Neustadt Der Garten als Sinnbild des Lebens

Am Beginn des „Sonnenwegs“ liegt der terrassierte Garten von Lilo Helfferich. Sie nennt ihn ihren „Kräutergarten am Sonnenhang“ – aber er ist viel mehr. Besichtigt werden konnte er, ebenso wie viele andere Grünoasen in der Pfalz, am Sonntag beim Tag der offenen Gärten.

Auf alten Ansichten Neustadts sieht man den Sonnenhang als große Wingertfläche mit zahlreichen, aus Trockenmauern gebildeten Terrassen. Heute ist der größte Teil verbuscht. Nur bei sehr wenigen Gärten lässt sich noch erahnen, wie der Südhang einst gestaltet war. In Lilo Helfferichs Garten zeigen sich der Vorteil und der Charme dieser Lage. Der Garten zieht sich weit den Hang hinauf und geht in den Wald über. Dessen Rand ist mit Edelkastanien bepflanzt. Hier gibt es einen festen Zaun – eine Abwehrmaßnahme gegen Wildschweine. Je weiter man in die Höhe steigt, desto spektakulärer wird die Aussicht. Überall möchte man verweilen. Die alten Trockenmauern sind erhalten, die langen Sonnenstunden ermöglichen das Anpflanzen von Gewächsen, die wenig Wasser, aber viel Wärme brauchen. Da liegt es nahe, mediterrane Kräuter zu ziehen, aber das ist bei weitem nicht alles. Auch asiatische Pflanzen gibt es, Heilpflanzen in vielen Variationen, Zistrosen, mindestens zehn Varianten, Edelrosen und Wildrosen wie die Rosa Gallica, die, wie Helfferich erklärt, Ausläufer bildet, ähnlich wie die Erdbeere. Diese, so erfährt man hier, gehört ebenfalls zu den Rosengewächsen. Nachdem Lilo Helfferich 1995 den Familiengarten übernommen hatte, den ihr Großvater Walter Baer in den 1920er Jahren als Obstgarten anlegen ließ, arbeitete sie sich gründlich ein. Anlage, Pflege und weitere Gestaltung sowie Entwicklung – alles mit gründlichen Kenntnissen und Bedacht. Der Garten ist ein lebender Organismus. Die alten Obstbäume des Großvaters werden erhalten und ergänzt, vieles kommt hinzu. Gerade ist eine Rosenpergola im Werden, dazu ein kleiner umzäunter Garten auf einer der größeren Terrassen. Auf jeder Terrasse, auf den verschiedenen Höhen ändern sich das Bild und die Stimmung, es ist eine ungeheure Vielfalt an Farben, Formen und Arten. Von allen Pflanzen kennt Helfferich auch die lateinischen Namen, die Erfordernisse an den Boden, die Art der Vermehrung. Und sie gibt gerne Auskunft an die interessierten Besucher, die ebenfalls oft schon dies und das haben anpflanzen oder vermehren wollen. Die Vielfalt hat sich Helfferich selbst erarbeitet, hat die Pflanzen selbst vermehrt, getauscht, von besonders guten Exemplaren aus Samen und Stecklingen gezogen. So hat sie zum Beispiel zwei Kakibäume, die von der benachbarten Welsch-Terrasse stammen. Mit Erlaubnis der Stadtgärtnerei hat sie Stecklinge geschnitten und einem Gärtner in Österreich zugeschickt, der sich auf das Vermehren von Kakibäumen spezialisiert hat. Zwei der so entstandenen Bäume wachsen jetzt in ihrem Garten. Ganz ohne Wasser kommt der Garten natürlich nicht aus. Das Dach des Gartenhauses wird genutzt , um Wasser aufzufangen, das dann in Zisternen bereitgehalten wird. Etwa 10.000 Liter kommen so im Jahr zusammen. Die Gärtnerin legt Wert darauf, dass mit der Natur gearbeitet wird, nicht gegen sie. Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung geschehen mit selbstgebrauten Kräuterjauchen, gedüngt wird mit Kompost. Nützlinge finden gute Lebensbedingungen. Schmecken kann man den Garten auch: Helfferich bereitet Kräutersirup und Brotaufstriche zu – allerdings nicht in ihrer kleinen Gartenküche. Die ist eher eine Kunstinstallation, entstanden aus einfachen, zusammengesuchten Materialien: ein alter Herd, ein ausrangiertes Keramikspülbecken, rostige Dosen, alte Küchengeräte aus Metall, aufgehängt an einer vor sich hin rostenden Baustahlmatte. In Töpfen, Kellen und Dosen wachsen Sukkulenten. Für Lilo Helfferich ist dieses Arrangement, wie der ganze Garten, ein Sinnbild des Lebens – von Werden und Vergehen. (inki) Noch Fragen? Infos im Internet: www.lilohelfferich.de

x