Neustadt „Mein Hauptkonkurrent bin ich selbst“

«Schifferstadt.» Gut ein Jahr nach seinem bislang größten sportlichen Erfolg tritt der Schifferstadter Griechisch-Römisch-Ringer Denis Kudla erstmals wieder bei einem großen internationalen Wettkampf in Erscheinung. Der 22-Jährige ist für die Weltmeisterschaft vom 21. bis 26. August in Paris für die Gewichtsklasse bis 85 Kilogramm nominiert. Im Interview äußerte er sich zu seinen Chancen.

Denis, Sie haben weiterhin das Einzelstartrecht für den VfK 07 Schifferstadt, bestreiten ihre Mannschaftskämpfe aber künftig im Dress des Bundesligisten SV Alemannia Nackenheim. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Bundesliga-Saison, die am 2. September beginnt?

Für uns Nationalringer ist die Bundesliga eigentlich zweitrangig. Für uns zählen vor die großen Einzelwettkämpfe wie Europameisterschaft, Weltmeisterschaft und Olympische Spiele. Aber die Bundesliga ist interessant, weil man da coole Gegner hat, gegen die man auch einmal etwas ausprobieren kann. Das bringt einen schon weiter. Ich gehe davon aus, dass ich sechs, sieben Kämpfe habe, und die will die natürlich alle gewinnen. Wie läuft die Vorbereitung für die Weltmeisterschaft? Die Vorbereitung läuft gut, wir waren zuletzt eine Woche in Heidelberg im Olympiastützpunkt, das war der letzte Lehrgang vor der WM. Die Trainingseinheiten sind jetzt alle kurz und knackig. Meine Form ist gut. Am Freitag geht es zunächst nach Saarbrücken und von dort aus mit dem Zug nach Paris. Als Olympiadritter liegt Ihre Ambition für die Titelkämpfe auf der Hand ... Klar will ich dort nicht als Tourist hinfahren und will natürlich eine Medaille gewinnen. Es sind eigentlich jedes Jahr die dieselben Ringer, die bei solchen Meisterschaften antreten. Da gibt es kaum einmal Überraschungen, was die Nominierungen betrifft. Man kennt sich und kann die Gegner gut einschätzen. Natürlich gibt es dabei vier, fünf sehr Gute, die man schlagen muss, wenn man vorne dabei sein will. Wer sind Ihre Hauptkonkurrenten? Mein Hauptkonkurrent bin ich selbst. Es ist wichtig, dass man nicht so viel nachdenkt, sonst verkrampft man und kann dann seine Leistung nicht abrufen. Klar, der Russe David Chakvetadze, der in Rio Olympia-Gold gewonnen hat, ist sehr stark, oder auch Viktor Lorincz aus Ungarn, der bei den Europameisterschaften gewonnen hat. Das sind zwei der Ringer, die es zu beachten gilt. Sie wirken trotz ihrer erst 22 Jahre immer sehr gelassen und abgeklärt. Machen Sie mentales Training, oder liegt das an Ihrem Naturell? So etwas wie Mentaltraining mache ich nicht. Ich denke mir eben, ich trainiere jeden Tag fünf, sechs Stunden nur für diesen Moment auf der Matte – warum soll ich es dann nicht auch genießen, wenn ich so lange und so viel dafür bearbeitet habe? Zur Person Denis Kudla wurde am 24. Dezember 1994 im polnischen Racibórz geboren, wuchs in Dasing bei Augsburg auf und begann als Sechsjähriger beim TSV Aichach mit dem Ringen. Im Alter von elf Jahren wechselte er zum VfK Schifferstadt, lebte dort im Ringerinternat. 2011 gewann er als Welt- und Europameister der Kadetten seine ersten internationalen Medaillen. 2015 wurde Kudla U23-Europameister und feierte im vergangenen Jahr als Dritter der EM und bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro seine bisher größten Erfolge im Männerbereich. | Interview: Christian Gaier

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