Rheinpfalz Biounterricht zum Anfassen

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Biologieunterricht hautnah, oder besser gesagt zum Anfassen, vermittelte am Donnerstag Arno Sprau von der Kreisverwaltung Südwestpfalz. 25 Schüler der fünften Klassenstufe der Daniel Theysohn Integrierten Gesamtschule Waldfischbach, Lehrerin Martina Stein und ein paar Eltern betätigten sich als Krötenretter und hofften, möglichst vielen Amphibien am Clausensee beim Überqueren der K 32 helfen zu können.

Es ist 11.45 Uhr. Die Schüler sind bekleidet mit Warnwesten, schließlich sollen die jungen Natur-Helfer von den Auto- und Motorradfahrern bei strahlend blauem Himmel rechtzeitig gesehen werden. Arno Sprau beginnt mit dem Biologieunterricht zum Mitmachen. „Welche Froscharten kennt ihr denn?“, will er wissen. Viele Arme gehen nach oben, man merkt, für die Kinder ist es eine Lernschleife, sie haben sich im Unterricht vorab mit der Materie befasst. „Gras-, Wasser- und Laubfrosch“, rufen sie. Sprau nickt zufrieden und fragt dann: „Welche noch?“ Stille. Die Blicke der Kinder und die der Eltern wandern auf den Boden. Keiner muckst sich. „Den Teich- und Seefrosch gibt es noch“, löst Sprau das Rätsel und lächelt. Unter den gespannten Blicken der Zuschauer nimmt Sprau eine Kröte in die Hand. „Wie alt ist sie denn etwa?“, fragt er in die Runde. „Man erkennt das ungefähre Alter an der Färbung, je dunkler das Braun, umso älter die Kröte.“ Etwa 15 Jahre alt könnten Kröten unter optimalen Bedingungen werden. Die meisten überlebten allerdings nur vier oder fünf Jahre. „Warum?“ will ein Mädchen wissen. „Sie werden überfahren“, erklärt Sprau, warum es so wichtig ist, den Tieren gerade jetzt in der Laichzeit bei der Überquerung von Straßen zu helfen. Auf einer Länge von rund 800 Metern entlang der Straße ist ein Krötenzaun angebracht. Zum Wald hin sind über die ganze Länge des Zauns Eimer in den Boden eingelassen. „Die Kröten fallen hinein, werden gesammelt, und ihr tragt sie gleich über die Straße ans Ufer des Clausensees“, weist Sprau die Kinder ein. Theresa Neu inspiziert bereits die Eimer. Die 18-jährige Waldfischbacherin absolviert ein Praktikum bei der Kreisverwaltung im Sachgebiet Umwelt. „Es ist sehr interessant, hier wird Naturschutz gelebt und nicht nur geredet“, zeigt sie sich von der Idee begeistert. Von Arno Sprau erfahren die wissbegierigen, jungen Umweltschützer der IGS Waldfischbach viel Wissenswertes über die Amphibien. Zum Beispiel, dass ein Kröten-Weibchen bis zu 3000 Eier im Bauch trägt. Deshalb sei die Kröte jetzt im wahrsten Sinne des Wortes „wertvolle Fracht“ und bedürfe der Hilfe des Menschen beim Überqueren der Straße. „Das hier ist ein richtiger Kröten-Hotspot“, erzählt Sprau. Nirgendwo sonst im Landkreis gebe es so viele Kröten wie hier in der Umgebung des Clausensees. Bis zu 6000 könnten es sein, schätzt Sprau. Optimal wäre es für ihn, wenn an der K 32 eine „Dauerleiteinrichtung“ eingerichtet würde. Das ist ein entlang der Straße fest installierter Krötenschutzzaun, unterbrochen durch Tunnels, die unter der Straße hindurchführen und den Kröten das eigenständige Queren der Fahrbahn möglich machen sollen. Auf los, geht’s los: Auf das Kommando Spraus rennen die Kinder zum Krötenzaun und begutachten sichtlich neugierig den Inhalt der Eimer. Maximilian Böling, Maria-Elena Hügel und Uli Hilken entdecken eine Kröte in ihrem Eimer. Die Freude steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Doch die anderen Kinder gehen leer aus. „Da sind ja keine Kröten drin“, stellen sie etwas enttäuscht fest. Sprau ist auch etwas überrascht. „Es ist aber auch schwer, den exakten Moment der Wanderung zu erahnen, ich denke, wir sind dieses Jahr etwas zu spät dran“, mutmaßt der Experte. Am vergangenen Samstag haben Helfer rund 1500 Tiere über die Straße getragen. An diesem Tag sind es immerhin drei Krötenweibchen, die die Schüler mit größter Sorgfalt über die Straße ans Ufer des Clausensees bringen.

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