Ludwigshafen Wenn die Zeit davonläuft

Beim Turnier in der Walzmühle rauchen die Köpfe.
Beim Turnier in der Walzmühle rauchen die Köpfe.

«LUDWIGSHAFEN.» Nur noch selten herrscht im Einkaufszentrum in der Walzmühle so viel Betrieb wie vergangenen Samstag. Einmal im Jahr versammeln sich Schachspieler aus der Region in der mittlerweile größtenteils leerstehenden Mall, um in neun Runden ihre Kräfte zu messen. Sieger in der Walzmühle wurde mit Jörg Wegerle einer der vielen Titelträger, die eigens zum Schnellschach-Open gekommen waren.

Nach neun Runden mit jeweils einer Viertelstunde Bedenkzeit pro Spieler stand der Sieger fest. Der Internationale Meister (IM) Jörg Wegerle von der Schachgesellschaft Solingen setzte sich mit acht von neun möglichen Punkten durch. Hinter ihm landeten IM Vadim Chernov vom SK Ladenburg und Großmeister (GM) Leonid Milov vom SC Noris-Tarrasch Nürnberg mit jeweils 7,5 Punkten auf den Plätzen zwei und drei. Die Entscheidung in der letzten Runde versprach Hochspannung, fiel aber vergleichsweise unspektakulär aus. Wegerle, der einen halben Punkt Vorsprung vor dem übrigen Feld hatte, musste mit Schwarz gegen den IM Matthias Dann antreten. Dann spielte druckvoll und konnte sich mit seinem Läuferpaar gegen das Springerpaar von Wegerle erheblichen Raumvorteil verschaffen. Auch die Zeit sprach wenige Minuten vor Ablauf der Uhr für den Weißspieler, der dann aber im Endspiel den Faden verlor. Geschickt verteidigte sich Wegerle gegen einen zunehmend entnervten Dann, der die Uhr aus den Augen verlor und durch Zeitüberschreitung verlor. Der Unterlegene wendete sich verärgert ab: Statt des möglichen Turniersiegs blieb am Ende nur ein enttäuschender Rang zehn. Das enge Rennen um den Turniersieg unterstrich die hohe Leistungsdichte. „Von rund 150 Teilnehmern hatten 40 Spieler eine DWZ von über 2000 Punkten“, freute sich Turnierleiter Manfred Derlich vom Ausrichterverein SK 1912 Ludwigshafen. Ab einer Spielstärke von 2000 DWZ (Deutsche Wertungszahl) kann man guten Gewissens von Meisterspielern sprechen. Dass sich ihre Zahl erhöht hat, spricht für die inzwischen überregionale Anziehungskraft des Turniers. Angesichts der geballten Konkurrenz hatten es die Einheimischen nicht leicht: Mit sieben Punkten landete Torsten Lang (SK Landau) als bester Pfälzer auf Platz sieben, als stärkster Gastgeber holte Wolfgang Vohmann vom SK 1912 sechs Zähler (Platz 30). 5,5 Punkte gewannen seine Vereinskameraden Johannes Feldmann und Reiner Junker sowie Manuel Freising vom ESV Ludwigshafen. Eine positive Ausbeute mit fünf Punkten erreichten Günter Haag (TSG Mutterstadt), Gisbert Dickel (Schachhaus LU), Alexander Pelt, Tobias Faulhaber (beide SC Schifferstadt), Simon Frohnhäuser (Schachfreunde Limburgerhof) und Ujup Murseli (SK 1912). Nach organisatorischen Schwierigkeiten im vergangenen Jahr, als angesichts des Andrangs sogar einige Spieler abgewiesen werden mussten, verlief dieses Jahr alles nach Wunsch. Für den SK 1912 ist das Walzmühlturnier auch eine Art Generalprobe für die Ausrichtung der Stadtmeisterschaft am kommenden Wochenende. Dann werden sich die Denksportler wieder in Langpartien gegenübersitzen, mit mehr als eineinhalb Stunden Bedenkzeit pro Spieler und Partie.

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