Neustadt Kleines Abbild der „echten“ Wahl

Was wäre, wenn Schüler unter 18 Jahre schon wählen dürften? Wie Acht- bis Zwölftklässler bei der Europawahl abstimmen würden, wird in dieser Woche an der Haßlocher Siebenpfeiffer-Realschule plus und Fachoberschule bei der „Juniorwahl“ simuliert. Die bundesweiten Ergebnisse gibt es zeitgleich mit den Resultaten der „echten“ Wahl am Sonntagabend.

Gestern und am Dienstag wurde im 20-Minuten-Takt „gewählt“, um rund 500 Schülern aus 21 Klassen die Gelegenheit zu geben, die bevorstehende Europawahl möglichst realitätsgetreu zu simulieren (wir berichteten gestern). Am Freitag wählen dann noch die Fachoberschüler der Klassenstufe 11, die wegen ihres gelenkten Praktikums in Betrieben vorher nicht zur „Wahlurne“ im Elternsprechzimmer gehen können. „Wir gehen davon aus, dass das Ergebnis ein ähnliches Abbild der echten Europawahl sein wird“, sagt Sozialkundelehrer Timo Reuther, der zusammen mit seiner Kollegin Eva Cörper die Wahl an der Siebenpfeiffer-Realschule plus und Fachoberschule Haßloch organisiert hat. Dafür haben die beiden Fachlehrer beim gemeinnützigen Verein „Kumulus“ in Berlin eine versiegelte und nummerierte Wahlurne aus Pappe bestellt. Dazu gab es „Wahlbenachrichtigungen für die Juniorwahl 2014 zum Europäischen Parlament“, auf denen Wahlraum und -uhrzeit, die Klasse und die Wählerverzeichnisnummer eingetragen werden. „Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr“, werden die 13- bis 19-Jährigen angesprochen: „Mit dieser Wahlbenachrichtigung können Sie in Ihrem Wahlraum wählen.“ Die Schüler wurden laut Reuther vorbereitet, indem ihnen ein Überblick über das Wahlprozedere und die 24 zur Auswahl stehenden Parteien und Gruppierungen gegeben wurde. „Wie sie nun abstimmen, dürfen wir aber nicht beeinflussen“, sagt er: „Die älteren Schüler dürfen ja außerdem auch wirklich wählen.“ Die 14-jährigen Leonie und Mercedes, „Wahlhelferinnen“ in der achten Klasse, prüfen Schülerausweise und Wahlbenachrichtigungen ihrer Mitschüler sowie das Wählerverzeichnis. Klassensprecherin Leonie verschafft sich Gehör: „Schaut schon mal auf eure Nummer, dann geht es schneller!“ Nach wenigen Minuten haben alle ihre „Stimme“ abgegeben, auch, wenn dann doch einige bis zuletzt nicht genau wussten, nach welchen Kriterien sie sich entscheiden sollen: „Ich lese mal, was da so auf dem Wahlzettel steht“, hatte ein Schüler angekündigt. Und auch die beiden Helferinnen verraten, dass sie sich stärker mit den Inhalten beschäftigen wollen, „wenn wir später in echt wählen dürfen“. Lehrer Timo Reuther ist klar, dass manche Schüler trotz vorheriger Informationsangebote womöglich auch Exoten wie die sozialistische „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands“ oder umstrittene Parteien wie die NPD ankreuzen werden. „Es kommt auf viele Einflüsse an“, sagt er, „aber die Parteien auf dem Stimmzettel sind alle bislang nicht verboten.“ Trotzdem sei zu erwarten, dass diese Stimmabgaben „nicht stärker als dem Bundestrend entsprechend“ auftreten werden. Der Wahlvorstand an der Realschule plus wird am Freitag die Stimmen auszählen und an den Verein melden. Erst am Sonntag, 18 Uhr, wird das Gesamtergebnis, wie bei der echten Wahl, veröffentlicht und ist dann im Internet auf www.juniorwahl.de nachzulesen. (stbe)

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