Neustadt Hinrichtung eines Hambachers

In der Pfalz großes Aufsehen erregte anfangs der 1920er Jahre ein Raubmord in Hambach. Das Opfer war der Steuer- und Gemeindeeinnehmer Eckes, als Täter wurden seine Neffen ermittelt, der Winzer Valentin Brettinger und dessen Vetter Joseph Brettinger, ein Holzhändler. Die „Speierer Zeitung“, wichtiges Medienorgan in der bayerischen Pfalz, berichtete mehrmals darüber.

Die Berichterstattung endete vor 95 Jahren mit Meldung über die auf sieben Uhr in der Frühe angesetzte Hinrichtung des Haupttäters Valentin Brettinger im Hof des Landgerichts Zweibrücken. Scharfrichter war der aus München angereiste Franz Xaver Reichhart, Onkel des später vorwiegend in der Nazizeit viel beschäftigten Johann Reichhart. Aus dem Bericht geht nicht hervor, ob der Delinquent unter der Guillotine starb oder durch einen Schwerthieb. Der Exekutionstermin war Valentin Brettinger erst am Vortag mitgeteilt worden. Das bayerische Justizministerium hatte das Gericht in Zweibrücken informiert, dass es den Raubmörder nicht begnadigt. Das bedeutete, so die Zeitung: „Die Vollstreckung muss innerhalb der nächsten 24 Stunden durchgeführt werden“. Valentin Brettinger, der die mit einem Messer ausgeführte Tat entgegen der Angabe seines Vetters während der Verhandlung geleugnet hatte, soll „gleichgültig“ reagiert haben, als ihm der Zweibrücker Staatsanwalt die Ablehnung seines Gesuchs mitteilte. Die „Speierer Zeitung“ beschrieb die Hinrichtung folgendermaßen: „Vor der Fassade des Gefängnisses hatte sich eine mehrhundertköpfige Menschenmenge eingefunden. Der Delinquent wurde zur festgesetzten Stunde in ein schwarzes Büßerhemd gekleidet und von dem katholischen Gefängnisgeistlichen geleitet. Er wurde dann in den Hof geführt, wo er auf einem Stuhle Platz nahm, um die nochmalige Verlesung des Todesurteils zu vernehmen. Der Hinrichtung wohnten zwölf vom Bürgermeisteramt bestellte Bürger bei, darunter sechs Stadträte, mehrere Ärzte, Juristen und Pressevertreter. Brettinger wurde vom Geistlichen zum Schafott geleitet, wo der Pfarrer ein Gebet sprach. Nun erhielt der Delinquent eine schwarze Binde um die Augen gelegt, das Armesünderglöcklein ertönte. Der Gerechtigkeit war innerhalb weniger Augenblicke genüge getan“. Mit dem Leben davon kam Joseph Brettinger. Das Gericht hatte ihn zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt und in die entsprechende Anstalt ins bayerische Straubing bringen lassen.

x