Neustadt Ausgeschlafen für den neuen Job

Die Scheibe immer im Blick: Chet Pickard im Adler-Training in Aktion.
Die Scheibe immer im Blick: Chet Pickard im Adler-Training in Aktion.

«Mannheim.»Als Willow Pickard vor gut zehn Monaten, also mitten in der Eishockey-Saison, zur Welt kam, machte sie eigentlich alles richtig. „Da schlief sie nachts durch“, berichtet der stolze Daddy – und so ruhten auch die Eltern weitgehend ungestört. „Im Sommer aber“, erzählt Chet Pickard lachend, „war es furchtbar“. Mit anderen Worten: Willow machte die Nächte zum Tag, aber das war verschmerzbar, da der Papa ja nicht jeden Morgen früh raus fürs Training musste. Insofern, findet Pickard immer noch lachend, hat sich die Kleine in den ersten Wochen ihres Lebens ja schon gut an den von Trainern vielzitierten „Game Plan“ in Iserlohn gehalten. Jetzt in Mannheim hofft Pickard natürlich, ausgeschlafen und hellwach ans Werk gehen zu können – schließlich ist er neu hier, und ein Torwart wird von der Öffentlichkeit genauer unter die Lupe genommen als ein Feldspieler. Sein Plus zum Start: Zunächst mal ist seine Rolle klar – Pickard ist als Torwart Nummer 2 hinter Dennis Endras zu den Adlern gekommen. „Er wird sicher um die Nummer 1 kämpfen – so muss eine Nummer 2 denken“, weiß aber Trainer Sean Simpson. Pickard gibt sich bei dieser Frage diplomatisch: „Egal, wer im Netz steht – beide Goalies müssen sich gegenseitig unterstützen. Generell bin ich ein sehr kollegialer Mensch.“ In Iserlohn konnte er dies zwei Jahre lang unter Beweis stellen, mit Mathias Lange wechselte sich der Kanadier mit deutschen Wurzeln – seine Mutter stammt aus Zweibrücken und zog von dort der Liebe wegen über den großen Teich nach Ottawa – verlässlich ab, kam so pro Runde auf fast 30 Einsätze. Deutlich mehr also, als Youri Ziffzer vergangene Saison als Back-up von Dennis Endras vorweisen konnte (5). Ziffzer hat seine Laufbahn im Sommer im Alter von nur 30 Jahren beendet, der 27-jährige Pickard hat sich dagegen in Europa gerade erst einen Namen gemacht. Nach Jahren der Tingelei durch die nordamerikanischen Minors, also die Ligen unterhalb der NHL, verbrachte er immerhin auch schon eine komplette Saison bei Djurgardens IF Stockholm. Nun also Mannheim, wo er in den vergangenen zwei Jahren als Gästetorwart jeweils zwei Drittel pro Partie direkt vor der imposanten Fankurve der Adler stand, stehen musste. Bald hat er als Heimgoalie von gegenüber meist die Draufsicht aufs bunte Geschehen im lauten Block – und freut sich darauf, dass diese Fans nun seine Fans sind. Der große Linksfänger – 1,88 Meter hoch – hat übrigens einen in der Szene sehr bekanntem kleinen Bruder. Calvin Pickard (25) spielt kommende Saison in Nevada für das neue NHL-Team Vegas Golden Knights und stand fürs Team Canada bei der Weltmeisterschaft im Mai im Tor. „Es war schon witzig, ihn in Köln gegen Deutschland spielen zu sehen“, erinnert sich Chet Pickard, der einen deutschen Pass hat und somit keine Ausländerlizenz verbraucht. Die Brüder treffen sich im Sommer oft und fachsimpeln dann – logisch – über ihren Job im Tor, „damit wir auf und abseits des Eises noch besser werden“. Ach ja, noch mal zu mitunter kurzen Nächten. Bis Ende dieses Monats, also während der gesamten Vorbereitung, hat Chet Pickard kein Alibi, sollte er mal unausgeschlafen zum Training kommen. Seine kleine Familie weilt noch in Kanada und kommt erst zum Saisonstart nach Mannheim ...

Noch sommerlich-locker: Pickard auf der Fanfete im Gespräch mit Moderator Antti Soramies.
Noch sommerlich-locker: Pickard auf der Fanfete im Gespräch mit Moderator Antti Soramies.
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