Kaiserslautern Er kam, sah und siegte

Gut, besser, Godoj: Das hätte das Motto des Abends sein können und wäre noch nicht einmal übertrieben. Thomas Godoj ist seinen Casting-Wurzeln längst entwachsen und zeigt sich musikalisch so selbstbewusst und ehrlich wie nie. Eine Kostprobe davon gab es am Samstag bei seinem Tour-Finale zum neuen Album „V“ im Cotton Club. Der Musiker rockte amtlich die Massen und setzte in Sachen Stimmung neue Maßstäbe für die Barbarossastadt.

Bevor jedoch der Mann des Abends die Bühne betrat, machte der bislang unbekannte junge Musiker Tobias Carshey den Anfang. Und nach einem solchen Auftakt dürfte es wohl nicht mehr lange gehen mit dem „unbekannt“. Mit ambitionierten Songs wie „Bye Bye“, „The Party Is Over“ oder „Let’s Kill The DJ“, einer lupenreinen Arbeit mit Stimme und Gitarre und dazu noch einer durchweg sympathischen Art, setzte der Schweizer Liedermacher wunderbare Akzente und nahm die Menge ausnahmslos für sich ein. Sie sang beherzt und textsicher mit, der Musiker zeigte sich von so viel Zuspruch fast schon eingeschüchtert. Nach einer halben Stunde verließ er die Bühne. Die 30-minütige Umbauphase schien sich für die wartenden Fans allerdings in unerträgliche Längen zu ziehen. Mit Klatsch-Arien in Dauerschleife und lautstarken „Wir woll’n den Thomas sehen“-Gesängen wurde der Auftritt von Thomas Godoj gefordert. Um 21 Uhr war es dann soweit: Das Intro erklang, die Musiker besetzten ihre Plätze und Godoj hielt unter Jubelstürmen Einzug auf der Bühne. Ohne große Umschweife legten die Männer mit „Genau der Moment“ los, ein wohltuendes Stück vom neuen Album. Mit „Seite an Seite“ und „Dächer einer ganzen Stadt“ folgten zwei ältere Nummern. Die Stimmung vor der Bühne war kaum zu bremsen. Dass ein Publikum so abgeht und ohne Anlaufzeit vom ersten bis zum letzten Song mit dem Musiker Schritt hält, ist ein seltenes und schönes Erlebnis. Kein Lied, das nicht textsicher mitgesungen wurde, kein Wort und keine Geste des Musikers, die nicht mit frenetischem Applaus gefeiert wurden. Aber auch der Sänger war hautnah beim Publikum und schien sich am liebsten in das Gemenge stürzen zu wollen. Zwischenzeitlich sinnierte er über die Entstehung des Albums, welches ausschließlich durch eine Crowdfunding-Aktion finanziert wurde (wir berichteten am Mittwoch) – ein weiterer Beweis, dass die Fans „ihren Thomas“ nicht im Stich lassen. Mit einer Summe im sechsstelligen Bereich innerhalb von 24 Stunden setzte die Aktion einen Rekord. Und Godoj bedankte sich auf die für ihn einzig richtige Weise: mit einem Song. Der Track „Beste Entscheidung“ ist eine musikalische Hommage an seine Fans und wurde von diesen mit offenen Armen empfangen. Aber auch knackige Live-Versionen von „Reklamation“, „Aus freien Stücken“ und „Wie das Leben klingt“, letzteres mit Verstärkung am Mikrofon, erzeugten mächtig gute Laune im rappelvollen Club. Und bei der Singleauskopplung „Magnetisch“ war die magnetische Anziehungskraft zwischen Künstler und Publikum tatsächlich über den gesamten Raum hinweg zu spüren. Genau so sollte guter Deutsch-Rock klingen: kraftvoll, vielschichtig, ehrlich und mit gehörigen Ecken und Kanten. Dazu intelligente Texte und viel Herz – fertig ist das Holz, aus dem ein Musiker wie Thomas Godoj geschnitzt sind. Nach einer weiteren, großartig dosierten Folge aus alten und neuen Songs beendeten Godoj und Band gegen 22.45 Uhr offiziell den Abend. Doch die schier endlosen Zugaberufe lockten die Musiker schnell wieder hervor. Es ertönten „Endlosschleife“, „So gewollt“ und „Helden gesucht“, ein Stück aus Godojs allererster Scheibe nach dem Sieg bei DSDS 2008, was fast schon wieder einen Hauch von Nostalgie versprühte. Damit fand das Konzert endgültig seinen Abschluss, das Publikum dachte aber noch lange nicht daran seinen euphorischen Applaus zu beenden. „Dafür mache ich das alles, für euch“, schnaufte der sichtlich gerührte Godoj ins Mikrofon, und niemand hatte daran einen Zweifel. Noch minutenlang sangen die Fans Songtexte durch den Saal und hielten ein Meer aus Schildern in die Höhe. Die Stadionatmosphäre war perfekt. Der Sänger starrte derweil ehrfürchtig in den Raum, schüttelte ungläubig den Kopf und wirkte leicht überfordert. Bei der anschließenden Autogramm- und Fotostunde trafen sich Musiker und Publikum wie alte Freunde. Ganz klar: Thomas Godoj kam, sah und siegte auf ganzer Linie. Bitte Nachschub und das so bald wie möglich.

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