Neustadt Von der Straße in die Ausbildung

Jugendliche beim Workshop „Fit 4 life“.
Jugendliche beim Workshop »Fit 4 life«.

Jungen Menschen mit Schulproblemen oder sozialen Problemen weiterzuhelfen, sie beispielsweise in eine Ausbildung oder zurück in die Schule zu bringen, ist das Ziel des Projekts „Jugend stärken im Quartier“. Im Stadtteil Branchweiler läuft es seit einem Jahr, in vielen Fällen erfolgreich, wie bei der Vorstellung einer ersten Bilanz im Jugendhilfeausschuss deutlich wurde.

Manchmal sei die Arbeit echtes Streetworking, erklärte Marion Fliehmann, eine der Mitarbeiterinnen. „Wir sprechen die jungen Leute auf der Straße an, fragen, wie es bei ihnen läuft, was fehlt.“ Die Eltern seien froh, wenn von außen Unterstützung komme. Inzwischen besuchen acht Jugendliche wieder eine Schule, jeweils drei sind in Ausbildung oder in einem Freiwilligen Sozialen Jahr, acht machen ein Praktikum und fünf weitere werden bei anderen Bildungsträgern betreut. „Jugend stärken im Quartier“ wird von Mitarbeitern des Jugendamtes und der WBG organisiert. Bislang wurden 62 Teilnehmer mit verschiedenen Maßnahmen erreicht. Momentan ist dabei die Hälfte noch nicht in Praktika, Lehrstellen oder sonstigen Maßnahmen unterkommen. Für diese Jugendlichen gibt es Einzelfallhilfe und bei Bedarf eine längere Begleitung, wie Mitarbeiterin Janina Becker erläuterte. Nachdem 2012 die Sozialarbeiterstelle des „Jugendscouts“ nicht mehr besetzt werden konnte, war nach Angaben von Klaus Weisbrod, Leiter der Abteilung Jugendarbeit, klar, dass ein Bedarf vorhanden war, erneut mit Sozialarbeit in dem Viertel die Jugendlichen zu unterstützen. 50 Prozent der Personalkosten werden dabei vom Land übernommen. Allerdings konnten die Stellen erst im April 2016 besetzt werden. „Die Zielgruppe ist zwischen zwölf und 26 Jahren alt“, informierte Klaus Weisbrod. Während der ersten zwölf Monate gab es auch viele praktische Workshops, wie „Fit 4 life“. Im Mehrgenerationenhaus erfuhren die Jugendlichen in mehreren Modulen, auf was es bei der Wohnungssuche und im eigenen Haushalt ankommt. „Hier haben sich die Jugendlichen sogar mehr eingebracht als geplant. Obwohl sie sich anfangs nicht kannten und aus unterschiedlichen Kulturen stammten, fand ein reger sozialer Austausch statt“, sagte Mitarbeiterin Petra Schanze. Daneben gab es auch ein Projekt „Gute Zeiten – schlechte Zeiten“ mit einem Besuch des Hambacher Schlosses und der NS-Gedenkstätte im Quartier Hornbach. Geplant sind ein Ausbau der Beratungsangebote und Projekte im Westen der Stadt, ein Jugendguide und ein runder Tisch zum Thema Jugendberufshilfe. Die Förderung des Landes läuft noch bis nächstes Jahr. Ein Antrag auf Weiterführung bis zum Jahr 2021 wurde gestellt. Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer (CDU), Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, erklärte: „Wir sind wild entschlossen, auch im Westen den Fuß mit der Sozialarbeit auf den Boden zu bringen. Da ist die Problematik durchaus schwierig.“ Auch im Bereich Böbig gebe es bereits Abwärtstendenzen im sozialen Umfeld. Diesen Problemen sollte möglichst frühzeitig mit gestärkter Sozialarbeit gegengesteuert werden. Im September soll es in Zusammenarbeit mit der Gruppe „Engagierte Jugend Neustadt“ (EJN) eine Beratungsmesse im Saalbau geben, um für Jugendliche die verschiedenen Wege transparent zu machen, wo sie Hilfe, Rat und soziale Unterstützung erhalten können. „Welche Möglichkeiten es bei uns gibt, war vielen Jugendlichen noch gar nicht bewusst, wie sich bei den Gesprächen mit der Engagierten Jugend zeigte“, sagte Röthlingshöfer.

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