Neustadt Aus 60 Metern voll ins Schwarze

Die Haßlocherin Romy Langohr hat erst vor fünf Jahren ihre Treffsicherheit entdeckt.
Die Haßlocherin Romy Langohr hat erst vor fünf Jahren ihre Treffsicherheit entdeckt.

«Hassloch/Hördt.» Es ist ein besonderer Zufall, dass Romy Langohr vor fünf Jahren zur Bogenschützin geworden ist. Kein Zufall ist dagegen, wie genau die amtierende „Bowhunter Recurve“-Vizemeisterin Deutschlands und Europas in der Veteranenklasse der Frauen darin ist, ihr Ziel immer wieder exakt mit Pfeilen zu treffen. 3D-Schaumstoffziele oder Scheiben müssen dabei erwischt werden.

„Ich habe mich gefragt, ob ich so hoch und weit überhaupt schießen kann, und das auch noch den Berg hinauf. Aber auf einmal haben die Leute regelrecht getobt.“ Noch ganz frisch ist die Erinnerung von Romy Langohr an ihr jüngstes Bogenschießturnier in Bärenbach im Landkreis Bad Kreuznach. 60 Meter Distanz galt es dort zu überwinden: „Schräg den Berg hoch stand die Geißenattrappe, und ich habe überlegt, wie ich die jetzt wohl treffen soll.“ Langohr hat ihre Treffsicherheit erst vor fünf Jahren dank ihres Lebensgefährten Klaus Heinlein entdeckt. Der Veteranen-Weltmeister im „Recurve Bow“ 2015 trainiert, wie sie nun längst auch, im Bogensportverein „Bärlauchjäger“ in Hördt und unterstützt die talentierte Haßlocherin mit Tipps und Mut. Und so hieß es für die 59-Jährige auch beim Schuss aus 60 Metern Entfernung „buff, erster Pfeil, mitten ins Kill“, wie sie lächelnd berichtet. Und als ob das nicht schon beeindruckend genug gewesen wäre, habe auch er „nachgezogen“. Momentan ist Romy Langohr amtierende Vizemeisterin national und europaweit in der Klasse „Bowhunter Recurve Veteranen“ für Frauen ab 55 Jahre (wir berichteten). Die beiden Meisterschaften schloss sie in den Sommerferien in Hohegeiß im Harz jeweils mit Silber ab. Genau wie ihr Lebensgefährte aus Bellheim tritt die gebürtige Haßlocherin für die Hördter „Bärlauchjäger“ an. Bei der EM mussten über 600 Teilnehmer sechs Parcours mit Ring- und Tierbildscheiben absolvieren, deren Distanzen für Abschüsse auf 28 Bahnen zwischen sechs und 74 Metern variierten. Obwohl Langohr, die beruflich die Funktion von Fahrradcomputern eines Neustadter Sportartikelherstellers überprüft, mehr intuitiv an das Bogenschießen herangeht anstatt Bücher zu studieren, waren erste Erfolge rasch da: „Keine vier Monate nach dem Start“ strich sie 2012 schon Platz vier in einem 3D-Turnier ein, bei dem im Wald auf unbewegte Tierfiguren geschossen wird. Mit ihrem Recurve-Bogen aus Aluminium trägt sie 28 englische Pfund auf den Fingern, denn die Maßeinheit „lbs“ steht als Abkürzung für das lateinische Wort „libra“ (Pfund). Das so genannte Auszugsgewicht des Bogens beträgt damit knapp 13 Kilogramm. Pro „libs“- so sprechen es die Schützen aus – sind das exakt 453,59 Gramm unserer Rechenweise. Der Bogen muss von den Abmessungen her zur Körpergröße und zur Konstitution des Sportlers passen, weiß Langohr. Kreismeisterin im Landkreis Germersheim ist Langohr außerdem, und zu Jahresbeginn wurde sie wie ihr 61-jähriger Lebensgefährte für ihren sportlichen Einsatz geehrt. Er holte in seiner Klasse neben dem Weltmeistertitel schon unzählige weitere. Auch Romy Langohr wurde im selben Jahr Sechste bei den Frauen. Mehrfach stand sie schon bei den deutschen Meisterschaften in den Medaillenrängen. Sie ist selbst am meisten erstaunt über ihren Erfolg: „Hätte ich mit meinen Ergebnissen bei den Männern mitmachen dürfen, hätte ich sie oft noch überholt.“ Doch nicht nur da muss die sportliche Haßlocherin ab und zu ein Auge zudrücken, sondern auch beim Pfeilschießen selbst. Sie schießt mit rechts, Heinlein mit links – obwohl er Rechtshänder ist wie Langohr. Das muss jeder für sich herausfinden, genau wie das Auge, mit dem man auch durchs Schlüsselloch schaut. Erstaunlich: „Das ist dann die Seite, mit der man schießt“, weiß Langohr, „denn es ist immer das dominante Auge.“ Schon jetzt ist das sportliche Paar für die Meisterschaften im kommenden Jahr gemeldet. Die deutsche Meisterschaft der „Bowhunter“ wird vom Deutschen Feldbogen-Sportverband (DFBV) durchgeführt. Auch international unterstützt der Verband als Mitglied der „International Field Archery Association (IFAA)“ seine Sportler bei europa- oder weltweiten Wettbewerben. Um mitmachen zu können, muss Romy Langohr ihren Jahresurlaub gut verplanen. Auch die Reise- und Unterbringungskosten bleiben bei den Schützen selbst hängen. Bis auf Paddeln bleibt demnach nicht viel Zeit für weitere Hobbys, doch Langohr freut sich: „Wir können unsere Zeit gemeinsam verbringen und miteinander auf Parcours der Umgebung üben. Das macht uns alles viel Spaß.“ Kontakt Wer sich für Bogenschießen interessiert, findet Informationen im Internet: Deutscher Feldbogen Sportverband: www.dfbv.de Bogensportverein Hördt: www.baerlauchjaeger.de

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