Ludwigshafen Tafelrunde in Las Vegas

Wie die Venus: die stimmgewaltige Fee vom See (Altistin Rebecca Raffell).
Wie die Venus: die stimmgewaltige Fee vom See (Altistin Rebecca Raffell).

Die britische Komikertruppe Monty Python besitzt seit Jahrzehnten Kultstatus. Ihren Erfolg führte sie mit der 2004 uraufgeführten Musical-Parodie „Spamalot“ weiter, die drei Tony Awards einheimste und seither in vielen Ländern gern gespielt wird. Das Badische Staatstheater Karlsruhe ist mit seiner bunten „Spamalot“-Inszenierung im gut besuchten Theater im Pfalzbau zu Gast gewesen.

Wir schreiben das Jahr 932 nach Christus. In England wütet die Pest, und überhaupt ist finsterstes Mittelalter. Artus, König der Briten (Gunnar Schmidt), und sein treuer Diener Patsy (Jens Koch) sind auf der Suche nach edlen Rittern, die an Artus’ Tafelrunde Platz nehmen können. Die beiden kommen hüpfend auf die Bühne, während Patsy die zwei Hälften einer Kokosnuss aneinanderschlägt – und schon hüpft auch das Herz eines jeden Monty Python-Fans höher. Warum das witzig ist? Keine Ahnung, aber es ist witzig. Wer Monty Python kennt, der weiß, was einen erwartet: schwarzer britischer Humor, manchmal absolut sinn- und niveaubefreit, manchmal wunderbar doppeldeutig und bösartig. So verhält es sich auch mit „Spamalot“, der Musical-Version des Filmklassikers „Die Ritter der Kokosnuss“, bei dem es sich wiederum um eine klamaukige Version der Artussage handelt. Monty-Python-Ulknudel Eric Idle schrieb die Texte und holte sich Komponist John Du Prez für die Musik. Das Ergebnis ist eine gleich auf mehreren Ebenen absolut gelungene Persiflage des Genres. Nachdem Artus seine Mannen Lancelot (Sven Daniel Bühler), Robin (Johannes Schumacher), Galahad (Alexander Peutz) und Bedivere (Klaus Cofalka-Adami) um sich versammelt hat, bringt er sie nach Camelot. Das Schloss erinnert an ein Casino in Las Vegas, und die Tafelrunde an eine Spaßgesellschaft. Dann befiehlt Gott ihnen (mit weiblicher Stimme), den Heiligen Gral zu suchen. Dabei begegnen die Ritter aufmüpfigen Franzosen, den Rittern von Ni und einem Killerkaninchen. Unterstützt werden sie auf ihrer Suche von der Fee vom See (Rebecca Raffell). Die Entscheidung von Regisseur Ingmar Otto, alle Lieder im englischen Original zu belassen, trägt maßgeblich dazu bei, dass Ironie und Parodie nicht verloren gehen. Das gilt beispielsweise für Artus’ Schnulze „I’m All Alone“, im Text eine Aneinanderreihung schmalziger Plattitüden, die einem aus dem einen oder anderen Popsong bekannt vorkommen. Oder „The Song That Goes Like This“, in dem lang und breit erklärt wird, warum gerade jetzt in einem Musical ein wuchtiges Liebeslied kommen muss. Höhepunkt ist freilich der Beginn des zweiten Akts, als der Klassiker „Always Look on the Bright Side of Life“ geschmettert wird. Die Unzahl an Kostümen und Perücken, Verweise auf andere Musicals wie „Funny Girl“ und der Umstand. dass jeder Darsteller außer Schmidt und Koch eine Unzahl an Rollen spielen muss, befeuern diese temporeiche Musical-Parodie. Aktuelle Themen wie der Brexit sind in der Inszenierung charmant untergebracht. Gunnar Schmids Artus kombiniert britische Noblesse wunderbar mit Slapstick. Für Altistin Rebecca Raffell ist die Rolle ein Exkurs, den sie sichtlich genießt. Bewunderung verdient aber auch das übrige Ensemble ob der Rollenvielfalt. Und am Ende erfahren wir sogar, wie die Verballhornung „Spamalot“ zusammenkommt: Die Ritter essen nämlich gerne Dosenfleisch: „We eat Spam a lot.“

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