Neustadt Audi akzeptiert Disqualifikation

Jamie Green (hier beim Sieg im Mai auf dem Lausitzring) verliert sechs Punkte, weil beim Rennen in Ungarn eine Fuge des dreiteil
Jamie Green (hier beim Sieg im Mai auf dem Lausitzring) verliert sechs Punkte, weil beim Rennen in Ungarn eine Fuge des dreiteiligen Frontsplitters seines Autos mit Silikon abgedichtet war. Der Frontsplitter ist die unterste Platte, die die Luft in die Kühlöffnungen und damit zu den Kühlern leiten soll.

«Neustadt.»Jamie Green bleibt nach dem Protest von Mercedes wegen einer Unregelmäßigkeit an seinem Audi beim DTM-Rennen in Budapest disqualifiziert. Entgegen ersten Ankündigungen hat sein Neustadter Team Rosberg die Berufung nicht weiter verfolgt.

„Audi Sport wird keinen Einspruch gegen das Urteil gegen das Team Rosberg einlegen“, kommunizierte gestern Audi. „Nach eingehender Prüfung aller Fakten kamen wir zu dem Ergebnis, dass bei Audi Sport die Regeln falsch ausgelegt wurden.“ Bei Audi war man der Meinung, dass die monierten Stellen nicht direkt in Verbindung zum Fahrzeug stünden, sondern die drei Bauteile quasi separat gesehen werden müssten. Damit ist die Disqualifikation von Green beim Samstag-Rennen auf dem Hungaroring rechtskräftig. Zunächst hatte der Rosberg-Pilot Platz sieben belegt und sechs Punkte gewonnen. Nach dem Rennen jedoch hatte das HWA-Team von Mercedes Protest gegen den orangefarbenen Renner eingelegt, weil eine Fuge des dreiteiligen Frontsplitters, der den auf das Fahrzeug kommenden Fahrtwind umleiten soll, mit Silikon abgedichtet worden war (wir berichteten am Montag). Dies ist jedoch laut technischem Reglement bei dem für alle Fahrzeuge verbindlich zu verwendenden Einheitsbauteil nicht erlaubt. Weder bei Audi noch bei BMW oder Mercedes. Da Greens Auto jedoch der einzige Audi war, bei dem das Silikon eingesetzt wurde, wären die Sportkommissare auch ohne den Protest tätig geworden. Denn um dieses Abdichten gab es bereits seit Wochen Diskussionen: Am Lausitzring saßen sowohl die drei Sportchefs Dieter Gass (Audi), Jens Marquardt (BMW) und Ulrich Fritz (Mercedes) wie auch die Ingenieure der Technischen Kommission der DTM zusammen und stellten sich die eine Frage: „Sollen wir die Spalte mit Silikon abdichten?“ Die einhellige Meinung: „Nein!“ Am Dienstag vor dem Rennen in Ungarn hatte der Deutsche Motorsport-Bund (DMSB) als Kontrollorganisation die drei Hersteller über diesen Beschluss schriftlich informiert. Gleichzeitig kündigte der DMSB an, dass dies am Wochenende auch überprüft würde. Warum war trotzdem am Green-Fahrzeug der Splitter abgedichtet? „Ich kannte den Schriftverkehr nicht“, behauptet Arno Zensen, Chef des Teams Rosberg, „wir wurden komplett auf dem falschen Fuß erwischt.“ Die Rosberg-Mitarbeiter hätten mehrmals nachgefragt, wie der Stand der Dinge sei. Jedes Mal habe die Antwort gelautet, dass ein Abdichten legal sei. Für diese Aussage spricht, dass Audi Sport nun die komplette Verantwortung übernommen hat. Wird zu viel Wirbel um das Abdichten des Spaltes gemacht? „Es gibt 1000 Kleinigkeiten, die man machen kann“, erklärt Zensen, „die Summe dieser Kleinigkeiten bringt’s.“ Die sechs Audi sind derzeit die schnellsten Fahrzeuge im Feld. Die Autos von Green und seinem Teamkollegen René Rast sind noch einmal ein wenig schneller. „In einer Serie, in der alles ausgereizt ist und in der es um Hundertstelsekunden geht, läuft auch mal was schief“, sagt DMSB-Pressesprecher Michael Kramp. Ein wenig verärgert zeigte man sich bei Audi, dass Mercedes einen offiziellen Protest formuliert hat. „In der Vergangenheit wurde ein Gentlemen Agreement geschlossen, dass sich die Hersteller nicht gegenseitig anzeigen“, sagte Audis Motorsport-Kommunikationschef Stefan Moser. Dieses sei wohl in Vergessenheit geraten. In der Tat gab es zuletzt vor 25 Jahren einen offiziellen Protest. Damals monierte BMW eine nicht zugelassene Nockenwelle beim Audi A8. Die Ingolstädter verließen darauf die DTM. So weit ist es 2017 nicht. Audi wird weiter in der Serie bleiben. Verloren hat nur Jamie Green die sechs Punkte.

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