Neustadt „Gemüter in Wallung“

Eher an die Unterwelt von Chicago zur Zeit der Prohibition als an das beschauliche Haßloch erinnert eine Episode, über die die RHEINPFALZ am 15. Juli 1968 unter dem Titel „Schuss in der Eisdiele“ berichtete.

In dem Artikel heißt es: „Wie auch auf der Seite ,Zwischen Rhein und Saar’ gemeldet, ereignete sich in der Nacht zum Sonntag ein Zwischenfall, der Mordkommission, Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei in umfassendem Maße beschäftigt. Ohne ein Wort zu verlieren, hat kurz nach Mitternacht ein türkischer Gastarbeiter einen Jugoslawen niedergeschossen, der mit einem Haßlocher Mädchen in der Eisdiele saß. Das Glück war auf seiner Seite, denn wie wir erfahren, soll die Verletzung nicht von schwerwiegender Natur sein, wenn auch die Kugel im Krankenhaus operativ entfernt werden musste.“ Der flüchtige Täter wurde bereits gegen 3 Uhr von der Polizei gestellt. „Mit gewohnter Routine nahmen sich nun zahlreiche Beamte des Falles an, der umfassende Ermittlungen notwendig macht“, heißt es weiter. Das freilich habe „allerlei Schwierigkeiten“ verursacht, denn nicht nur bei den beiden Kontrahenten handelte es sich um Ausländern, sondern auch bei etlichen Zeugen. Und „ohne Dolmetscher ist überhaupt nichts zu machen“, wird der Staatsanwalt zitiert. Weiter heißt es im Artikel: „Verständlich, dass der Staatsanwalt noch am späten Nachmittag der RHEINPFALZ erklärte, dass man noch nicht genau dahinter schauen könne“, was sich da in der Eisdiele abgespielt hatte. Was das Motiv des Schützen anbelangt, „wird Eifersucht angenommen, jedoch es kann auch verletztes Ehrgefühl gewesen sein, was den Täter zu dem verhängnisvollen Schuss veranlasste. Eine Heidenarbeit also für die Beamten, die gewiss nicht zu beneiden sind. Denn auch die Aussagen widersprechen sich, und der Täter macht den Eindruck, als könne er kein Wässerchen trüben.“ Alkohol soll im Spiel gewesen sein, „der vielleicht auch die Gemüter zu mitternächtlichen Stunde In Wallung brachte“.