Pirmasens Auf dem Laufsteg legt sich ein Schalter um

Vicky Puth, die Schöne aus Pirmasens.
Vicky Puth, die Schöne aus Pirmasens.

Leute aus der Nähe: Vicky Puth aus Pirmasens ist Misses Westdeutschland und nimmt morgen an der Wahl zur Schönsten im Land teil.

Vicky Puth ist Misses Westdeutschland. Fast scheu betritt sie den Raum zum Gespräch. Ja, im normalen Leben sei sie eher zurückhaltend, gesteht die 39-jährige Sozialversicherungsfachangestellte, die durch die Nominierung der Miss Germany Organisation (MGO) zu den schönsten Frauen Deutschlands zählt. „Wenn ich auf dem Laufsteg bin, legt sich ein Schalter um“, erklärt sie ihr zweites Ich, „dann mache ich meine Show“. Das sei wie ein Adrenalinkick. Sie lächelt. Offenbar spürt sie ihn gerne, diesen Kick, und genießt es, im Rampenlicht zu stehen. Erfahrung hat sie, denn seit 20 Jahren läuft sie Modenschauen für Geschäfte und Firmen der Stadt. Was sie für ihre Schönheit tut? Nichts, erzählt sie lachend, „ich lebe und genieße das Leben“. Das spiegle sich dann wider. Nach Süßigkeiten sei sie regelrecht süchtig. Die seien ihre Nervennahrung. Fitness, nein danke. Schönheit habe ja nicht nur etwas mit dem Äußeren zu tun. Für sie persönlich sei es die Ausstrahlung, die eine schöne Frau ausmacht: das Gesicht, lachende Augen und schöne Haare. Natürlich finde sie Mode wichtig, erzählt sie. Doch nicht um jeden Preis. „Ich bin eine Schnäppchenjägerin.“ Shoppen gehe sie übrigens gerne auch in Pirmasens, nicht nur im Zweibrücker Outlet, in Saarbrücken und Trier. Besonderen Spaß macht es ihr, Kleidungsstücke zu verändern. „Ich kann nicht so gut nähen wie meine Mutter“, erzählt sie, „deswegen nähe ich meist nur bunte Knöpfe an, Fellkrägen oder bunte Applikationen.“ Eines ihrer Lieblingsmotive sei ein bunter Totenkopf, der inzwischen den Rücken einiger Jacken schmückt. Vielleicht, weil sie Mexiko und Portugal mag, überlegt sie. Ihre Kreativität lässt sie auch in ihrer Wohnung walten. Besonders mag sie den Shabby Chic. Zu ihren modernen Möbeln mischt sie gerne alte Stücke, die sie selbst aufarbeitet. Eine alte Nähmaschine zum Beispiel mit einem Gestell aus Schmiedeeisen. Farblich dominiere übrigens türkis und weiß. Türkis, ja, das sei ihre Lieblingsfarbe. „Ich wollte noch mal so etwas richtig Verrücktes machen“, erklärt die Frau mit den braunen Augen und den langen dunklen Haaren den Grund, warum sie sich vor einem Jahr heimlich zur Teilnahme an der Misses-Wahl entschied. Sie verriet dies erst, als sie die Nominierung in der Tasche hatte. An den lauen Sommerabend, an dem sie diese Entscheidung traf, erinnert sie sich noch genau. „Mann, waren die alle überrascht, als sie von der Nominierung erfuhren“, erzählt sie von der Reaktion der Familie, der Freunde und Bekannten und auch der Arbeitskollegen, die nun mit ihr dem Finale entgegenfiebern. Am morgigen Samstag ist es dann soweit. 18 Frauen, die Schönste aus jeder Region, stellen sich der Wahl. Vor den Augen der Jury im Radisson Blu Hotel in Bremen haben sie zwei Durchgänge zu bestreiten: In einem Kurzinterview werden Ausstrahlen und Aussehen bewertet, darauf folgt eine Präsentation im Bikini, bei der Figur und Gang im Mittelpunkt stehen. Nach diesen Kriterien wählt die Jury die Top fünf unter den Frauen aus, doch letztendlich entscheidet die Schlagfertigkeit der Kandidatinnen darüber, wer aufs Siegertreppchen steigt. Die fünf Finalistinnen müssen einen Umschlag mit einer besonderen Frage ziehen und innerhalb von 30 Sekunden antworten. „Am meisten freue ich mich auf das Fest im Parkettsaal des Hotels“, sagt Vicky Puth. Die Nervosität komme hundertprozentig. Spätestens vor Ort. „Das ist schon etwas anderes als eine Modenschau“, sagt sie. „Da schauen die Leute auf mich direkt, nicht auf die Marke, die ich präsentiere.“ Nach Bremen fährt sie übrigens mit Karin Wadle, die sie zuvor nicht kannte. Merkwürdig, dass ihr die zweifache Misses Rhein-Pfalz aus Pirmasens zuvor noch nicht über den Weg gelaufen ist, zumal ihre beiden Leben schon so manche Parallele aufweisen. Und was passiert, wenn Vicky Puth gewinnt? Nichts, glaubt sie, außer dass man ihr Angebote mache: zu Modenschauen und zum Modeln. An ihrem Leben würde sie auf keinen Fall etwas ändern wollen. Sie findet, dass sie angekommen ist, umgeben von tollen Menschen, außerdem liebt sie ihren Job. Im Berufsleben jongliert die Schöne mit Zahlen und Gesetzen. Auch als Misses Deutschland würde sie ihre Tätigkeit bei der Krankenkasse nicht missen wollen. Ebenso wenig wie ihren Wohnsitz. „Mir gefällt das Ruhige in Pirmasens, die Natur drumherum, das Flair im nahen Frankreich“, erzählt sie. Oft gehe sie mit ihrer Familie in den Strecktalpark, den sie sehr gerne mag. Ein Hund würde zu den Spaziergängen gut passen, findet ihre Tochter Zoe. Doch diesen Wunsch erfüllt Vicky Puth momentan nur an manchen Nachmittagen. Dann führen sie gemeinsam Tierheimhunde aus.

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