Rheinpfalz „Mannheim war immer Vision“

Mannheim. Respekt als Richtlinie für jegliches Handeln – diesen Wunsch hat Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) bei seiner Neujahrsansprache in den Mittelpunkt gestellt. 10.000 Bürger waren zum Neujahrsempfang der Stadt am gestrigen Dreikönigstag in den Rosengarten gekommen. Wie gewohnt präsentierten etwa 1000 Vereine und Institutionen aus Mannheim an Infoständen ihre Arbeit.

„Die internationale Stadt“ lautete das Motto der Veranstaltung. Und international geht es in Mannheim ja wirklich zu. 185 Nationen leben in der Quadratestadt, die sich seit vergangenen November als Teil des Unesco-Netzwerks „Creative Cities“ Unesco City of Music nennen darf – Stadt der Musik. „Darauf können wir zurecht stolz sein“, findet OB Kurz. Denn genauso wie das Miteinander verschiedener Kulturen und Religionen Tradition in der Stadt habe, sei es mit der Musik. Mannheim sei als barocke Idealstadt gegründet worden, so Kurz: „Mannheim war immer Vision.“ Viele Punkte aus dem vergangenen Jahr, die der Oberbürgermeister in seiner Ansprache Revue passieren ließ, haben auch großen Einfluss auf das Stadtgeschehen in 2015 und darüber hinaus: Die Konversion wird Mannheim noch viele Jahre beschäftigen. Doch es ist auch schon viel passiert. Auf dem Turley-Gelände hat sich nicht nur ein Unternehmen aus der Medizintechnologie angesiedelt. Auch die ersten privaten Bewohner sind eingezogen. Auf dem Areal des Benjamin-Franklin-Villages sind ebenfalls die Weichen für ein neues urbanes Quartier gestellt. 38 Prozent soll der Grünanteil dort betragen. „Die Konversion ist grün“, betonte Kurz. Damit war er zwangsläufig beim nächsten großen Thema angelangt – der Bundesgartenschau, kurz Buga. Die findet zwar erst 2023 statt, erhitzt aber auch nach einem Bürgerentscheid weiterhin die Gemüter. Für den OB ist sie ein Mittel zur Stadtentwicklung auf dem Spinelli-Gelände. Kurz nutzte seine Ansprache zwar nicht direkt als Werbeveranstaltung für die Buga, konnte sich aber doch einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Der Umgang mit Entscheidungen, erst des Gemeinderats, dann der Bürgerschaft, ist für mich befremdlich. Wir können uns selbst innerhalb des Gemeinderats offensichtlich nicht mehr darauf verständigen, dass Regeln der gesetzlich beschriebenen Entscheidungsfindung zu gelten haben.“ Damit spielte Kurz auf die Vorgehensweise der CDU an, die nach einer Befragung ihrer Mitglieder eine Gartenschau im Landschaftsschutzgebiet „Feudenheimer Au“ infrage stellt (wir berichteten). Im Juni ist übrigens Oberbürgermeisterwahl. „Respekt ist für mich zum Schlüsselwort geworden“, sagte Kurz. Damit meint er nicht nur den Umgang zwischen Befürwortern und Gegnern der Buga, sondern auch den respektvollen Umgang in der Stadtgesellschaft allgemein und vor allem gegenüber den Neuankömmlingen – egal welcher Hautfarbe und Religion. Ein positives Zeichen sei die für den 17. Januar angemeldete Demonstration unter dem Motto „Mannheim sagt Ja zu Flüchtlingen“. Denn schließlich sei eine Stadt nicht nur Infrastruktur, sondern Gemeinschaft. Gemeinschaft, die durch Zusammenleben entsteht, sprach der Journalist Udo van Kampen an, der lange in New York und Brüssel gelebt hat und gestern Gastredner beim Neujahrsempfang war. Er stammt aus Bad Kreuznach und kennt Mannheim. Gerade zwischen New Yorkern und Mannheimern habe er einige Parallelen feststellen können, sagte van Kampen. „Zum Beispiel das schnelle Sprechen.“ Dann wieder ernster: „Den Stolz auf die Stadt, in der man lebt, habe ich vor allem in New York gespürt. Das schafft Gemeinschaft, das gibt es hier auch.“ Bürger wollten heute nicht mehr nur verwaltet werden, sondern mitgestalten, betonte der Journalist. Bürgerschaftliches Engagement sei deshalb für die urbane Zukunft unerlässlich. Und wie viel es davon in Mannheim gibt, das bewiesen die vielen anwesenden Vereine und Gruppen.

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