Ludwigshafen Viele Facetten und Gymnastik für die Stimme

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Starke Stimmen wachsen in Mannheim heran, und zwar nicht nur in der Popakademie, sondern immer wieder auch in der Abteilung Jazz und Popularmusik der Mannheimer Musikhochschule. Dort studieren die beiden Sängerinnen, welche die „Vocal Night“ bei der IG Jazz in der Klapsmühl’ bestritten haben: Valeria Maurer und Jules. Mit ihren Bands sorgten sie zu Recht für begeisterte Jubelstürme.

Jules nennt sich die Singer/Songwriterin Julia Nagele, über deren wunderbare Musik mit ihrem Quartett man nur staunen kann. Wenig Jazz, dafür umso mehr wohlklingende Stile hat sie in ihren Songs miteinander verbunden. Mit „Harbour“, im Stil von Americana und alternativem Countryrock, ging es gleich eindrücklich los. Jules’ akustische Gitarrenbegleitung zu E-Gitarre, knorrig sonorem Kontrabass und Drums brachte große Tiefe in die Klänge. Besonders Jörg Teicherts expressives Spiel auf der E-Gitarre, gewürzt mit Slide-Tönen und subtil verschatteten Klängen machte starke Wirkung. Sublime Stimmungen wurden beschworen, aber auch unbeschwerte, phantasievolle Popsongs hatte Jules in ihrem reichen Repertoire, das sie mit sehnsuchtsvoller Süße in der Stimme sang. Dazu gehörten auch Bluessongs mit viel Erotik. Jules spielte mit stimmlichen Nuancen und ließ ihr Organ klangstark aufröhren. Sehr viele Gesichter, sehr viele Facetten hat Jules in ihrer Stimme und in ihren Songs. Fünf Bläser und ein Streichquartett kamen noch hinzu, für die der Trompeter Johannes Stange wunderschöne Arrangements geschrieben hat. Elegante Raffinesse tönte aus einer Latin-Nummer, romantisch verträumt kam der Popsong „Green Bird“ daher. Hymnisch und tanzbar ertönten weitere Songs: alles großartige Musik, wunderbar musiziert von einer ebenso sympathischen wie charismatischen Sängerin mit ihrer Band. Dass Jules bald nicht minder erfolgreich sein wird wie ihre großen Sangesschwestern von der Popakademie, Wallis Bird und Mine, lässt sich jetzt schon prophezeien. Eine weitere starke Künstlerin eröffnete den Abend: Valeria Maurer mit Band. Die russische Sängerin, die in ihrer Heimat erfolgreich Tango singt, präsentierte sich in der Klapsmühl’ mit Jazzsongs, die sie selbst arrangiert hat. Ihre vortrefflich geschulte stimmliche Virtuosität zeigte sie schon in dem Eröffnungssong, einem Instrumental, das sie mit fabelhaftem Scatgesang in kühnen Sprüngen bereicherte. „Gymnastik für die Stimme“, wie sie lachend gestand. Und diese Stimme ist auch noch sehr wohlklingend. Die junge Künstlerin hat eine wohltimbrierte fruchtige Stimme, die sie wunderschön ausschwingen und schweben ließ in einem Walzer aus der Musik zum Film „Spartakus“. Mit einem eigenen Text unterlegt hat sie die Kondakov-Nummer „Deserted Park“. Mit warmer samtiger Sinnlichkeit in der Stimme entwarf sie hier eine elegische Winterlandschaft, reich an poetischen Stimmungen. Wunderschöne Ornamente brachte sie mit ethnisch eingefärbtem Gesang zum Schillern in „Nardis“. In ihrer Band hatte sie inspirierte Begleiter.

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