Neustadt „Schaurige“ Jesuitengruft

Die gemauerten Grabnischen sind längst nicht mehr gefüllt: Jesuitengruft beim Speyerer Dom.
Die gemauerten Grabnischen sind längst nicht mehr gefüllt: Jesuitengruft beim Speyerer Dom.

Nahe an Speyers touristischer Hauptattraktion, dem Dom mit seiner Krypta, gibt es eine weitere Sehenswürdigkeit. Es ist die auch den meisten Einheimischen unbekannte Jesuitengruft, verborgen unter dem Parkplatz Ecke Domplatz/Stuhlbrudergasse.

Die zeitweise zugeschüttete Gruft, 1925 bei Kanalisationsarbeiten wiederentdeckt und freigelegt, ist nur selten öffentlich zugänglich. Am Dienstagabend wurde die angerostete kleine Eisenpforte an der Parkplatz-Ummauerung für eine Veranstaltung des Forums Katholische Akademie Speyer geöffnet. Einige verschieden breite, teilweise auch unterschiedlich hohe Treppenstufen führen steil hinab. Sie sind wegen der diffusen Beleuchtung schwierig zu begehen. Am Ende der Treppe führt ein mehrmals abbiegender Gang aus Beton in den Grabraum. „Richtig schaurig“, wispert eine Besucherin. Sie und andere Besucher überkommt trotz der feuchtwarmen Luft in dem etwa zwölf Meter langen und vier Meter breiten Raum ein Frösteln. Es ist still in der Gruft. Zu sehen sind Grabnischen – dreimal elf, über- und nebeneinander liegend sowie mannslang. Die Nischen sind leer. In ihnen waren einst die verstorbenen Jesuitenbrüder aus deren einst darüber gebautem Kollegium und wohl auch aus dem nahen Jesuitenkloster gelegt worden. Vorübergehend offenbar, die Gebeine wurden später woanders beigesetzt oder sie verschwanden bei der Plünderung der Gruft während der Französischen Revolution. Einige Steilplatten, mit denen die Nischen verschlossen waren, lagern am Boden. Wie der ganze Raum sind sie feucht – betropft von Regenwasser, das sich im Deckengemäuer gesammelt hat. Kalk hat sich abgelagert, oben und auf dem betonierten Boden vermitteln von der Decke hängende Stalaktiten und und auf dem Untergrund sich türmende Stalagmiten den Eindruck einer Tropfsteinhöhle. Das Jesuitenkolleg wurde um 1600 auf dem Gelände nordwestlich des Doms errichtet und bei der Stadtzerstörung 1689 vernichtet. Es wurde wiederaufgebaut, 1727 kam eine Kirche dazu. Im 19. Jahrhundert musste das Jesuiten-Ensemble den heutigen Domherrenhäusern zwischen Stuhlbrudergasse und Edith-Stein-Platz weichen. Ermöglicht wurde der Gruft-Besuch von der Katholischen Erwachsenenbildung der Diözese. Daniela Blum (Universität Tübingen) sprach anschließend über die Geschichte der einst trotz Widerwillens des Stadtrats vom Domkapitel nach Speyer geholten Jesuiten.

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