Neustadt Fußball mal anders

Sensoren an den Füßen registrieren die Bewegungen und übertragen sie in das Computerspiel, das Daniel Steffen auf dem Tablet-PC
Sensoren an den Füßen registrieren die Bewegungen und übertragen sie in das Computerspiel, das Daniel Steffen auf dem Tablet-PC spielt. Mit den Fußbewegungen wird ein Ball gesteuert.

Schon mit leichten Übungen lässt sich einer Thrombose wirksam vorbeugen. Die Fußwippe regt die sogenannte Venenpumpe in den Beinen an, was den Blutkreislauf unterstützt. Ein Problem dabei: Um effektiv zu sein, muss man die Übung häufig wiederholen. Bislang war das eine recht langweilige Angelegenheit – Daniel Steffen, Forscher an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern, schafft jetzt mit einem Computerspiel Abhilfe.

„In unserer Arbeitsgruppe WearHealth beschäftigen wir uns unter anderem mit den Themen Rehabilitation und Prävention“, berichtet Steffen, der in Zusammenarbeit mit zwei Ärzten vom Westpfalz-Klinikum zur Thrombose-Prophylaxe forscht: „Wir wollten ein System entwickeln, das bei langweiligen Übungen eingesetzt werden kann.“ Im Bereich Thrombose gebe es drei Säulen, erläutert der 41-Jährige: die medikamentöse Behandlung, die physikalische Behandlung (etwa mit Kompressionsstrümpfen) und die sogenannten Basismaßnahmen wie Bewegungsübungen. „Wer sich längere Zeit nicht bewegt, beispielsweise bei langen Flügen, dessen Thrombose-Risiko erhöht sich“, sagt Steffen. Wirksam sei in dem Fall die Fußwippe, also die Zehenspitzen abwechselnd zum Körper hinziehen und wegstrecken. Steffen: „Das regt den Blutkreislauf an. Aber wenn ich jetzt zu jemandem sage ,Wiederhol’ die Übung 200 mal’, kommt als Antwort nur ,Pack dir mal an den Kopf`.“ Das sei vielen Menschen schlicht zu langweilig. Also hat Steffen sich etwas überlegt: Ein Computerspiel namens „JumpBall“, das mit der Muskel-Venen-Pumpe gesteuert wird. In einer grafischen Umgebung, die an frühe „Super Mario“-Spiele erinnert, wird mit den Fußbewegungen ein Ball über Planken gesteuert. Linker Fuß vor und zurück lässt den Ball ein Feld weit hüpfen, rechter Fuß vor und zurück zwei Felder weit. Für Motivation sorgen virtuelle Sammelgegenstände und Gegner, die man überspringen muss. Von Level zu Level werden neue Spielinhalte hinzugefügt – um den Spieler bei Laune zu halten, „die Neugier zu wecken“. Damit das funktioniert, müssen Sensoren an den Füßen befestigt werden. Steffen: „Die funktionieren im Prinzip wie die Sensoren bei Smartphones, können also die Bewegung im Raum verarbeiten.“ Nach einem kinderleichten Setup zum Einstellen der beiden Sensoren kann’s losgehen. Das Konzept kommt offenbar an. Steffen: „Wir haben in einer Studie mit Menschen zwischen 20 und 34 Jahren schnell herausgefunden, dass die Anzahl der Fußwippen-Wiederholungen deutlich höher ist als bei den Menschen ohne Spiel.“ Er habe nicht damit gerechnet, dass jemand das Spiel durchspielt, aber nach 600 Wiederholungen, je 300 links und 300 rechts, sei momentan Schluss. Dass es jemand mit den Übungen wegen des Spiels übertreibe, fürchtet Steffen nicht: „Mit den Bewegungsübungen kann man nichts falsch machen.“ Eine „Nebenwirkung“ habe er bei der Studie entdeckt, scherzt der Jungforscher: „Man kriegt schön warme Füße, was für Frauen interessant sein könnte.“ Seit November 2016 arbeitet Steffen an dem Gesundheitsspiel, just vor wenigen Tagen hat er die Studie in Regensburg bei der Fachtagung „Mensch und Computer“ vorgestellt. „Da gab’s nur positive Rückmeldungen“, berichtet er stolz. Ihn hätten schon etliche Anfragen für ein konkretes Produkt erreicht – so weit sei es allerdings noch nicht. Einsatzmöglichkeiten von „JumpBall“ sieht Steffen nicht nur in der Rehabilitation, sondern beispielsweise bei langen Flugreisen: „Das Entertainment-System bei Langstrecken wäre ja da.“ In den kommenden Monaten stehen noch etliche weitere Tests und Optimierungen an.

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