Frankenthal Angriff auf die Lachmuskeln

Viel Beifall gab es am Samstag für das in der Jahn-Halle in Bobenheim-Roxheim gastierende Theater Hemshofschachtel. Bei der turbulenten Mundartkomödie „Die Oma gibt Gas“ von Rüdiger Kramer ließ das textsichere und ausdrucksstarke Ensemble unter Regie von Andreas Assanoff das Publikum vor lauter Lachern kaum zur Ruhe kommen.

Seit seiner Gründung im Jahr 1987 hat sich das Ludwigshafener Mundarttheater zum absoluten Publikumsmagneten entwickelt – so auch am Samstagabend wieder in der fast komplett besetzten Jahn-Halle. Er habe nie eine Fortsetzung für sein Stück „Achtung, die Mudder kummt“, schreiben wollen, weil er der Meinung gewesen sei, Fortsetzungen könnten nie so gut sein wie das Original, verriet Stückeschreiber Rüdiger Kramer der RHEINPFALZ am Rande der Aufführung. Glücklicherweise ließ er sich doch darauf ein und bewies mit „Die Oma gibt Gas“ das Gegenteil. Im Mittelpunkt der Fortsetzung steht erneut Familie Weckmeyer. Diesmal geht Oma Sophie (Marie-Louise Mott), die in der Wohnung ihres Sohnes Peter (Uwe Bansemer) und ihrer Schwiegertochter Inge (Angelika Kleinschmidt) ein- und ausgeht, ihrer Schwiegertochter auf die Nerven. Mit trockenem Humor und kerniger Stimme führt Sophie auch bei ihrem Gefährten Kasimir (Andreas Assanoff) das Regiment. Dieser ist zwar ein gutmütiger und humorvoller Geselle, hat aber nur noch seine Zinnsoldaten im Kopf und vergisst dabei seine Liebste, die sich vernachlässigt fühlt, weil „an der Heimatfront seit Wochen nichts mehr läuft“. Ebenfalls vernachlässigt fühlt sich Lisa (Elena Grünfelder), die Sophies Enkel Mario (Christian Borowski) geheiratet hat und mit ihm aus finanziellen Gründen ins Haus seiner Eltern gezogen ist. Mario ist mit seinem Studium so beschäftigt, dass er kaum Zeit für Lisa hat. Auch dessen Vater Peter macht sich öfter aus dem Staub, während sich Ehefrau Inge über ihre schlampige Schwiegertochter und die aufdringliche Sophie aufregen muss. Als im Nachbarhaus der heißblütige Italiener Angelo Ferrari (Vito Schito) einzieht, entflammen die Herzen der drei vernachlässigten Damen. „Brad Pitt is Dreck degesche“, meint Oma Sophie, doch den Herren des Hauses ist der charmante „Nudeldompteur“ ein Dorn im Auge. Obwohl dieser die „Brigitte“ liest, gut kochen kann und gerne shoppen geht, was vermuten lässt, dass er lieber „zum anderen Ufer schwimmt“, ist er ihnen nicht geheuer. Als dann noch eine Schwangerschaft ins Haus steht, sagen sie ihm den Kampf an. Das komplette Ensemble überzeugte in „Die Oma gibt Gas“ nicht nur mit Textsicherheit, sondern auch mit ausdrucksstarker Mimik und stimmiger Gestik. Dabei kam man mit nur einem einzigen Bühnenbild aus – dem in barockem Stil eingerichteten Wohnzimmer der Weckmeyers. Rasant, mit viel Wortwitz, Klamauk und frivolen Einlagen durchsetzt, brachten die Schauspieler gekonnt Pointe um Pointe an den Mann. Allen voran begeisterte Hemshof-Gründerin Marie-Louise Mott in der Rolle der Sophie. Die temperamentvolle Französin platzierte einen Lacher nach dem anderen, wenn sie beispielsweise als moderne Oma mit dem Spracherkennungsprogramm ihres i-Pad kommunizierte oder ein Liebeselixier für ihren Kasimir mischte, das ihn jedoch zum Kleinkind mutieren ließ. Regisseur Assanoff stand ihr dabei als im Militärjargon kommunizierender Opa in nichts nach und warf gelegentlich schon mal den Gehstock zur Seite, um laut „Ich will Spaß“ zu trällern. „Meine Intention und auch die der Schauspieler ist es, unsere Zuschauer zum Lachen zu bringen und sie mal für zwei Stunden den Alltag mit seinen Sorgen vergessen zu lassen“, erläuterte Autor Kramer. Dies ist dem Ensemble der Hemshofschachtel am Samstagabend gründlich gelungen.

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