Ludwigshafen „Will Kopf und Herz der Zuschauer ansprechen“

Luise Rist (Mitte) mit einigen Mitgliedern ihrer Jugendtheatergruppe Mahala International im Pfalzbau.
Luise Rist (Mitte) mit einigen Mitgliedern ihrer Jugendtheatergruppe Mahala International im Pfalzbau.

Zum vierten Mal veranstaltet das Ludwigshafener Theater im Pfalzbau das Festival „Offene Welt“. Ein Wochenende lang sollen Theaterprojekte, Schauspielproduktionen, Konzerte und als Höhepunkt ein „Weltfest“ unterschiedliche Kulturen und Nationalitäten zusammenführen. Mit „Crossing Borders“ (Grenzüberschreitungen) von der Jugendtheatergruppe Mahala International steuert das Theater im Pfalzbau auch eine eigene Produktion zum Festival bei.

Seit bald drei Jahren leitet Luise Rist Mahala International, „Crossing Borders“ ist das dritte Stück, das sie am Theater im Pfalzbau aufführt. Mahala kommt aus der Roma-Sprache und bedeutet Nachbarschaft und Zusammenhalt. Angehörige der Roma, wie noch bei der ersten Produktion „Come Closer“ (Komm’ näher), in der es um Herkunft, Identität und Heimat ging, sind inzwischen zwar nicht mehr unter den jungen Darstellern, aber den Namen hat die Gruppe als Programm beibehalten. Die jetzigen Darsteller sind jedoch dieselben wie im vergangenen Jahr bei dem Stück „Friedensstraße“, das sich um Flüchtlingsschicksale drehte. Einmal in der Woche kommt Luise Rist von Göttingen nach Ludwigshafen. Am Deutschen Theater in Göttingen war die gebürtige Ludwigshafenerin acht Jahre lang Dramaturgin, bis sie dort „Boat People“ gründete. Die nach den Vietnam-Flüchtlingen benannte Jugendtheatergruppe setzt sich mit den Themen Flucht und Migration auseinander und macht sich für ein Bleiberecht von Flüchtlingen in Deutschland stark. Als Tilman Gersch die Intendanz des Ludwigshafener Theaters übernahm, holte er Luise Rist hierher. 16 Jugendliche, zwischen 13 und 20 Jahre alt, gehören zu Mahala International. Etwa die Hälfte sind Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, die anderen sind Ludwigshafener, die meisten mit türkischem Migrationshintergrund. Aus den regelmäßigen Treffen und gemeinsamen Proben sind Freundschaften entstanden. Manche Mitglieder von Mahala International treffen sich auch in ihrer Freizeit und laden sich gegenseitig zu ihren Geburtstagsfeiern ein. Eine zwangsläufige Nebenwirkung der Theaterarbeit ist es außerdem, dass die Jugendlichen, die oft noch nicht gut Deutsch sprechen, die Sprache besser lernen. Luise Rist legt jedoch Wert darauf, dass sie keine Pädagogin oder Lehrerin ist. „Ich komme vom Theater“, betont sie. Wie schon die beiden vorangehenden Stücke hat Luise Rist auch „Crossing Borders“ selbst geschrieben. In dem Stück geht es um konkrete Grenzüberschreitungen, aber auch um Selbstüberwindungen. Jetzt in den Herbstferien probt die Gruppe jeden Tag. Bei ihren wöchentlichen Treffen in den zurückliegenden Monaten haben sie sich dem Thema langsam angenähert und Fragen gestellt: Über welche Grenze bin ich selbst schon einmal gegangen? Wie nah kann ich einem anderen kommen, ohne eine Grenze zu überschreiten? Wie sieht meine eigene Grenze aus? Im Laufe des Stücks verwandeln sich die Darsteller in eine andere Person und nehmen einen anderen Namen an. Einer wird dann etwa Mister Universum, andere heißen Lamborghini oder Bollywood. Fluchterfahrungen fließen nur am Rande in das Stück ein, aber selbstverständlich geht es auch um Grenzziehung und Annäherung zwischen den Geschlechtern. Romeo und Julia, das berühmteste Liebespaar der westlichen Welt, und ihr arabisches Pendant Leila und Quais kommen auch vor. Außerdem werden während der Aufführung Filmszenen eingespielt, die auf dem Berliner Platz entstanden sind, und Hans Kaul begleitet die Bühnenhandlung auf dem E-Piano und anderen Instrumenten. Am Ende finden alle zu einer großen Gemeinschaft zusammen, wie ein solches Happy End ja dem Namen Mahala entspricht. „Ich versuche immer, Herz und Kopf der Zuschauer gleichermaßen anzusprechen“, sagt Luise Rist. Termine Vorstellungen am Samstag, 14. Oktober, um 19 Uhr und am Sonntag, 15. Oktober, um 11 Uhr auf der Hinterbühne des Ludwigshafener Theaters im Pfalzbau

x