Männer kommen aus Afghanistan, Ägypten und El Salvador. Das Zusammenleben klappt prima, sagt Halfmann.

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