Rheinpfalz Abwasserlösung kostet 2,2 Millionen Euro

Gescheitert: das Pilotprojekt Kläranlage Petersberg. Vier Reinigungsstraßen verlaufen hier parallel. In jeder dieser Straßen sin
Gescheitert: das Pilotprojekt Kläranlage Petersberg. Vier Reinigungsstraßen verlaufen hier parallel. In jeder dieser Straßen sind tausende Nano-Keramik-Membrane verbaut, die Partikel rausfiltern können, die 2000 mal dünner sind als ein Haar. Problem: Die Membrane setzen sich trotz enormen Spülaufwands zu und brechen.

„Das war ein teurer Pilot“, kommentierte Horst Höh (SPD) am Mittwoch bei der Sitzung des Werksausschusses der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben die Tatsache, dass es 2,2 Millionen Euro kosten wird, um die nicht funktionierende Nano-Keramik-Membran-Kläranlage in Petersberg vom Netz zu nehmen und das Abwasser aus Petersberg künftig in der Kläranlage Rodalben zu entsorgen. Der Ausschuss empfiehlt die notwendigen weiteren Schritte, um diese Lösung möglich zu machen.

Die Zweckvereinbarung zwischen den Verbandsgemeinden Thaleischweiler-Wallhalben und Rodalben, die die Einleitung und die damit verbundenen finanziellen Fragen regelt, „hätten wir ihnen heute gerne als Entwurf vorgelegt. Aber der Verbandsgemeinderat Rodalben hat diese noch mal an den Werksausschuss Rodalben zurückverwiesen“, erläuterte Werkleiter Joachim Becker. Es gehe nur noch um redaktionelle Fragen, sagte Verbandsbürgermeister Thomas Peifer (CDU). Das Problem der Pilotkläranlage sei, das sie die zu reinigende Abwassermenge nicht schaffe und Energie- und Wartungskosten verursache, die fünf bis acht Mal so hoch liegen wie bei einer durchschnittlichen Kläranlage, fasste Martin Rutschmann vom Ingenieurbüro Dilger aus Dahn zusammen. Dieses Problem wird derzeit dadurch gelöst, dass eine sequenzielle biologische Reinigungsstufe eingebaut wurde, die einen Teil des Abwassers reinigt. Das hat die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD) nur übergangsweise genehmigt, bis eine endgültige Lösung gefunden ist. Die endgültige Lösung soll so aussehen, dass das Abwasser aus Petersberg nach Rodalben geleitet wird. Die Abwässer, die der Menge entsprechen, die 1000 Einwohner(gleichwerte) im Schnitt verursachen, gilt es zu transportieren. Angesetzt werde mit der Leitung am bisherigen Becken, in dem die Keramikplatten verbaut sind. Von dort werde das Abwasser in eine Leitung mit 20 Zentimetern Durchmesser geleitet, die entlang der K 17 Richtung B 270 führt. In der Spitze könnten über diese Leitung bis zu zwölf Liter pro Sekunde befördert werden. Ohne pumpen zu müssen, werde das Abwasser unter dem Eisenbahnviadukt hindurchgeleitet. Unter dem kleinen Platz am Viadukt, von Petersberg kommend links, werden ein Staukanal und ein Pumpwerk gebaut. Über der Erde, in einem neun Quadratmeter großen Gebäude, wird die Steuerungstechnik untergebracht. Ab jetzt muss überwiegend gepumpt werden, weil kaum natürliches Gefälle mehr vorhanden ist. Entlang der B 270 könnte die Druckleitung verlaufen. Diese wird die B 270 in Höhe des Betonmischwerks queren. Ab dort ist wieder entlang eines Wirtschaftswegs Gefälle vorhanden. Unter der Rodalb und der Bahnlinie zwischen Rodalben und Pirmasens-Nord durch – zuvor hat die Leitung bereits die Bahnlinie zwischen Pirmasens und Pirmasens-Nord unterquert – verläuft die Leitung entlang der L 497 bis zur Kläranlage. Der Kanal wird zwischen 80 Zentimeter und drei Meter tief (bei Unterquerung der Bahnlinie) gelegt, erläuterte Rutschmann. Insgesamt seien 1,6 Kilometer Freispiegelleitung, 1700 Meter Steuerkabel, elf Meter Staukanal, ein Pumpwerk, ein Druckluftmodul, 1970 Meter Pumpenkanalleitung, 110 Meter Entlüftungskanal sowie Mess- und Regetechnik zu installieren. Zudem muss die bestehende Kläranlage abgerissen werden. Das Abwasser nach Fehrbach oder in die Kläranlage Schwarzbachtal zu leiten, sei wegen der erforderlichen enormen Pumpleistung nicht rentabel. Kalkuliert wurde noch der Bau einer konventionellen Kläranlage in Petersberg. Im Kostenvergleich (50 Jahre Betrieb) schneide die Pumplösung um mindestens 300.000 Euro besser ab. Wenn alles optimal laufe – es stehen schwierige Verhandlungen mit der Bahn an – könne 2018 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Zwei, drei Jahre werde die Anlage in Petersberg noch ihren (teuren) Dienst tun müssen. Um 13 Cent pro Kubikmeter müsste die Abwassergebühr steigen, um die Pumplösung zu finanzieren. Gleichzeitig werde aber die nicht funktionierende aktuelle Kläranlage komplett abgeschrieben. Das reduziere die Gebühr. Man gehe deshalb davon aus, dass die Abwassergebühr um vier, fünf Cent steigen könne, sagte Becker. Das sei aber der schlimmste anzunehmende Fall, ergänzte er. Nachdem es zunächst geheißen habe, dass es keine Zuschüsse gebe, sind diese nun in Aussicht gestellt. „Wir erwarten 70, 80 Prozent“, so der Werkleiter. Auch lasse das Gerichtsgutachten noch auf sich warten, das klären soll, ob der Verbandsgemeinde Schadensersatz. Zweckvereinbarung Der Werksausschuss empfiehlt dem Verbandsgemeinderat, die Zweckvereinbarung mit dem Wasserzweckverband Sickingerhöhe/Wallhalbtal und der Verbandsgemeinde Waldfischbach-Burgalben abzuschließen, die den Aufbau eines Wasserverbundes ermöglichen soll. Wasserverkauf und Wasserverlust 2016 habe das Wasserwerk 400.000 Kubikmeter Wasser verkauft, 10.000 Kubikmeter mehr als 2015, teilte Werkleiter Joachim Becker dem Ausschuss mit. Die Maßnahmen, um die Wasserverluste zu reduzieren, greifen ebenfalls. Diese wurden von 22 Prozent (2015) auf 15 Prozent (2016) gesenkt.

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