Neustadt „Luftveränderung tut auch mal gut“

Der neue Haßlocher Tim Freitag hat seine Stärken auf den Außenpositionen sowie bei Siebenmetern.
Der neue Haßlocher Tim Freitag hat seine Stärken auf den Außenpositionen sowie bei Siebenmetern.

«HASSLOCH.» Nach dem studienbedingten Rückzug von Rico Wilde blieb der Handball-Drittligist TSG Haßloch seiner Linie treu und hat mit Tim Freitag erneut einen jungen Leistungsträger für die linke Außenbahn verpflichtet. Vom A-Jugend-Handball-Bundesligisten TSG Friesenheim stieß der 19 Jahre alte Rechtshänder zur Mannschaft von Trainer Tobias Job. Freitag hat bei der TSG einen Vertrag für ein Jahr unterzeichnet und soll sich im Schatten von Florian Kern sportlich weiterentwickeln.

Der Wechsel kommt etwas überraschend. Nach dem Klassenverbleib mit dem A-Jugend-Bundesligisten war die Saison für Tim Freitag noch lange nicht beendet. Er setzte nach seinem Abitur im Frühjahr seinen sportlichen Werdegang noch bis Mitte Juni in der Ersten Mannschaft der TSG Ludwigshafen-Friesenheim fort, die am 10. Juni den erneuten Aufstieg in die Bundesliga feiern konnte. Mittendrin war auch Tim Freitag, der zwar in den letzten Saisonspielen nicht zum Einsatz kam, aber sich für einen möglichen Spieleinsatz hinter der Bank bereithielt. „Wäre der Aufstieg schon am vorletzten Spieltag sicher gewesen, dann hätte ich Tim für seinen Trainingsfleiß noch belohnen können“, bedauert dies Friesenheims Trainer Ben Matschke. Freitag wohnt nur 100 Meter vom TSG-Sportzentrum im Ludwigshafener Stadtteil entfernt. Dessen Bewohner und vor allem die Mitglieder der TSG tragen den Spitznamen Eulen. Freitag ist ein Eigengewächs der Rothemden. Seine Karriere begann er im Alter von vier Jahren bei den Minis. Er durchlief alle Friesenheimer Jugendmannschaften, wo auch sein Vater Bernd als Trainer tätig war, und half das eine oder andere Mal im Oberliga-Team aus. In seinem letzten Jahr in der Nachwuchsklasse machte er in seiner Entwicklung den größten Schritt nach vorne. Sowohl auf der linken als auch auf der rechten Außenposition und am Siebenmeter-Strich war auf ihn Verlass. Da wurde auch die TSG Haßloch auf ihn aufmerksam. „Wir wollten unbedingt mal einen ganz Jungen, der sich bei uns weiterentwickeln kann“, beschreibt Thomas Müller, der Sportliche Leiter der Haßlocher, seine Philosophie. Beim Probetraining überzeugte der Blondschopf, der im Oktober ein Studium der Biowissenschaften in Heidelberg beginnen möchte, Haßlochs Trainer Tobias Job. „Tim ist für sein Alter recht weit. Man sieht, dass er ein gelernter Außenspieler ist“, sagt Job. Dass Tim Freitag nach fast 15 Jahren bei den Rothemden jetzt nach Haßloch gegangen ist, hat Gründe. „Nachdem die Oberliga-Mannschaft in Friesenheim vollständig auseinandergefallen ist, war ich mir nicht sicher, wie es dann weitergehen wird. Andererseits wollte ich nach so vielen Jahren bei meinem Heimatverein auch mal was anderes sehen und erleben“, meint Freitag. Deshalb schlug er auch das Angebot, in der Oberliga zu spielen, aus. Das hätte ihm zwar die Möglichkeit geben, zusätzlich mit der Bundesliga-Mannschaft zu trainieren. „Da wäre ich aber wieder von Halle zu Halle hin- und hergependelt. Ich wollte nur in einer Mannschaft spielen und trainieren. So kann ich meinen Fokus darauf ausrichten“, erklärt Freitag seine Entscheidung. „Eine Luftveränderung tut auch mal gut“, fügt er hinzu. Seine Schwester Meike hat diesen Schritt ebenfalls getan und schloss sich vor wenigen Wochen den Ketscher Bären an. Der Abiturient, der noch bei seinen Eltern lebt, hat klare Pläne: Er will sich auf das Wesentliche konzentrieren. „Und die Chance, zu einem Drittligisten zu wechseln, bekommt man auch nicht jeden Tag“, freut sich der Blondschopf auf die Zeit in Haßloch. Er hat aber dort den Klassenunterschied bereits kennengelernt. „Die Gegner sind gnadenloser, jeder Fehler wird sofort bestraft. Man muss in der Abwehr viel aggressiver zur Sache gehen. Es wird für mich eine anstrengende und herausfordernde Zeit werden. Ich werde alles geben, um mich in den nächsten Jahren in der Dritten Liga zu etablieren“, sagt Freitag, der mit Tobias Job einen Trainer zur Seite weiß, der ihm dazu das nötige Vertrauen schenkt. „Ich war auch überrascht, dass er mich in der Vorbereitung trotz meiner körperlichen Defizite auch mal in der Abwehr im linken Rückraum eingesetzt hatte“, stellt Freitag fest. Auch das hat Gründe: Sein Lernprozess hat begonnen.

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