Neustadt Neustadt: Traumwetter bei Haardter Weinfest

In der ersten engen Kurve reduzierte sich der Wasserstand bereits nicht selten.
In der ersten engen Kurve reduzierte sich der Wasserstand bereits nicht selten.

Traumwetter am wichtigsten Tag des Jahres beim Haardter Weinfest. Das traditionelle Schubkarrenrennen lockte geschätzte 2000 Besucher gestern auf den „Balkon der Pfalz“. Mit Manuel Scriba gewann ein alter Bekannter.

In Sicherheit bringen – jetzt rollen die Schubkarren an, hieß es gestern Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein im Ortsteil Haardt. Insgesamt 60 Zweier-Teams gingen beim beliebten Schubkarren an den Start. Und das Publikum war begeistert. Sie nahmen ihre Sache auch diesmal sehr ernst – das machten die überwiegend männlichen Teilnehmer trotz jeder Menge guter Stimmung deutlich. Mit Sonnenhut und -brille ausgestattet sowie der Stoppuhr am Handgelenk stehen die Starter bereit. Noch sind die Wassereimer auf den Schubkarren randvoll. „Weg von der Straße, sonst werdet Ihr überrollt“, hallt es mahnend über die Lautsprecher, bevor es dann heißt „Auf die Plätze, fertig, los“. Überall stehen Zuschauer am Wegesrand, johlen und klatschen, wenn die Läufer vorbei traben, und suchen sich ein möglichst schattiges Plätzchen. Die ihrer Meinung nach „besten Tribünen-Plätze“ haben sich Karl und Evi Schöttinger gesichert. Tisch und Bänke stehen vor ihrem Haus im Mandelring bereit, wer vorbeikommt, wird zu Schorle und Waffeln eingeladen. Vor allem aber heißt es Daumen drücken für die zehnjährige Enkelin, die gemeinsam mit dem Schwiegersohn am Rennen teilnimmt. Und natürlich nach den besten Kostümierungen schauen. Die sind auch diesmal – wohl wegen des warmen Wetters – zwar nicht in übermäßiger, jedoch in umso ausgefallenerer Form beim Schubkarrenrennen vertreten. Bunt geschmückt und mit rabenschwarzem Gesicht steht der Forster „Hansel Fingerhut“ alias Christian Krack aus Deidesheim mit seiner „Nudelgret“ Christian Langhauser am Start bereit. Die hat vor Aufregung schon ganz röte Bäckchen und verkauft Brezeln an die Zuschauer. Etwa Bestechung, wenn es nachher um den Gaudi-Preis geht? Wie dem auch sei, das Gespann muss noch schnell für zahlreiche Schnappschüsse herhalten. Ordentlich ins Schwitzen kommt der als „Ork“ aus „Der Herr der Ringe“ verkleidete Peter Funk aus Esthal. Rüstung und Maske schützen ihn aber immerhin vor Sonnenbrand, sagt der grimmige Gefährte lachend. Sein Laufpartner trägt wiederum eine dicke Gefangenenkette um den Hals. Leichter haben es da die mit knappen Badehosen und -kappen bekleideten Wasserballer des SC Neustadt. Kristoph Reinsbach und Johannes Weigert haben heute ausnahmsweise die Disziplin gewechselt, „Trockenübungen“ sind angesagt. Ganz so trocken bleibt die Angelegenheit in den meisten Fällen dann allerdings nicht: Bei teils rasantem Tempo geraten die Wasserpegel ordentlich ins Schwanken und schwappen schließlich über. So gerufen wie diese Abkühlung bei sommerlichen Temperaturen auch kommt – das heißt es beim Schubkarrenrennen natürlich tunlichst zu vermeiden. Nach einigen Hindernissen auf dem Weg und der Kehrtwende in Höhe der Haardter Grundschule steht im Zielbereich Karl-Heinz Schumacher mit dem Metermaß bereit. „Das sieht gut aus“, erfasst der Kenner mit einem Blick. Und tatsächlich bringen zwei Frauen im Cheerleader-Dress noch 132 Millimeter Wasserstand mit ins Ziel. Die 38 Millimeter im nächsten Fall lassen dagegen die Chancen auf den großen Sieg am Ende gering ausfallen. Bonus-Punkte gibt es aber auch für die gelaufene Zeit. Zehn Minuten sind für die Strecke angesetzt, jede Sekunde schneller bedeutet einen Punkt. Insgesamt sieben Durchläufe organisierten die zahlreichen Helfer des Schubkarrenrennens gestern. Platz eins sicherte sich zum wiederholten Male Manuel Scriba, der gemeinsam mit Laufpartnerin Kim Adrian auf eine Gesamtzeit von 10:24 Minuten sowie einen Wasserpegel von 142 Millimeter kam. Traditionell in Wein aufgewogen wird beim Haardter Rennen normalerweise der Schwerere des Siegerteams. Da der aber noch genug Flaschen vom vergangenen Jahr im Keller hatte, nahm Mitläuferin Kim Adrian auf der Wippe Platz – und am Ende acht Kisten Wein mit nach Hause. Zweitplatzierte waren die Wasserballer Johannes Weigert und Kristoph Reinsbach, auf Rang drei schafften es Thomas Heider und Joachim Jeskowiak. Über den Gaudi-Preis für das originellste Kostüm durften sich Peter Frank als „Ork“ und sein „Gefangener“ Leo Gerst freuen.

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