Ludwigshafen „Wir leben hier die plurale Gesellschaft“

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„Frauen verdienen im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer, arbeiten oft in prekären Arbeitsverhältnissen, und ihre Rente beträgt oft die Hälfte der Männer.“ Susanne Diehl, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, weiß, was noch zu tun ist. Mit Eleonore Hefner, Geschäftsführerin des Vereins Kultur Rhein-Neckar, und Susanna Sambito-Cavallaro, Leiterin des Internationalen Frauentreffs, hat sie am Samstag das Internationale Frauenfest eröffnet.

Mehr als 400 Frauen aus aller Herren Länder – ein Drittel mehr als im Vorjahr – besuchten das Fest im Kulturzentrum Das Haus. Von Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau sind zahlreiche Länder, auch Deutschland, noch mehr oder weniger weit entfernt. Doch das hielt die Frauen am Samstag nicht vom Feiern ab. „Linguistische Praxis Dr. femme fatal“ ist der nicht ganz ernst gemeinte Name der Mannheimer Firma von Sprachwissenschaftlerin Simone Burel, die sich mit Unternehmenskommunikation beschäftigt. Die Analyse der Sprache von hilfesuchenden Frauen zeige die typischen Probleme: „Frauen sind oft zu streng mit sich selbst, zu perfektionistisch. Ihre Erfolge schreiben sie sich nicht selber zu.“ Wie Frauen das ändern können, demonstrierte Burel beim kurzen Speed-Coaching. Stark vertreten waren bei den über 20 Ständen Organisationen, die Auswege aus der weltweiten Benachteiligung von Frauen bieten. Dabei haben alle weiblichen Abgeordneten von Stadt, Land und Bund das Fest finanziell unterstützt und mitgefeiert. Auch SPD-Oberbürgermeisterkandidatin Jutta Steinruck hat gespendet und sich amüsiert. Der Kinderschutzbund, repräsentiert von der CDU-Landtagsabgeordnete Marion Schneid, schützt nicht nur Kinder, sondern auch Frauen. Seit Jahren ist die Arbeit von sozialen und kirchlichen Institutionen in vielen Bereichen, die Frauen betreffen, auf dem Fest vertreten. „Man erreicht dort als Verein oder Verband Frauen, die man sonst nicht erreicht“, erklärte Hefner das Interesse. Doch es gab auch kritische Stimmen: Mehr Stände von Institutionen, die Frauen den Zugang etwa zu Positionen in Unis, Politik und Wirtschaft zeigen, wären in den nächsten Jahren wünschenswert. „Kunst braucht Kohle“ war am Stand von Ingeborg Klinger, Vorsitzende der Kunstvereinigung Gedok Mannheim/Ludwigshafen, zu lesen. „In den Gremien, die Werke für ,Kunst am Bau’ auswählen, sitzen fast ausschließlich Männer, die überwiegend männlichen Künstlern die lukrativen Aufträge erteilen“, ärgerte sich Klinger. Dass aber die Gleichberechtigung der Frauen auch für Männer wichtig sei, habe schon James Oppenheim, der Verfasser des Arbeiterfrauen-Kampflieds „Brot und Rosen“ gewusst: „Wenn wir zusammen gehen, kämpfen wir auch für den Mann, weil unbemuttert kein Mensch auf die Erde kommen kann.“ Diese Zeilen aus dem Lied von 1912 seien erstaunlich aktuell. Marlene-Charlotte Siegel sang das Lied aus den USA bei ihrem Bühnenprogramm. Aus Indien, der Türkei und Deutschland kamen die Profi-Musikerinnen von Lanaeh. Die Band hatte ihren Premieren-Auftritt. Zum Tanzen brachte Pranita Rottmann die Festgesellschaft mit indischer Frauenpower. Esther Lelle moderierte und sang. Sogar die Tontechnik war fest in Frauenhand. Schade, dass häufig das Mikro ausfiel. Trotz kleinerer Pannen fiel Hefners Fazit letztlich aber positiv aus: „Ein total entspanntes heiteres Fest, bei dem sich die Stadt von ihrer besten Seite gezeigt hat. Wir leben hier die plurale Gesellschaft.“ |acd

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