Neustadt Kampfgetümmel nach festen Regeln

Dieser Schwertkampf, ist kein wildes „Hauen und Stechen“, sondern ein sportlicher Wettkampf.
Dieser Schwertkampf, ist kein wildes »Hauen und Stechen«, sondern ein sportlicher Wettkampf.

Wer an Dienstagabenden an der Verbandsgemeindehalle in Meckenheim vorbeifährt, könnte sich in das frühe Mittelalter versetzt finden. Da gehen Männer mit Schwertern, Speeren und Langäxten aufeinander los. Sie kommen aus der Region, aus Bobenheim-Roxheim, Kaiserslautern, Heilbronn, ja sogar aus Hessen, um hier für sportliche Wettkämpfe und Schaukämpfe bei historischen Veranstaltungen zu trainieren.

An diesem Trainingsabend ist es heiß. Roter Staub wirbelt auf, Schwerter treffen klirrend aufeinander oder werden mit dumpfem Klang von Rundschilden abgewehrt. Wer sich näher an die Kämpfenden heranwagt, erkennt unter schützenden Gesichtsmasken und Wollmützen Männer ganz verschiedenen Alters, einige davon mit Bärten, so wie die Wikinger sie trugen. Und die Kämpfe aus eben dieser Zeit, dem frühen Mittelalter, lassen die Sportler wieder aufleben. Auch wenn „die Männers“, wie Trainer Daniel Stelzer sie nennt, auf den ersten Blick wie eine wilde Horde wirken mögen: Im Alltagsleben gehen sie ganz normalen Beschäftigungen nach, sind Arbeiter, Doktoren, Ingenieure, Schüler und Studenten. Gemeinsam sind ihnen das Interesse am Mittelalter und die Liebe zum Sport. „Das ist kein Hauen und Stechen“, betont Daniel Stelzer, und Robert Rost, einer der Mitstreiter, bestätigt: „Wir betreiben eine Art Halbkontakt-Kampfsport.“ Der wird bei Veranstaltungen auch wettkampfmäßig ausgeübt und orientiert sich an Regeln. Ähnlich wie beim Fechten beispielsweise gibt es bestimmte Trefferzonen. So dürfen Hiebwaffen wie die stumpfen Schwerter und Äxte nur auf Oberarmen, dem Torso und den Oberschenkeln landen. Waffen wie die mit zwei Händen geführte lange Dänen-Axt oder der Speer dürfen nur Torso und Oberschenkel treffen. Die Waffen, ebenso wie die Kleidung, sind detailgetreu nach historischen Vorbildern gefertigt. „Da steckt viel langwierige Handarbeit drin“, erklärt Daniel Stelzer, „und vieles ist experimentell.“ Was heißt, dass die Mitglieder der losen Gruppierung sich auch mit den frühmittelalterlichen Techniken des Nähens, des Schmiedens und des Umgangs mit Leder vertraut machen müssen. Wichtig sind vor allem festes Schuhwerk, Lederhandschuhe und Gelenkschoner. Daniel Stelzer betreibt dieses Hobby seit zwölf Jahren, er erweitert sein Wissen bei internationalen Trainings-Treffen und gibt es seiner Mannschaft weiter. „Es gibt verschiedenen Methoden, die richtige Körpermechanik zu erlernen“, sagt er, und Robert Rost weiß: „Es gibt sogar eigene Methoden für Frauen.“ Immerhin üben bis zu 20 Prozent Mädchen und Frauen diesen Sport aus. Die Sportart trainiert nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. „Man muss dabei sehr viel beobachten, wird auch sensibel für die Körperhaltung der anderen.“ Das ist wichtig, um bei Einzelkämpfen und in Linienkämpfen nicht übermannt und überrannt zu werden. Auch ein hohes Maß an Konzentration ist nötig, wenn sich die Kämpfer beispielsweise in „lines“ gegenüberstehen. „Un druff!“, heißt es da kurz. Die Kämpfer kennen kein Pardon. Einfaches Zurückweichen ist kaum möglich, denn erschwert wird die „Schlacht“ durch Hindernisse. Auf dem Boden ragen sie gerade mal zehn Zentimeter in die Höhe, stellen aber Mauern dar, die es mit zu berücksichtigen gilt. Da wird es eng, auch wenn nur gut ein Dutzend Kämpfer aufeinandertreffen. „Das ist noch gar nichts“, sagen Daniel Stelzer und Robert Rost, „bei großen Veranstaltungen sind da schon mal drei- bis vierhundert Leute auf einem Feld. Die Manöverkritik folgt beim Training auf dem Fuß: „Ihr wart zu zögerlich“, findet Stelzer. Mit einem Speer bewaffnet, ist er Streiter und aufmerksamer Beobachter. „Jetzt wart ihr richtig gut“, lobt er nach dem zweiten Durchgang und ordnet eine Pause an: „Männers, nehmt kurz Wasser uff“. Und schon geht es weiter. Kontakt E-Mail schwertkampf-t-rox@gmx.de

Nach dem Nahkampf gibt es Manöverkritik.
Nach dem Nahkampf gibt es Manöverkritik.
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