Rhein-Pfalz Kreis Hilfreiche Kilometerpauschale

Zehn oder fünf Kilometer lange Strecken konnten die Teilnehmer des Hungermarschs nach dem Startschuss laufen.
Zehn oder fünf Kilometer lange Strecken konnten die Teilnehmer des Hungermarschs nach dem Startschuss laufen.

«Böhl-Iggelheim.» Mit einer kleinen Ladehemmung hat gestern der Böhl-Iggelheimer Hungermarsch begonnen. Der Startschuss wollte – zur Erheiterung der Gäste – nicht so recht. Aber die 42. Auflage des Marschs war trotzdem ein Erfolg. Zahlreiche Menschen haben das Projekt „Ein Haus für Geborgenheit“ in Moyo/Uganda mit ihrer Teilnahme unterstützt.

„Anfangs hat mein Vater mich mitgeschleppt“, sagt Verena Hüther. Die Mutterstadterin ist fast von Anfang an beim Böhl-Iggelheimer Hungermarsch dabei. Sie gehört zu den gut 100 Gästen, die bereits um 9 Uhr am Iggelheimer Naturfreundehaus starten. Weitere Teilnehmer folgen später. Denn wer etwas für Not leidende Menschen tun möchte, kann bis 12 Uhr loslaufen. Wie Hüther kommen viele Wanderer aus den umliegenden Gemeinden, sind seit vielen Jahren oder Jahrzehnten dabei. Mit ihren 85 Jahren ist Elisabeth Frahs, eine Mitbegründerin des Hungermarschs, die Älteste in der Runde. Seit 42 Jahren findet am zweiten Sonntag im Oktober als moderner Erntedank der ökumenische Hungermarsch Böhl-Iggelheim statt, bei dem die Wanderer Solidarität beweisen und Menschen in armen Ländern „Hilfe zur Selbsthilfe“ geben wollen. Bevor die ersten Wanderer an den Start gehen, gibt es immer eine Andacht, die gestern von Diakon Hartmut von Ehr von der Pfarrei Heilige Klara von Assisi gehalten wurde. Nach dem Segen erfolgt dann der offizielle Startschuss. Verena Hüther, die nicht mehr von ihrem Vater „mitgeschleppt“ wird, sondern gern und freiwillig mit ihrem Mann Joachim dabei ist, muss sich diesmal etwas umstellen. Die 20-Kilometer-Strecke, die das Ehepaar sonst gelaufen ist, gibt es nicht mehr. Denn das Hungermarsch-Team hat zwei Neuerungen eingeführt, erklärt Bernd Kiefer den Besuchern. Statt der 20 Kilometer, für die das Interesse nachgelassen hat, gibt es nun eine Zehn-Kilometer-Tour und eine familienfreundliche Fünf-Kilometer-Strecke. Außerdem werden erstmals Laufkarten mit Motiv und zusätzlichen Informationen verteilt. Abschafft wurde die Kilometerspende, weil die Teilnehmer in den vergangenen Jahren zunehmend pauschale Spenden für ihren Weg gesammelt hätten. „Wir müssen halt auch mit der Zeit gehen“, erklärt Reinold Saur vom Hungermarsch-Team. Verändert hat sich auch etwas an der Teilnahme von Verena Hüther. Früher habe die Familie das Ganze immer zügig erledigt. „Wir sind gleich zu Beginn losgelaufen und waren dann mittags wieder daheim“, erinnert sich Verena Hüther. Inzwischen schätzt sie auch das Mittagessen bei der Veranstaltung und genießt einen entspannten Tag. Denn man könne sich darauf verlassen, dass alles gut organisiert ist – „vom Pflaster bis zum Mittagessen“. Ihrem Mann Joachim gefällt am Hungermarsch besonders, dass „es eine Aktion ist, an der jeder teilnehmen kann, ganz gleich ob evangelisch oder katholisch oder gar nichts“ und dass die Teilnehmer aus allen gesellschaftlichen Schichten kommen. Seit 1975 hat der Hungermarsch jedes Jahr ein konkretes Projekt in Lateinamerika, Afrika oder Südostasien unterstützt. Jahresprojekt ist dieses Mal „Ein Haus für Geborgenheit“ in Moyo/Uganda. Mit dem Erlös des Hungermarschs soll ein wetterunabhängiges Lern- und Spielzentrum für Kleinkinder im Baby-Waisenhaus errichtet werden. Initiiert worden ist das Projekt von dem Ehepaar Elke und Michael Kopf, das über ein Schulpatenschaftsprojekt der Pfarrei Heilige Klara von Assisi das ostafrikanische Land Uganda besuchte und die Problematik im Baby-Waisenhaus erkannte. Wetterbedingt sind die Bewegungs- und Spielmöglichkeiten der dort untergebrachten 60 Kinder im Alter bis fünf Jahre stark eingeschränkt, da sie wegen extremer Hitze oder starkem Regen gezwungen sind sich im Gebäude aufzuhalten. Dafür stehen außer den Schlafräumen keine geeigneten Räume zur Verfügung. Deren Bau soll der Hungermarsch nun ermöglichen. Neben den Spenden sammelnden Wanderern gibt es immer viele Unterstützungsaktionen im Umfeld des Hungermarschs: Schulaktionen, Gemüseverkäufe und Sonderveranstaltungen von Vereinen, Gruppen und Kirchengemeinden. So hat zum Beispiel die Peter-Gärtner-Realschule plus Böhl-Iggelheim zum dritten Mal einen Sponsorenlauf zugunsten des Projekts veranstaltet. Die Scheckübergabe erfolgt beim Adventsbasar der Schule Ende November. Zum Erfolg des Hungermarschs tragen auch 60 bis 70 Informationsveranstaltungen im Vorfeld in Kirchen, Gruppen und Schulen bei. Noch Fragen? —Spenden für den Hungermarsch können auf das folgende Sonderkonto eingezahlt werden: Hungermarsch 2017 IBAN DE 80 5479 0000 0001 3515 16, BIC: GENODE61SPE bei der Volksbank Kur- und Rheinpfalz. — Informationen zum Hungermarsch gibt es im Netz unter www.hungermarsch-boehl-iggelheim.de.

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