Neustadt Neustadt: Zugeparkte Rettungswege bei Hochhaus problematisch

Könnte es im GDA-Wohnstift zu einem so verheerenden Hochhausbrand kommen wie zuletzt in London? Der Altenheim-Träger beruhigt: Die Bauvorschriften seien in Deutschland viel strenger. Dennoch würden alle GDA-Häuser jetzt überprüft. Die Feuerwehr weist auf ein anderes Problem hin: zugeparkte Rettungswege.

Die Bilder eines Londoner Hochhauses, das einer brennenden Fackel gleicht, haben auch in Neustadt Sorge ausgelöst. Wie sieht es eigentlich hierzulande mit der Sicherheit aus, fragte sich beispielsweise eine Bewohnerin des GDA-Wohnstifts. Die Dame lebt im Haus A, das vor sechs Jahren saniert und gedämmt wurde. Doch gerade der Wärmeschutz war in London offenbar ein Grund für die rasche Ausbreitung des Feuers. Allerdings: In Deutschland dürfen bei Hochhäusern keine brennbaren Stoffe wie etwa Styropor verwendet werden. Obwohl das so ist, war der Londoner Brand Anlass für die Gesellschaft für Dienste im Alter (GDA) mit Sitz in Hannover, alle ihre Gebäude nochmals unter die Lupe zu nehmen. In den nächsten Wochen sollen überall Proben der Dämmmaterialien genommen und untersucht werden. „Wir gehen zwar davon aus, dass alles in Ordnung ist, wollen es aber noch einmal schwarz auf weiß haben“, erklärte Stiftsdirektor Christian Schneider. Betroffen ist beim GDA Neustadt nur das Haus A, die beiden anderen sind noch mit Schwemmsteinplatten verkleidet. Das Haus A hat elf Stockwerke und ist etwa 35 bis 38 Meter hoch. Ab einer Höhe von 22 Metern darf hierzulande kein brennbares Dämmmaterial mehr verwendet werden. „Ab dieser Höhe ist eine Rettung mit der Leiter nicht mehr möglich“, erklärt Feuerwehrchef Stefan Klein. Klein ist der Meinung, dass gerade in den 90er-Jahren in puncto Dämmung Fehler gemacht worden sind. Jedes Haus in Styropor zu packen, sei aus Brandschutzsicht keine gute Idee gewesen. Bei einem Brand in einem Einfamilienhaus in Gimmeldingen habe er im vergangenen Jahr beispielsweise erlebt, wie ein Feuer, das durch einen Ascheeimer ausgelöst worden war, sich unter dem Putz bis zum Dachstuhl ausbreitete und erst entdeckt wurde, als dieser brannte. Beim GDA, wo es schon Wohnungsbrände gegeben habe, habe er noch nie erlebt, dass das Feuer auf ein weiteres Geschoss übergegriffen habe. Im Übrigen habe die Feuerwehr alle größeren Objekte, also auch Schulen und Altenheime, permanent im Blick. In regelmäßigen Abständen würden Brandschauen durchgeführt. Für ein richtig großes Problem hält Klein ein anderes Thema: zugeparkte Rettungswege. Fast in jedem Ortsteil gebe es Beispiele, wo an wichtigen Stellen das absolute Halteverbot nicht respektiert werde. Sogar an der Hauptfeuerwache in der Lindenstraße gebe es Probleme. „Und da passiert nichts“, fügt Klein hinzu. Das Ordnungsamt unternehme viel zu wenig, und ohne Strafzettel werde sich nichts ändern. Klein nennt ein aktuelles Beispiel: Die Parkplätze der Feuerwehrleute beim Hambacher Feuerwehrgerätehaus würden zurzeit regelmäßig von Schwimmbadbesuchern in Beschlag kommen. „Wenn wir einen Einsatz haben, haben wir für unsere Pkw keinen Parkplatz.“ Zugestellt würden oft auch Aufstellflächen für die Feuerwehr. Ein Problem, das auch Volker Weiß, Architekt bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (WBG), kennt. Deshalb schaue er, dass in größeren Wohnsiedlungen immer wieder Feuerwehrübungen stattfinden. „Dann sehen die Leute, wofür die Flächen gebraucht werden.“ Die WBG hat insgesamt etwa 2200 Häuser, etwas mehr als die Hälfte sei wärmegedämmt, sagt Weiß. 1997 wurde mit der energetischen Sanierung angefangen, und zu allen Projekten gehörten auch so genannte Wohnumfeldmaßnahmen. „Da wird dann auch der Brandschutz geprüft“, erklärt Weiß. In der Folge seien an vielen Stellen Aufstellflächen und Feuerwehrrettungswege neu geschaffen worden. „In der Spitalbachstraße sind dafür sogar Garagen verstellt worden.“ Weiß betonte, dass die WBG dafür viel Geld investiere. „Was wir tun können für die Sicherheit, das tun wir.“

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