Neustadt Der Marktplatz als Werkstatt

Selbst Hand anlegen gefällig? Dazu gab es viele Möglichkeiten, wie hier am Stand der Metall-Innung.
Selbst Hand anlegen gefällig? Dazu gab es viele Möglichkeiten, wie hier am Stand der Metall-Innung.

Zum „Tag des Handwerks“ hatte sich der Neustadter Marktplatz am Samstag in eine große Werkstatt verwandelt: 16 Gewerke stellten sich und ihre Arbeit vor, informierten über die Ausbildung und boten Mitmach-Aktionen an.

Welche Bedeutung das Handwerk habe, beschrieb Kreishandwerksmeister Dirk Fischer in seiner Eröffnungsrede nicht durch Zahlen, sondern mit einem einfachen Beispiel: Schon vor dem Frühstück komme man mit der Arbeit vieler Handwerksberufe in Kontakt, vom Fliesenleger über den Elektriker bis hin zum Küchenmöbelschreiner. „Mit 700 Betrieben und 2800 Mitarbeitern sind wir stärkster Wirtschaftszweig der Region und möchten alle vier Jahre an einem zentralen Ort feiern“, sagte er mit Blick auf die Diskussion mit den Marktbeschickern, weil am Samstag der Wochenmarkt ausfallen musste. „Handwerk zum Anfassen“ war das Motto der Stände, die von Familien ebenso frequentiert waren wie von Jugendlichen und älteren Leuten. Am Stand der Glaser-Innung hat der zehnjährige Leander Mohr gelernt, wie man einen Glasschneider benutzt und eine Glasscheibe glatt schmirgelt. Stolz packte er nun das gute Stück ein und erhielt einen Stempel auf seiner Karte. Vorher war er bei der Friseur-Innung, „aber da konnte man nur rasiert werden, das war nicht so richtig was …“. Am Nebenstand der Metall-Innung qualmte es gewaltig. Riecht es am Arbeitsplatz immer so? „Bei den Kunstschmieden schon“, meinte Stefan Mohra, „wir Konstruktionstechniker dagegen arbeiten mit Maschinen, mit Flex, Schweißbrenner und Lasertechnik.“ Die Auszubildendenzahlen seien stark rückläufig, in Neustadt gäbe es nur sieben Azubis, sagte Lehrlingswart Thomas Weingärtner. Dabei sei der Beruf ausgesprochen vielseitig und biete Möglichkeiten zur Spezialisierung. Etwas versteckt auf dem Juliusplatz stand die Kfz-Innung. Sie hatte zwei Elektroautos mitgebracht, um zu zeigen, dass das Berufsbild des Kfz-Mechanikers heute ein ganz anderes ist als vor 15 Jahren, wie Kfz-Meister Alexander Benks erklärte: „Der E-Motor ist heute Teil der Ausbildung.“ Während die Standbesatzung trotz der versteckten Lage mit der Resonanz der Besucher zufrieden war, herrschte bei der benachbarten Maler-Innung gähnende Leere. In einem riesigen Truck beeindruckt eine Vielzahl von Monitoren, auf denen virtuelle Farbmischungen hergestellt werden konnten. Für Bildschirme schienen sich die Besucher allerdings weniger zu interessieren als für analoge Aktionen wie am Stand der AOK: Der 15-jährige Christoph Weiß saß auf einem Trimmrad und mahlte mit seiner Muskelkraft Getreidekörner. „Meine Söhne sind jetzt in der 10. Klasse, da wollen wir uns schon mal orientieren“, so Mutter Regina Weiß. „Mit dem dualen System gibt es ja viele Möglichkeiten.“ Sohn Christoph hat sich noch nicht entschieden, mag aber alles Handwerkliche und fand den Stand der Schreiner-Innung besonders interessant. Vielleicht fände er auch den Beruf des Raumausstatters spannend, den Renate Konrad am Innungs-Stand vorstellte. „Das Wertige kommt wieder“, hat die Fachfrau beobachtet. Was aus handwerklichem Geschick und jugendlichem Forscherdrang entstehen kann, demonstrierten die Teenies der „Jugend forscht“- Schüler-AG.

Zugunsten des Kinderhospiz Sterntaler: Timo Lemmermann frisiert Fabian Schmid.
Zugunsten des Kinderhospiz Sterntaler: Timo Lemmermann frisiert Fabian Schmid.
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