Neustadt Die „Sinnesdetektive“ vor ihrem ersten Fall

«Neustadt-Gimmeldingen.» Die Gimmeldingerin Sabrina Le Cœnt arbeitet freiberuflich als Sensorikerin, beschäftigt sich also mit dem guten Geschmack von Lebensmitteln. Nebenbei schrieb die 37-jährige Ökotrophologin mit den Kolleginnen Eva Derndorfer und Elisabeth Buchinger rund vier Jahre lang an einem Kinderbuch zum Thema Sinneswahrnehmung. Jetzt liegt der erste Band der „Sinnesdetektive“ mit dem Sommerthema Speiseeis vor – an einem zweiten Fall arbeitet das Trio bereits.

Le Cœnt ist in Königsbach aufgewachsen und hat in Fulda studiert. Danach arbeitete sie in Österreich als Leiterin der sensorischen Qualitätskontrolle in einem Molkereibetrieb und war Dozentin an der Fachhochschule Wien. Seit drei Jahren lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern wieder in Neustadt. Der vierjährige Emilian und der einjährige Léo lassen ihr jetzt gerade genügend Spielraum, um mit ihren Kolleginnen den Plot für ihre Sinnesabenteuer zu entwickeln. „Meine Kolleginnen sind Krimifans, ich selbst bin ein Kinderbuchfreund. Bei einer Diskussion zwischen uns, dass das Thema Sensorik im Sachbuchbereich ohne richtigen wissenschaftlichen Hintergrund behandelt wird, kamen wir auf die Idee, selbst ein Buch zu schreiben“, erzählt Le Cœnt. Schnell kristallisierte sich dann heraus, dass der ursprünglich Plan „eine schreibt, eine kümmert sich um das Organisatorische, eine um die Korrektur“ so nicht einzuhalten war. Denn, so Le Cœnt, alle drei seien ganz wild auf das Schreiben gewesen. So entstand ein Patchwork-Buch. Gearbeitet wurde abschnittsweise von einer Autorin, die nächste entwickelte die Geschichte je nach eigenem Zeitbudget weiter und gab den Text an die Dritte ab. So ganz sicher war sich das kleine Team nicht, ob die Geschichte so auch wirklich „rund“ würde. Daher suchten sich die Autorinnen Rat beim Institut für Kinder- und Jugendbuchliteratur in Wien. Als sie ihr Manuskript vorlegten, verrieten sie zunächst nicht, dass es das Werk gleich dreier Autorinnen war. „Wir erhielten ein positives Feedback. Es hieß, man habe nicht gemerkt, dass wir alle daran geschrieben haben. Dazu kamen noch kleine Tipps, die wir gerne annahmen“, erinnert sich Le Cœnt. Weil sie inzwischen bereits in Neustadt lebte, ihre Kolleginnen aber nach wie vor in Österreich, wurde viel via „Skype“ kommuniziert. Die Illustrationen lieferte der befreundete Grafiker Michael Gruber. „Er ist eigentlich Meeresbiologe, hat sich aber schnell mit den Figuren identifiziert.“ Die Suche nach einem Verlag für ihr Buch klappte allerdings nicht wie erhofft. Le Cœnt: „Wir waren von dem Kinderbuchinstitut vorgewarnt. Dort hieß es, es sei Glücksache, einen Verlag zu finden.“ Schließlich entschloss sich das Trio, das Buch über den österreichischen Verlag Morawa im Selbstverlag zu veröffentlichen. Denn die drei Autorinnen sind sich einig: „Wir wollen damit keinen wirtschaftlichen Erfolg erringen, sondern Kinder anregen, möglichst viel selbst auszuprobieren.“ So ist das kleine Büchlein ein Plädoyer für Vielfalt in der Ernährung. Ganz wichtig sei dabei, dass es kein ausdrückliches „richtig“ oder „falsch“ gebe. Den Kindern möchte Le Cœnt vermitteln, dass Genuss etwas Alltägliches ist, dass man sich bewusst werden sollte, was man isst und sich auch Zeit dafür nehmen muss. Dabei soll Genuss nicht etwa „Luxus“ sein, sondern einfach die Hinwendung zu dem, was die Sinne aufnehmen. Dass ihr vierjähriger Sohn Emilian jüngst nach dem Genuss von industriellem Fertigjoghurt festgestellt hat, „das ist viel zu süß“, verbucht die Mama durchaus als ersten Erfolg. Lesezeichen Sabrina Le Cœnt, Eva Derndorfer und Elisabeth Buchinger: „Eiskalt erwischt! Ein Fall für die Sinnesdetektive“. Morawa-Verlag, 76 Seiten, Taschenbuch, 10,99 Euro, fester Einband, 19,99 Euro.

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