Neustadt Pflegestützpunkt fürs Quartier

In den derzeit noch ungenutzten Räumen des ehemaligen Schleckermarkts in der Spitalbachstraße entsteht der Pflegestützpunkt für
In den derzeit noch ungenutzten Räumen des ehemaligen Schleckermarkts in der Spitalbachstraße entsteht der Pflegestützpunkt für das Projekt »Neues Wohnen im Quartier« (NWiQ).

In Branchweiler baut die WBG eine zentrale Anlaufstelle für hilfebedürftige Menschen. Betrieben wird sie später von der Ökumenischen Sozialstation und vom Hetzelstift. Ältere Menschen sollen dadurch länger in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.

Das „Neue Wohnen im Quartier“ nimmt Formen an: Gestern haben Stadt, Wohnungsbaugesellschaft (WBG) und die Ökumenische Sozialstation sowie das Marienhaus-Klinikum Hetzelstift als Pflegedienstleister eine Absichtserklärung unterzeichnet. In zwei bis drei Monaten könnte in Branchweiler die geplante ambulante Pflegestation eröffnen. Dann wäre die angestrebte Versorgung älterer und hilfebedürftiger Menschen vor Ort gesichert. Dieses Ziel verfolgen Stadt und WBG bereits seit mehreren Jahren, und jetzt sei „ein Meilenstein“ erreicht. Die Idee hinter dem Projekt: In einem räumlich begrenzten Bereich gibt es einen ambulanten Pflegestützpunkt, den ältere und behinderte Menschen auf kurzen Wegen erreichen können. Von dort aus kommen auch die Pflegekräfte zügig und ohne Fahrzeuge zu den Patienten. Zur Unterstützung sollen außerdem Ehrenamtliche eingebunden werden. „Damit wollen wir erreichen, dass die älteren Menschen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können und so spät wie möglich in ein Pflegeheim müssen“, erläuterte WBG-Geschäftsführer Dietmar Kurz bei der gestrigen Unterzeichnung der Absichtserklärung. Pate für das Projekt ist das „Bielefelder Modell“: In der ostwestfälischen Stadt wurde in den 1990er-Jahren die Idee entwickelt, an der sich schon mehrere Kommunen in Deutschland orientiert haben, in Rheinland-Pfalz zum Beispiel Pirmasens, Kaiserslautern und Mainz. In Neustadt lief das Ganze bislang unter dem Arbeitstitel „Wohnen und Pflege im Alter“ (wir berichteten). Nun habe man sich für „Neues Wohnen im Quartier“ (NWiQ) entschieden, sagte Bürgermeister und Sozialdezernent Ingo Röthlingshöfer. Allerdings werde man nicht, wie in Bielefeld, Pflegewohnblöcke bauen, sondern die vorhandenen Gebäude nutzen, in denen die betroffenen Menschen ja bereits leben oder hinziehen können, erklärte Kurz. Es sei der Versuch, „etwas Neues in die Versorgungslandschaft zu implementieren“: Die betreuten Menschen hätten damit eine Anlaufstelle gleich um die Ecke, sagte Röthlingshöfer mit Blick auf den Pflegestützpunkt, aber auch auf einen Treffpunkt, der in den von der Stadt gekauften Räumen des Clubs Behinderter und ihrer Freunde entstehen soll. Die Arbeiterwohlfahrt habe bereits Interesse signalisiert, dort eine Art Mietercafé zu betreiben. Die Arbeiten am Pflegestützpunkt im noch ungenutzten Teil des ehemaligen Schleckermarkts in der Spitalbachstraße laufen bereits und sollen in zwei bis drei Monaten abgeschlossen sein. Bezahlt wird der Umbau von der WBG. Die Ökumenische Sozialstation und der ambulante Pflegedienst des Hetzelstifts werden gemeinsam als Mieter einziehen. „Es ist schön, dass die zwei es zusammen probieren“, sagte Röthlingshöfer. Er gehe davon aus, dass das Ganze ein Erfolg werde und dann auf andere städtische Quartiere sowie auf die Weindörfer übertragen werden könne. „Irgendwann soll es flächendeckend in Neustadt sein“, so der Sozialdezernent. Vorerst geht es aber um das WBG-Geviert zwischen Speyerdorfer Straße, Adolf-Kolping-Straße, Branchweilerhofstraße und Industriestraße. Der Pflegestützpunkt im ehemaligen Schleckermarkt ist allerdings eine Übergangslösung und soll mittelfristig in das gegenüberliegende WBG-Mieterbüro umsiedeln – weil viele der Wohnungen im dortigen Gebäude schon jetzt barrierefrei erreichbar seien, informierte Kurz. Das Mieterbüro würde dann in den früheren Schleckermarkt wechseln. Sozialstation und Hetzelstift müssen noch eine Gesellschaftsform finden, um das Projekt gemeinsam zu betreiben: „Auch für uns ist das etwas Neues, die Rahmenbedingungen müssen noch besprochen werden. Aber wir sind froh, das in Kooperation mit dem Hetzelstift machen zu können“, sagte Natalja Arndt, Geschäftsführerin der Sozialstation. Es sei wichtig, so etwas in Neustadt einzuführen. Dem stimmte Dirk Schmidt, Pflegedirektor am Hetzelstift, voll und ganz zu. Die beteiligten Institutionen müssten eng zusammenarbeiten, um es zu schaffen, ältere Menschen so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung zu lassen: „Da fühlen sie sich am wohlsten.“

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