Neustadt Arbeiten und sich inspirieren lassen

Fünf Projekte mit Neustadt-Bezug will Thomas Brenner (links) in der Symposiumswoche realisieren. Hier erläutert er Caroline Mast
Fünf Projekte mit Neustadt-Bezug will Thomas Brenner (links) in der Symposiumswoche realisieren. Hier erläutert er Caroline Masterson, Ralph Gelbert und Mladen Bundalo seine Inszenierung zur Kunigunden-Legende.

«Neustadt.»Sie sind angekommen in Neustadt – die Teilnehmer des vierten internationalen Künstlersymposiums, und gestern wurde in der Villa Böhm schon emsig gearbeitet, waren erste Ergebnisse des von Ralph Gelbert geleiteten Treffens bereits zu sehen und die Begeisterung der zehn Künstlerinnen und Künstler für den Ort ihrer einwöchigen Zusammenarbeit zu spüren.

Mladen Bundalo sitzt in einem Eckzimmer der Villa, das ihm auf Zeit als Atelier für seine Tuschearbeiten auf Papier dienen wird. Der 1986 in Bosnien-Herzegowina geborene Künstler hat sich vorgenommen, in Neustadt weiter an seinem Pass-Projekt zu arbeiten, das ihm, dem Vielgereisten, besonders am Herzen liegt. „Ich habe in meinem Leben oft einen Pass und viele andere Papiere gebraucht, um Grenzen zu überwinden“, sagt Bundalo, der derzeit – mit einer Französin verheiratet – in Belgien lebt. Das mit den amtlichen Dokumenten sei nicht immer einfach gewesen und habe ihn schon zu einem gewissen Grad traumatisiert, erklärt er. In seinem Zeichnungsprojekt abstrahiert er die reine Abbildung des Passes mit seinen dekonstruktivistisch anmutenden Stempel- und Visaanordnungen immer weiter bis hin zu skizzenhaften Schwarz-Weiß-Arrangements, die mit dem Ausgangspunkt nichts mehr zu tun haben. Bis zur Finissage am Sonntag will er diese Einzelelemente zu einer Art Collage anordnen. Caroline Masterson aus Irland saugt derzeit noch die Atmosphäre in der Villa Böhm auf: Sie wisse noch nicht genau, in welcher Form sie ihr geplantes Projekt „Was macht es aus, ein Mensch zu sein“ umsetzen wird. Es sei noch nicht klar, ob sie die kleinen Bronzeplatten, auf denen sie sich mit der menschlichen DNA beschäftigt, als bemalte Monotypien ausstellen oder sie als Druckplatten verwenden will. „Im Moment sehe ich das hier eher als spannendes Treffen, aus dem ich viel Inspiration holen will“, meint sie zu dem Künstler-Netzwerk, dessen Teil sie werden will. Sein erstes von fünf Foto-Projekten hat Thomas Brenner bereits am Sonntag im Park der Villa Böhm abgeschlossen: Er habe sich fünf Themen, die einen Bezug zu Neustadt haben, ausgewählt und wolle die entsprechenden Abzüge bis zum Ende der Werkwoche kaschiert ausstellen, erklärt der für seine dichten Foto-Inszenierungen bekannte Künstler aus Kaiserslautern seinen dicht getakteten Zeitplan: Am Sonntag waren drei hübsche junge Weinhoheiten an der Reihe, drapiert um 500 Weinflaschen, die, auf der Treppe und im Park der Villa arrangiert, für das passende Ambiente sorgten. Gestern war die Neustadter Kunigunden-Legende dran, visualisiert mit grauen, auf Stativen montierten Holzkameraden: „War es wirklich die romantische Liebesgeschichte, oder war es vielleicht doch ganz anders?“, fragt er sich, warum Neustadt im 17. Jahrhundert nicht in Flammen aufgegangen ist. In weiteren Projekten wolle er sich den Themen Hambacher Schloss und Demokratie, Nazizeit und Krieg sowie Flüchtlinge und Kirche widmen, erklärt der Kaiserslauterer. Auch er wird wie alle seine Kollegen die Woche über ganz in Neustadt bleiben, obwohl er eigentlich abends nach Hause fahren könnte: „Die gemeinsame Zeit ist ja ein wichtiger Teil der Erfahrung eines Symposiums“, meint er, „außerdem macht’s Spaß“. Schon beim Besuch der Deidesheimer Weinkerwe am Sonntagabend hat der Bildhauer Alex J. Wood seinen Bezug zur Pfalz gefunden: Er hielt den hohen Kerwebaum für einen Christbaum, lobte den Humor der Pfälzer, bereits im Spätsommer den Winter zu feiern und will nun zunächst zeichnerisch, später auch skulptural eine Rakete im vermeintlichen Weihnachtsbaum landen lassen. Inspirierend findet er auch seinen Arbeitsplatz in der Villa mit Blick über Neustadt in den Himmel – wie berichtet, beschäftigt sich der aus London stammende Bronze-Künstler ja vorwiegend mit dem Sujet Fliegerei. „Es ist toll losgegangen, jetzt bin gespannt, was wir am Sonntag alles zeigen können“, meint Ralph Gelbert. Termine Der künstlerische Leiter des Symposiums Ralph Gelbert, bietet heute, Dienstag, morgen, Mittwoch, und am Freitag, jeweils von 14 bis 16.30 Uhr Führungen durch das künstlerische Treiben in der Villa Böhm an. Am Donnerstag findet von 17 bis 21 Uhr ein offenes Atelier mit Musik von Nicole Metzger und Wesley G. statt. Am Samstag, 19. August, wird im Park der Villa eine Party mit einem Konzert der Landauer Band „Die Dicken Kinder“ gefeiert (Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 12 Euro). Die während der Woche entstandenen Kunstwerke sind am Sonntag, 20. August, ab 11 in der Villa Böhm zu sehen. Parallel dazu findet bis 21 Uhr ein Familientag im Park statt. Von Montag an werden dann bis 3. September Arbeiten aller vier bisherigen Symposien in der Villa Böhm gezeigt.

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